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Wie es nach dem Bachelorabschluss weitergeht

Den meisten Studierenden ist der Bachelor nicht gut genug: 77 Prozent schließen die Universität mit dem Master-Abschluss ab. Um die Karrierechancen zu erhöhen, ist das oft sinnvoll. Allerdings gibt es auch gute Gründe dafür, nach dem Bachelor erst mal ins Berufsleben zu starten.

Von Andrea Lueg | 22.06.2018
    Bachelor- und Masterabsolventen der "Hamburg School of Business Administration" warten am 02.10.2013 in Hamburg in der Handelskammer auf ihre Urkunden.
    Die meisten Studierenden streben nach dem Bachelorabschluss noch den Master an (picture alliance / dpa / Axel Heimken)
    "Ich bin gerade dabei, mich zu bewerben für verschiedene Stellen und kuck dann mal, wo ich so lande und bin eigentlich offen für alles. Ich will jetzt erst einmal gucken, wie mir das in der Praxis gefällt. Und vielleicht ergibt sich das, dass ich noch einen Master mache, also da bin ich sehr offen für verschiedene Sachen."
    Julia Maul studiert an der Technischen Hochschule in Köln Soziale Arbeit im Bachelor. Noch ein paar Prüfungen und die Bachelorarbeit, dann ist sie erst einmal fertig. Und will in die Berufswelt.
    "Weil ich gemerkt hab, vor allem in meinem Praktikum, dass ich vor allem in der Praxis lerne. Also es ist wichtig, das alles theoretisch zu fundieren und das theoretische wissenschaftliche Wissen zu haben, aber mir ist es auch sehr wichtig, das in der Praxis auch auszuprobieren."
    Die 22-Jährige würde gerne Familien mit kleinen Kindern beraten und bewirbt sich deshalb zum Beispiel beim Jugendamt. Aber vielleicht verändern sich die Interessen noch in den nächsten Jahren, vielleicht will sie dann mit Senioren arbeiten, mit Flüchtlingen oder in einem ganz anderen Bereich. Oder sie stellt fest, dass sie zwar weiter mit Familien mit kleinen Kindern arbeiten möchte, sich aber noch weiterbilden will, zum Beispiel über den Master. Dann würde sie an die FH zurückgehen. Aber diese Türen möchte sich Julia Maul noch offen halten.
    Vieles spricht für den Master
    Wenn man Studierende der Uni Köln fragt, halten die meisten den Master für die bessere Option, als direkt nach dem Bachelor in den Beruf zu gehen:
    "Also, ich plane schon, einen zu machen, um bessere Einstiegschancen in der Berufswelt zu haben." - "Ich hab eigentlich schon noch Bock zu studieren." - "Wenn ich gute Jobaussichten hätte, würde ich sofort einsteigen, aber sonst sicher Master ." - "Ich studiere jetzt endlich was, was mir gut gefällt, das heißt, einen Master schließ ich nicht aus, aber ich hab bisher noch nie mein eigenes Geld verdient und kann mir sehr gut vorstellen, erst einmal ein bisschen zu arbeiten, weil ich ja noch ziemlich jung bin."
    Sich im Meer der Möglichkeiten zurechtzufinden, finden viele Studierende nicht einfach. Wer nicht alleine entscheiden will oder kann, ob er einen Master machen soll, kann sich Rat holen. Zum Beispiel bei Sylvia Strick von der Studienberatung der Uni Köln. Sie versucht, im persönlichen Gespräch weiterzuhelfen.
    "Die Fragen sind sehr vielfältig: Möchte ich mich wissenschaftlich überhaupt fortbewegen, möchte ich mein Studium hier an der Universität fortsetzen, welche Möglichkeiten habe ich, mein bisheriger Bachelor-Abschluss, bin ich dadurch qualifiziert in den Master zu gehen, habe ich die entsprechenden Voraussetzungen, da der Masterstudiengang ja häufig auf den Bachelor aufbaut.
    Es sind aber auch einfache Fragen formaler Art, wie bewerbe ich mich, welche Studienangebote haben Sie, also eine ganz, ganz große Bandbreite an Fragen."
    Meistens gibt es bei Sylvia Strick kein einfaches Ja oder Nein auf eine Frage. Sie versucht vielmehr, Fragen zu stellen, die die Studierenden weiterbringen.
    "Sehr, sehr viele sind noch unsicher in verschiedenen Dingen. Und die Vorbereitung auf ein Gespräch bei uns ist auch sehr verschieden, viele kommen mit einem Block oder mit ihrem Laptop und haben Fragen im Vorfeld vorbereitet, notieren sich viel und andere, da merkt man: noch gar keine Ahnung."
    Berufserfahrung ist für Master-Zulassung egal
    Wenn man nach dem Bachelor erst einmal in den Job geht und den Master später machen will, sollte man auf jeden Fall nicht zu lange aus dem Hochschulleben weg bleiben. Denn dann wird die Umstellung wieder mühselig. Und: Insgesamt ist der Master immer noch der bessere Garant für gute Karrierechancen. Mit Berufserfahrung kann man bei der Zulassung zum Master übrigens nicht punkten.
    "Die Zulassungsordnungen schreiben ganz klar vor, dass Berufserfahrungen keine Rolle spielen für den Zugang."
    Julia Maul jedenfalls hat ihre Optionen gecheckt und entschieden:
    "Theoretisch hab ich einen ganz großen Koffer dabei, und davon jetzt mal Sachen auszuprobieren – da hab ich Lust drauf!"