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Note "sehr gut" für das Deutschlandstipendium

Das Deutschlandstipendium gehört nicht gerade zu den bekanntesten seiner Art. Zuwenig Studierende bekommen es. Und mit 300 Euro im Monat kommt auch der größte Sparfuchs nicht weit. Dabei profitieren die Stipendiatinnen vom engen Kontakt mit Unternehmen und auch der hohe Anteil an Erstakademikern ist vorbildlich, wie eine neue Evalutation jetzt zeigt.

Von Verena Kemna | 09.03.2016
    Eine Frau mit Gummihandschuhen und Mundschutz blickt in die Augen eines hochgehobenen Meerschweinchens.
    In aller Ruhe forschen, am besten mit einem Stipendium (dpa picture alliance / Hans Wiedl)
    Nur wenige Studierende profitieren vom Deutschlandstipendium. Von über zweieinhalb Millionen Studierenden bekommen gerade einmal 23.000 die Unterstützung. Dazu kommt, dass die Fördersumme mit 300 Euro monatlich längst nicht ausreicht, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Die Kritik ist seit 2011 nicht abgerissen. Eine Evaluation soll nun beweisen, dass das Förderinstrument funktioniert. Der 25-jährige Henrik Sadlowski steht hinter dem Stipendium. Fast jeden Tag sitzt der Medizinstudent an der Berliner Humboldt Universität noch spät am Abend in den Laborräumen der Charité.
    "Wir arbeiten gerade an einem Glucosesensor für Diabetes, wo es darum geht, den Blutzucker bei Menschen, die Diabetes haben, noch besser kontrollieren zu können."
    Studieren und forschen gleichzeitig, das schafft er nur, weil er sich um seine Lebenshaltungskosten, um Essen und Miete keine Sorgen machen muss. Er bekommt Geld von zuhause und er wird seit dem ersten Semester durch das Deutschlandstipendium gefördert, die Fördersumme liegt bei 300 Euro monatlich. Die eine Hälfte finanziert der Bund, die andere Hälfte übernehmen private Förderer. Das können große Firmen sein, aber auch kleine Handwerksbetriebe oder Einzelpersonen. Eine Pharmafirma unterstützt Henrik Sadlowski bei der Forschung.
    Win-win-Situation für Studierende und Unternehmen
    "Ich bin Student im neunten Semester. Ich habe seit dem ersten Semester neben dem Studium kontinuierlich parallel geforscht, zuerst an seltenen Muskelerkrankungen. Und aus diesem Forschungsprojekt an seltenen Muskelerkrankungen ist dann dieses Sensorprojekt hier geworden. Letzten Endes ist es so, dass ich meistens die eine Hälfte des Tages studiere und dann den Rest des Nachmittags und den Abend hier im Labor verbringe und dann noch spät abends die Vorlesungen nachbereite."
    Außerdem kümmert er sich um ein Tutorial für Medizinstudenten auf Youtube, das er selbst entwickelt hat, er organisiert Hilfsprojekte in Indien und hat ständig neue Ideen, die sich aus Studium und Forschung ergeben.
    "Wirklich neue Wege zu gehen und wirklich anders zu denken, das ist letztlich nur mit so einem Stipendium möglich."
    Durch die Förderstruktur des Deutschlandstipendiums lernt der Medizinstudent außerdem die Perspektive von Unternehmen kennen, die ihrerseits die Deutschlandstipendiaten als potenzielle Nachwuchskräfte im Blick haben. Eine Win-win Situation, die eine Studie nun bestätigt. Es ist Aufgabe der Hochschulen, die privaten Mittel einzuwerben. Der Verwaltungsaufwand wurde in der Vergangenheit oft kritisiert. Doch es lohnt sich, sagt Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.
    "Wir nutzen an unserer Hochschule dieses Stipendium, vor allem auch, um die Verbindung zwischen Studierenden, den Unternehmen und der Hochschule zu stärken und da haben sie eine Reihe von sehr positiven Effekten, Karriereeffekten bei den Studierenden, Erfahrungen bei den Studierenden, Innovationsprozesse in den Unternehmen und in der Hochschule. Das ist etwas, was sehr wertvoll ist."
    Anteil von Nicht-Akademikerkindern liegt bei 50 Prozent
    Er war nicht von Anfang an ein Befürworter, hat aber erlebt, wie sich das Deutschlandstipendium in den vergangenen fünf Jahren quasi zu einem Förderinstrument für die lokale Wirtschaft entwickelt hat.
    "Wir arbeiten auch vor dem Hintergrund dieses Stipendiums mit regionalen Firmen zusammen und daraus entstehen so viele wichtige Projekte für die Wissenschaft, auch für die Forschung, Innovationsprozesse, dass ich nicht darauf verzichten möchte."
    Die Studie zeigt, dass an allen Hochschulstandorten, also auch in strukturschwachen Regionen ausreichend private Mittel akquiriert werden können. Auch andere Zahlen im Evaluationsbericht sprechen für das Deutschlandstipendium. So beträgt der Anteil von Nicht-Akademikerkindern genau wie bei allen Studierenden 50 Prozent. Der Evaluationsbericht gibt grünes Licht für die Zukunft, erklärt Bundesbildungsministerin Johanna Wanka.
    "Man kann insgesamt sagen, dass der Evaluationsbericht eine sehr gute Note gibt für den Erfolg des Deutschlandstipendiums und dass wir, so hoffe ich, damit ein Stück weiter gegangen sind auf dem Weg zu einer Stipendienkultur in Deutschland."