Montag, 22. April 2024

Archiv


Sturm und Stille in Arkadien

Eduard Arnold hatte die Idee. Der jüdische Industrielle, selbst leidenschaftlicher Kunstsammler und stiller Mäzen, war der Meinung, jeder deutsche Künstler habe, frei von finanziellen Nöten, sozialem Druck, einmal in seinem Leben, zur Sensibilisierung seiner Nerven, zur Erlangung höchster Meisterschaft, für längere Zeit an den Tiber zu gehen und wie Goethe, Schopenhauer, Winkelmann und andere teutonische Großdenker Rom als die bedeutendste europäische Bildungs- und Energiequelle zu erfahren.

Von Holmar Attila Mück | 12.06.2010
    1910 kauft er am Rande der Ewigen Stadt dem Fürsten Massimo ein großes Gelände ab, erbaut darauf eine prächtige Villa, davor eine Reihe von Ateliers und schenkt dann alles dem preußischen Staat.

    Die Villa Massimo - sie war Schlachtfeld, aber auch Brutstätte von Ideen, bizarrer Theorien, Arena für linke, halbmitte, halbrechts orientierte Künstler. Über ihrem Dach wehte die Fahne des Kaisers, die Italiens, die mit dem Hakenkreuz und die mit dem Adler ... Ihre Stipendiaten fielen in den Schützengräben, wurden gemordet, avancierten zu Staatsartisten unter allen Fahnen, nahmen sich das Leben, wurden irre, Revolutionäre, einige auch Politiker.

    Bis heute gleicht das Auftauchen des Villa-Massimo-Stipendiums in der Biografie eines Künstlers, ob Maler, Musiker, Dichter, Architekt oder Bildhauer einem Ritterschlag, bürgt für Qualität, lässt weiter auf Großes hoffen. Die Lange Nacht über die Villa Massimo erzählt 100 Jahre nach ihrer Gründung von ihren Bewohnern, deren Leben, ihren Schicksalen und setzt die gesammelten Bilder, Worte, Zeichen und Töne zu einem Mosaik zusammen.

    Am 3. Juni 2010 feierte die Deutsche Akademie Rom ihr einhundertjähriges Bestehen.

    Als 1910 Eduard Arnhold das Grundstück der Villa Massimo kaufte, ließ er auf dem prachtvollen Gelände das heutige Haupthaus und zehn weiträumige Künstlerateliers errichten, um sie dem preußischen Staat zu schenken. Damit ermöglichte er deutschen Künstlern einen sorglosen Romaufenthalt und schuf ihnen großzügigste Arbeitsbedingungen, die es in diesem Maße vorher nicht gegeben hatte und noch immer eine Einmaligkeit unter den ausländischen Akademien in Rom darstellt.

    Dank der Unterstützung der Bundesregierung lässt sich auch nach 100 Jahren der Gründungsgedanke aufrecht erhalten und der Aufenthalt in der Villa Massimo ist weiterhin die höchste Auszeichnung für deutsche Künstler im Ausland.

    Weiterlesen

    Deutsche Akademie Ron - Villa Massimo


    Kulturwerk des bbk berlin - Studienaufenthalt in der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom oder der Casa Baldi in Olevano Romano

    Die Stipentiaten 2010

    Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Bernd Neumann hat die Stipendien für Aufenthalte in der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo und Casa Baldi sowie für das Deutsche Studienzentrum in Venedig für das Jahr 2010 vergeben. Die Stipendien ermöglichen hochbegabten Künstlerinnen und Künstlern, sich durch einen längeren Auslandsaufenthalt in Italien künstlerisch weiter zu entwickeln.

    Für einen einjährigen Aufenthalt in der Villa Massimo wählte die Villa-Massimo-Jury, die sich zusammensetzt aus Fachleuten der Sparten Bildende Kunst, Architektur, Literatur und Musik (Komposition), folgende Künstlerinnen und Künstler als Stipendiaten aus:

    Marcel Beyer, Dresden (Literatur), Jana Gunstheimer, Jena (Bildende Kunst), Christian Jankowski, Berlin (Bildende Kunst), Ulrike Kuschel, Berlin (Bildende Kunst), Jan Liesegang, Berlin (Architektur), Philipp Maintz, Berlin (Musik), Kathrin Schmidt, Berlin (Literatur), Anno Schreier, Karlsruhe (Musik), Heidi Specker, Berlin (Bildende Kunst).

    Weiterlesen

    Akademie der Künste, Berlin

    Wikipedia über die Villa Massimo

    Zaimoglu: Stipendium an der Villa Massimo war "eine Gnade"

    Schriftsteller und Jury-Mitglied über 100 Jahre Deutsche Akademie Rom

    Thema in Deutschlandradio Kultur

    Kulturstaatsminister Bernd Neumann: Villa Massimo ist ein wertvolles Kleinod der Kulturnation Deutschland

    100 Jahre Villa Massimo in Rom, Die Berliner Literaturkritik, 31.05.10



    Angela Windholz

    Villa Massimo

    Zur Gründungsgeschichte der Deutschen Akademie in Rom und ihrer Bauten.

    Mag.-Arb.. Studien zur internationalen Architekturgeschichte und Kunstgeschichte Bd.19.

    2009 Kunstverlag Josef Fink

    Die Deutsche Akademie Villa Massimo in Rom ist eines der bekanntesten deutschen Kulturinstitute im Ausland. Seit fast 100 Jahren beherbergt sie deutsche Künstler, die - mit einem Rom-Stipendium ausgezeichnet - dort meist für ein Jahr kostenfrei wohnen und arbeiten können.

    Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, jener Mannigfaltigkeit von Faktoren nachzugehen, die schließlich das Entstehen einer deutschen Akademie ermöglichten.



    Mord in der Villa Massimo

    von Ingomar von Kieseritzky

    Regie: Karin Bellingkrodt

    Produktion: DLR Berlin 1996

    Länge: 53:47

    Drei höchst bizarre Morde verunsichern die Ermittler Balfi und Kaloppke. Tatort: eine nicht unbekannte Villa für Kunst-Stipendiaten der unterschiedlichsten Genres. Opfer: die Malerin Schmatz, der Architekt Herbich und der Schriftsteller Samier. Auch die Herren Mayser und Peitz, Ehrengäste der Stipendiaten-Villa, machen sich so ihre Gedanken über den Täter bzw. die Täterin sowie die Tatmotive. Eine Krimi-Groteske mit ironisch-kritischem Blick auf "moderne" Kunst und Künstler. Ingomar von Kieseritzky, geboren 1944 in Dresden, lebt seit 1971 als freier Schriftsteller in Berlin. Er hat Romane und zahlreiche Hörspiele geschrieben, u.a. "Aktenlos oder Der Hamster im Laufrad" (1993) und "Die Fragen des Yeti oder Die Lichtung" (1994), beide als "Hörspiele des Monats" von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste ausgezeichnet. Der WDR produzierte zuletzt von ihm "Der Sinnstift" (1992). Unter diesem Titel erschien auch eine Anthologie seiner Hörspieltexte mit beigefügten Audio-Cassetten.

    Mit: Bruno Ganz, Otto Sander, Vadim Glowna, Elisabeth Trissenaar, Christian Brückner u.a.



    Stipendiaten der Villa Massimo

    Rom 1930

    Helmuth Macke,

    Heinrich Reifferscheid,

    Karl Schmidt-Rottluff

    Eine Ausstellung der Heinrich-Reifferscheid-Gesellschaft im StadtMuseum Bonn

    Öffnungszeiten:

    Do-Sa 13-18 Uhr

    So 11.30-17 Uhr

    Mo 9.30-14 Uhr

    Am 27. Mai 2003 hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Christina Weiss, bei einem Festakt zusammen mit dem neuen Direktor Joachim Blüher die "Deutsche Akademie Rom Villa Massimo" feierlich wieder eröffnet. Auf eine so lange und ungebrochene Tradition wie beispielsweise die schon 1666 von Ludwig XIV. gegründete "Académie de France à Rome", die in diesem Jahr mit der Ausstellung "Maestà di Roma" das 200jährige Jubiläum ihres Umzugs in die Villa Medici feierte, kann die Villa Massimo nicht zurückblicken. Erst 1913 konnten die ersten Stipendiaten, darunter auch der damals berühmte und allseits bekannte Münchner Bildhauer und Italienkenner Adolf von Hildebrand (1847-1921), die Ateliers beziehen, die der deutsche Industrielle und Kunstmäzen Eduard Arnhold zusammen mit dem Haupthaus und dem Pförtner- und Verwalterhaus auf dem von ihm erworbenen Parkgrundstück als Stiftung an den Preußischen Staat hatte errichten lassen.

    Bis 1929 dauerte es, bis der zweite Stipendiatenjahrgang die Reise nach Rom antreten konnte, da mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs und die nachfolgende Enteignung deutschen Staats- und Privateigentums in Italien die Verfügbarkeit erloschen war. Zum dritten Stipendiatenjahrgang - 1930 - gehörten Künstler ebenso unterschiedlichen Alters wie politischer Gesinnung und künstlerischer Ausrichtung. Neben der aus der Kreuznacher Bildhauerdynastie stammenden Hanna Cauer, als 28jährige die jüngste von allen, waren das u. a. die Maler August Dressler und der später in der ehemaligen DDR zu deren bedeutendsten Künstlern zählende Heinrich Ehmsen, deren Werke ebenso wie die von Georg Schrimpf von den Nationalsozialisten als "entartet" diffamiert wurden, sowie Helmuth Macke (1891-1931), Karl Schmidt-Rottluff (damals 46 Jahre alt) und - als ältester (immerhin schon 58 Jahre alt) der eingeladenen Künstler - der an der Berliner Akademie lehrende Rheinländer Heinrich Reifferscheid.

    Wiewohl selbstverständlich auch schon damals der Rom-Aufenthalt als inspirations- und entwicklungsfördernd vorausgesetzt wurde, gaben - bei der Anzahl damals schon etablierter Künstler unter den Stipendiaten - offenbar andere Gründe den Ausschlag für ein Stipendium als heute, das, wie Kulturstaatsministerin Weiss in der Festrede am 27. Mai 2003 äußerte, den Künstlern helfen soll, "ihnen nach ihrer Rückkehr nach Deutschland den Durchbruch" zu erleichtern.

    Neu gegenüber früher, und das betrifft auch die Regelung von 1957-1999 (von 1944 bis 1956 war die Akademie geschlossen), sind seit der Neueröffnung 2003 auch die höheren Stipendien und die Festlegung auf ein ganzes Studienjahr. Derzeit weilen 14 Stipendiaten in Rom.

    Ausstellung im Stadtmuseum Bonn von 2003