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Trumps Eiertanz

Für den Posten des künftigen US-Außenministers ist nach dem ehemaligen New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani und Trump-Kritiker Mitt Romney bereits der dritte Kandidat im Gespräch - Ex-CIA-Chef David Petraeus. Doch Donald Trump kann sich nicht entscheiden. Er will Romney ein zweites Mal treffen.

Von Thilo Kößler | 29.11.2016
    Mitt Romney (rechts) und Amerikas künftiger Präsident Donald Trump verlassen das Clubhaus des Trump National Golf Club nach einem Treffen
    Der künftige US-Präsident Donald Trump zögert die Personalie US-Außenminister hinaus. Hier mit Kandidat Nr. 2 - Mitt Romney, dem bisherigen Trump-Gegner und Präsidentschaftskandidat der Republikaner 2012. (AFP/ Don Emmert)
    Im Streit über die Neuauszählung von Wählerstimmen in drei Bundesstaaten zeigt der künftige Präsident nervöse Gereiztheit. Und im innerparteilichen Konflikt über die Besetzung des wichtigen Postens des Außenministers offenbart Donald Trump Entscheidungsschwäche. Neun Tage sondiert der president elect bereits die Personalvorschläge für den künftigen Chef im State Department – jetzt suchte er das Gespräch mit einem dritten Kandidaten: Nach Rudy Giuliani, dem ehemaligen New Yorker Bürgermeister, und Mitt Romney, dem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten, ist jetzt auch Ex-CIA-Chef David Petraeus in den Kreis der Favoriten aufgerückt: Das Gespräch sei sehr ertragreich gewesen, sagte er im Anschluss an das Treffen mit Donald Trump – gemeinsam hätten sie die Weltlage erörtert, jetzt müsse man sehen, was daraus werde.
    Trump entscheidungsschwach bei der Wahl seines Außenministers
    Very impressed – sehr beeindruckt sei er von dem Gespräch mit Petraeus gewesen, ließ Donald Trump wenig später über Twitter wissen. Der Vier-Sterne-General musste seinen Posten des CIA-Chefs im Jahre 2012 aufgeben, nachdem eine Liebesaffäre mit seiner Biografin bekanntgeworden war – die ihm überdies noch eine Bewährungs- und Geldstrafe eintrug, weil er geheime Informationen an sie weitergegeben hatte. Das könnte im Fall seiner Nominierung noch unangenehme Befragungen im Senat nach sich ziehen. Donald Trump unterstrich seine Unsicherheiten bei der Entscheidungsfindung nochmals, indem er einen seiner Sprecher mitteilen ließ, er werde sich am Dienstagabend noch einmal mit Mitt Romney treffen – sie hätten zu wenig Zeit gehabt, um sich richtig kennenzulernen.
    Ehemaliger Trump-Gegner im Gespräch als Außenminister
    Die Personalie Mitt Romney bringt indes die engsten Vertrauten Donald Trumps gegen ihn auf. In einem beispiellosen Akt der Illoyalität hatte seine Beraterin im Übergangsteam, Kellyanne Conway, am Wochenende gegen Romney mobil gemacht: Neben der Never-Trump-Bewegung sei es vor allem Romney gewesen, der Trump verhindern wollte.
    Dem Vernehmen nach soll Trump über Conways Äußerungen empört gewesen sein. Das hinderte das eigene Lager aber nicht daran, nochmals nachzulegen. Der Abgeordnete Chris Collins bezeichnete Romney als komplexbeladenen Egomanen, der sich selbst am liebsten in der Rolle des Präsidenten sehe.
    Die Kampagne gegen den ehemaligen Trump-Kritiker Romney dürfte vor allem von seinem Rivalen Rudy Giuliani befeuert werden, der sich selbst für den Posten des Außenministers ins Gespräch gebracht hatte. Dabei dürfte Giuliani nicht nur wegen dubioser Kunden seiner Beratungsfirma ins Kreuzfeuer der Kritik geraten – seine außenpolitische Erfahrung endet auch an den Stadtgrenzen von New York City.
    Nächtliche Trump-Tweets über Wahlbetrug sorgen für Ärger
    Zusätzlichen Ärger handelte sich Donald Trump einmal mehr mit seinen nächtlichen Tweets ein. Empört über die fortschreitenden Bemühungen der Grünen -Politikerin Stein, in drei Bundesstaaten die Wählerstimmen neu auszuzählen, sprach er nun seinerseits von ernsthaftem Wahlbetrug – Millionen von Menschen hätten bei der Wahl illegal ihre Stimme abgegeben. Eine Behauptung, die durch nichts zu belegen sei, wie auch der republikanische Senator Rand Paul aus Kentucky anmerkte: Es könne doch niemand ein Interesse daran haben, das Vertrauen in das demokratische Wahlsystem der USA zu erschüttern.