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Südafrika
Freiheitskämpferin Winnie Mandela - verehrt und umstritten

Für Weggefährten, Bewunderer und ANC-Parteikollegen ist Winnie Madikizela-Mandela die "Mutter der Nation" und bis heute eine Ikone des Anti-Apartheid-Kampfes. Doch die Ex-Frau des ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas war auch hoch umstritten.

Von Leonie March | 03.04.2018
    Das Foto zeigt Winnie Madikizela-Mandela im Dezember 2017.
    Winnie Madikizela-Mandela im Dezember 2017 (AFP / Mujahid Safodien)
    Eine Ikone des Freiheitskampfes, ja eine Heldin sei sie gewesen. Mit diesen Worten hat Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa die verstorbene Winnie Madikizela-Mandela gewürdigt. Ihr Leben sei bemerkenswert und bedeutsam gewesen. Sie habe stets die Stimme für die erhoben, die selbst keine gehabt hätten und nie die Hoffnung aufgegeben, sagte Ramaphosa in einer Fernsehansprache:
    "Inmitten der Unterdrückung war sie eine Stimme des Widerstands. Im Angesicht der Ausbeutung war sie eine Verfechterin von Gerechtigkeit und Gleichheit. Sie hat für unseren Kampf Zeit ihres Lebens Opfer gebracht und Entschlossenheit bewiesen. Sie hat sich hingebungsvoll für ihr Volk eingesetzt, um dessen Leid zu beenden und hat damit die Liebe und den Respekt der Nation gewonnen."
    "Sie mochte weder Regeln noch Autoritäten"
    Tatsächlich sind viele Südafrikaner unmittelbar nach der Nachricht ihres Todes zu ihrem Haus in Soweto geströmt, um ihr die letzte Ehre zu erweisen und ihrer Familie ihr Beileid zu bekunden. Winnie Madikizela-Mandela war eine der beliebtesten und umstrittensten Politikerinnen Südafrikas. Sie sei fraglos eine herausragende Führungspersönlichkeit gewesen, wenn auch mit Ecken und Kanten, erinnert sich die südafrikanische Politikwissenschaftlerin Karima Brown:
    "Sie hat sich immer zur Jugend, einer gewissen Militanz und Leuten hingezogen gefühlt, die Veränderungen forcieren. Sie war eine Frau der Tat. Auch deshalb hat sie sich mit dem Wandel des ANC von einer Befreiungsbewegung zur Regierungspartei in einer Demokratie schwer getan. Sie mochte weder Regeln noch Autoritäten. Sie war oft unpünktlich und hat sich gern mit einer ganzen Entourage umgeben. In dieser Hinsicht war sie eine echte Diva, und das wurde von allen akzeptiert."
    Schattenseiten im Leben von Winnie Madikizela-Mandelas
    Für Weggefährten, Bewunderer und Parteikollegen war Winnie Madikizela-Mandela die unanfechtbare Mutter der Nation. Eine Ikone bis heute. Auch die Nelson-Mandela-Stiftung schreibt in einer Stellungnahme: Alle Südafrikaner ständen in ihrer Schuld, ob sie das nun anerkennen wollten oder nicht. Winnie Madikizela-Mandela sei während der Apartheid regelmäßig festgenommen, gefoltert und unter Hausarrest gestellt worden. Anhand ihres Lebens habe Südafrika lernen können, wie man aufrecht steht, aber dass man auch stolpern könne, heißt es weiter.
    Eine in den vielen Würdigungen seltene Anspielung auf die Schattenseiten im Leben Winnie Madikizela-Mandelas. Dazu gehörten ihre Verstrickung in Entführungen, Folter und Morde angeblicher Apartheid-Kollaborateure, spätere Korruptionsskandale, eine Verurteilung wegen Betrugs und ein würdeloser Streit um das Erbe ihres berühmten Ex-Mannes Nelson Mandela.
    Doch all dies ist angesichts ihres Todes nicht Hauptgesprächsthema. Südafrika trauert um eine große Freiheitskämpferin. Am 14. April soll sie beerdigt werden.