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Südspanien
Trockene Felder, sterbende Gärten durch den Klimawandel

Klimaszenarien sagen für Südspanien geringere Niederschläge und Dürreperioden in den nächsten Jahrzehnten voraus. Schon die bisherigen 1,3 Grad Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit führen in Andalusien zu einer zunehmenden Wassernot. Mit erheblichen Folgen für die Landwirtschaft und ihren rund 250.000 Beschäftigten.

Von Susanne Götze | 07.02.2017
    Jahrhundertdürre in Spanien - Das ausgetrocknete Flussbett des Rio Andarax, aufgenommen am 07.10.2007 am Rande der südspanischen Stadt Almeria (Andalusien).
    Ausgetrocknetes Flussbett in Andalusien zur Jahrhundertdürre 2007. (picture alliance / dpa / Bodo Marks)
    "Ich habe das Gefühl, dass es immer wärmer wird. Alles heizt sich irgendwie auf. Der Frühling beginnt früher, der Sommer ist zu lang und zu heiß und die Herbstmonate ziehen sich immer häufiger bis in den Dezember hinein – ohne, dass es ausreichend regnet. Die anderen Bauern sehen das genauso: Es wird wärmer und trockener."
    Jorge Molero ist Gemüsebauer im andalusischen Bergdorf Dúrcal. Nach Feierabend sitzt der 40-jährige Öko-Bauer unter einem Schatten spendenden Walnussbaum und schaut auf sein Land – zu Füßen der Sierra Nevada. Hinter ihm liegt ein Feld mit Kürbissen. Und auf der Ackerfläche vor ihm wachsen Gemüsesetzlinge heran. Seine Erzeugnisse verkauft er an einen städtischen Bioladen im 30 Kilometer entfernten Granada. Reich wird er davon nicht, aber das Einkommen reicht zum Leben.
    Wie bei allen anderen Kleinbauern in der Region, hängt seine Existenz vom Schneefall in der 3000 Meter hohen Sierra Nevada ab. Ohne Schnee in den Bergen, kein Schmelzwasser im Frühjahr. Und ohne Wasser, keine Landwirtschaft. So einfach ist das. Jorge Molero beobachtet deshalb besorgt, dass sich die Wetterlagen und damit auch die Klimabedingungen in seiner Heimat seit Jahren verändern.
    "Ich befürchte, dass es erneut sehr trocken wird, nicht genug regnet oder schneit und die Temperaturen immer weiter ansteigen. Hitze ist nicht gut für die Pflanzen. Es ist besser, wenn es kühler ist oder manchmal richtig kalt wird. Die Klimaveränderung wird in dieser Region große Probleme mit sich bringen. Aber es geht nicht nur um die Pflanzen, sondern auch um mich, um mich als Mensch. Wenn es sehr heiß ist, ist die Arbeit im Freien die Hölle. Manchmal haben wir hier 40 oder 45 Grad. Da kannst du nachts nicht mehr schlafen. Alles wird sich durch den Klimawandel verändern. Und ich bin sicher, dass uns schlechte Zeiten bevorstehen."
    2.000 Jahre altes System gewährleistet Wasser
    Seit sieben Jahren hat der Gemüsebauer Land in einer Größe von vier Fußballfeldern gepachtet, das er rein ökologisch bewirtschaftet– ohne Unkraut- und Insektenvernichtungsmittel. Er hat einen schweren Stand bei den Bauern im Dorf, die nicht verstehen wollen, warum er auf Hilfsmittel gegen Insekten und Pilzbefall verzichtet. Trotz unterschiedlicher Auffassungen haben die andalusischen Bauern jedoch eines gemeinsam: Sie alle hängen von einem zweitausend Jahre alten Bewässerungssystem ab, das die Römer einst ins Land gebracht haben.
    Blick auf die Alhambra mit der Sierra Nevada im Hintergrund.
    Blick auf die Alhambra mit der Sierra Nevada im Hintergrund. (picture alliance / Richard Linke)
    Über offene Kanäle - "acequias" genannt - fließt das Schmelzwasser aus den Bergen in die Talregionen und bewässert über ein ausgeklügeltes System alle Gärten und Felder der Region. Mit dem Wasser in diesem über 24.000 Kilometer langen Netzwerk werden Tausende Hektar Land fruchtbar gemacht. Und das in einer der trockensten Regionen Europas. Rund 100.000 Bauern sind direkt vom Funktionieren des traditionellen Kanalsystems abhängig – etwa die Hälfte aller Landwirte in ganz Andalusien.
    Die Bauern machen sich daher große Sorgen. Denn was, wenn die Sierra Nevada wie seit Jahren üblich, immer weniger "nevada" hat – also mit immer weniger Schnee bedeckt ist?
    "Wenn es genug Schnee gibt, wird es ein gutes Jahr. Wir Bauern schauen deshalb auf die Berge und richten unsere Anbauflächen für den Sommer danach aus; wir versuchen, zu überschlagen, wie viel Wasser es wohl geben wird. Wenn es keinen oder wenig Schnee gibt, können wir weniger anbauen. Aber wenn es viel Schnee gibt und nicht nur im Winter, sondern noch bis in den Mai hinein, können wir mehr aussäen. In den sieben Jahren seit ich hier bin, gab es allerdings nur ein- oder zweimal Schnee im Mai."
    Wasser ist in Andalusien schon immer kostbar
    Wasser war in Andalusien seit jeher kostbar. Mittlerweile ist es ein umkämpftes Gut. Wetter- und Klimadaten bestätigen unterdessen einen Trend, den Kleinbauern wie Jorge Molero auf ihren Äckern seit Jahren beobachten. Anfänglich haben sie noch von einem eigenartigen Wetter gesprochen, inzwischen wissen auch sie die einzelne Wetterlage von der Summe aller Wetterlagen, dem Klima, zu unterscheiden.
    Meteorologen haben die Mittelwerte der Niederschlagsmengen der vergangenen Jahrzehnte in Südspanien verglichen. Demnach ging der Niederschlag eindeutig zurück – auch, wenn es zwischendurch Jahre mit Regen gab. Der regionale Trend ist Teil einer großen Veränderung in ganz Europa. Laut Klimareport des Deutschen Wetterdienstes bekommen die klassisch feuchteren Regionen künftig mehr Niederschläge ab, während in ohnehin schon trockenen Gebieten noch weniger Regen fallen wird. Ein Blick in die Zukunft verrät, so behaupten es die Klimaforscher, dass auf Andalusien in den nächsten Jahrzehnten massive Probleme zukommen. Weil die Region als Obst- und Gemüsegarten Europas gilt, können die Folgen dramatisch ausfallen.
    Auch für uns, als Konsumenten der, wie wir glauben, ganzjährig lieferbaren Obst- und Gemüsesorten aus dem Süden. Für Wolfgang Cramer vom Mittelmeer-Institut für Biodiversität und Ökologie hat die überdurchschnittliche Erwärmung im Mittelmeerraum längst begonnen – und damit ist der Klimawandel mit seinen Folgen für Europas Garten bereits voll im Gang. Das bedeutet: geringere Niederschläge und höhere Temperaturen. Weil Regionen wie Südspanien bereits 1,5 Grad über den üblichen Mittelwerten liegen, ist nach Auffassung von Wolfgang Cramer bereits ein kritischer Punkt erreicht.
    "Ja, es ist eindeutig so, dass wir schon mindestens 1,5 Grad Erwärmung erlebt haben in der Region. Und damit kann man schon ganz leicht ausrechnen, dass im Sommer die Trockenheit zugenommen haben muss – einfach, weil die Verdunstung größer ist. Jetzt muss man von den lokalen Verhältnissen her betrachten, dass in vielen Regionen, die gebirgsnah sind, quasi wie in Südspanien, ja das Wasser gar nicht mehr aus den lokalen Niederschlägen kommt, sondern es kommt aus dem Gebirge über die Bewässerungskanäle. Hier kommt es also eher darauf an, wie viel Schnee fällt eigentlich im Winter und wie viel Regen im Sommer und kann das noch ausreichen, um in den niedrigeren Regionen genügend Wasser zuzuführen für die Bewässerung. Davon muss man aber auch ausgehen, dass langfristig dieser Ressourcen natürlich zurückgehen und damit das Wasser zumindest teurer wird oder eventuell auch versiegt. Großräumig gesehen müssen wir mindestens mit 30 bis 40 Prozent Rückgang der Wasserverfügbarkeit rechnen. Und das wirkt sich dann auf alles aus. Auch auf das Hochgebirge."
    Sonderbericht beleuchtet die Lage
    Wolfgang Cramer ist einer von vielen hundert Klimaforschern weltweit, die auf Einladung des Weltklimarates IPCC an einem Sonderbericht zu 1,5 Grad Celsius globaler Erwärmung mitarbeiten. Auf der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015 haben die Vertragsparteien der Klimarahmenkonvention den Weltklimarat beauftragt, diesen Sonderbericht bis zum Oktober 2018 fertigzustellen.
    Der Klimaforscher Wolfgang Cramer arbeitet somit an einem Bericht des Weltklimarates mit, dessen Voraussage in einigen Teilen der Welt bereits eingetroffen ist. Bestes Beispiel: Südspanien. Zusammen mit seinem Kollegen Joel Guiot vom französischen Forschungsinstitut CNRS hat Cramer dazu kürzlich eine Studie vorgelegt. Mithilfe eines Rückblicks in die Erdgeschichte haben die Wissenschaftler die Temperaturentwicklung bis zum Ende dieses Jahrhunderts errechnet.
    Ein Osborne-Stier, das Markenzeichen von Andalusien und ganz Spanien, steht auf einem Hügel bei Almeria in Andalusien.
    Ein Osborne-Stier, das Markenzeichen von Andalusien und ganz Spanien, steht auf einem Hügel bei Almeria in Andalusien. (picture alliance / dpa)
    Die Forscher haben dafür eine Datenbank genutzt, die Pollenfunde aus den vergangenen Jahrtausenden speichert. Das ermöglicht einen faszinierenden Einblick in die Klimaveränderungen der vergangenen 10.000 Jahre, beispielsweise wie feucht es in Andalusien gewesen ist und wie oft Dürren aufgetreten sind. Dank dieses Wissens können die Forscher damit auch die zukünftige Klimaentwicklung modellieren. Ihr Fazit ist alarmierend: Nimmt die Menge an ausgestoßenen Treibhausgasen weiter zu wie in den vergangenen Jahrzehnten, könnten Regionen wie Andalusien verwüsten. Bei diesem sogenannten Business-as-usual-Szenario gehen die Forscher davon aus, dass sich auch die nächsten Jahre nichts im Klimaschutz tut. Besonders die Schnelligkeit der aktuellen Veränderungen hat die Wissenschaftler erschreckt. Klimaforscher Wolfgang Cramer:
    "Die vier Grad Business-as-ususal-Erwärmung wird ganz sicher zu so starker Trockenheit führen, dass im südlichen Mittelmeerraum Landwirtschaft und auch andere Vegetationen wirklich gefährdet ist und infrage gestellt werden muss. Aber auch bei zwei Grad globaler Erwärmung bekommt man ja immer noch im Mittelmeerraum – das liegt in der Natur der Sache – mehr als zweieinhalb, drei Grad lokale Erwärmung und eine Veränderung des Niederschlagsmittels. Was wir sagen können, ist, dass die Vegetationsveränderung der natürlichen Vegetation das in Schatten stellt, was es in den letzten 10.000 Jahren an Fluktuation gegeben hat. Das heißt, wir bekommen schon da eine Situation, die es vorher noch nie gegeben hat."
    Bei vier Grad Erwärmung droht Südspanien die Verwüstung
    Bei diesem sogenannten Vier-Grad-Szenario wären nicht nur in Andalusien, sondern auch in ganz Südspanien und Nordafrika Millionen Menschen von der Verwüstung betroffen. Was demzufolge bedeutet: Sobald die Wasserreserven aufgebraucht sind und im Sommer Hitzewellen mit dauerhaften Temperaturen von über 40 Grad herrschen, ist keine Landwirtschaft mehr möglich.
    Noch gibt es Trinkwasserreserven und auch noch Schnee im Winter. Aber wenn das Wasser ein knappes Gut wird, gilt es, fair zu teilen. Dabei kommen Kleinbauern wie der Ökobauer Jorge Molero am Rande der Sierra Nevada nicht gut weg. Großbauern und Agrarkonzerne haben ganz andere Möglichkeiten, sich auch in Zeiten der Dürre mit Frischwasser zu versorgen, meint Philipp Wagnitz, Süßwasserexperte der Umweltorganisation WWF. Trotz einer strengen Kontrolle lebe Südspanien beim Wasser über seine Verhältnisse.
    Ausgetrockneter Boden 
    Ausgetrockneter Boden: Der Klimawandel trifft Südspanien und Afrika hart. (AFP PHOTO / Nelson Almeida)
    "In Südspanien ist eigentlich das Problem, dass die Wasserknappheit, die in manchen Teilen dort herrscht, auf jeden Fall menschengemacht ist. Das passiert dann, wenn das natürliche Angebot, also der Regen und die Flüsse, übernutzt wird. Also wenn der Mensch mehr Wasser verbraucht, als die Natur zur Verfügung stellt. In Spanien wird das auf Rechtswegen getan. Da werden viel zu viele Wasserrechte vergeben, die die Natur eigentlich gar nicht widerspiegelt. Die heißen dann temporäre Wasserrechte, die aber jedes Jahr wieder vergeben werden und damit die natürlichen Grenzen sprengen. Hinzu kommt, dass es noch illegale Brunnen gibt, von denen nicht einmal der Staat etwas weiß."
    Missmanagement rund ums Wasser
    Auch spanische Umweltaktivisten der Organisation Ecologists in Action schätzen, dass das Land in den vergangenen 20 Jahren durch die intensive Landwirtschaft und schlechtes Wassermanagement rund 20 Prozent seiner Trinkwassersreserven unwiederbringlich eingebüßt hat. Und WWF-Referent Wagnitz meint, dass es rund eine halbe Million illegale Brunnen in ganz Spanien gibt, viele davon auch in Andalusien.
    Kleinbauern wie Jorge Molero sind gar nicht in der Lage illegale Brunnen zu bohren – selbst wenn sie wollten. Leute wie er leben vom Oberflächenwasser aus den Bergen und sind auf den guten Willen der Behörden angewiesen. Ihren Verbrauch regelt die regionale Wasserbehörde.
    Jeder Landwirt am Fuße der Sierra Nevada hat bestimmt Uhrzeiten, an denen er das Wasser nutzen darf. Wer missbräuchlich handelt, muss hohe Strafen zahlen. Bis zu 600 Euro werden fällig, wenn jemand Wasser stiehlt, das ihm nicht gehört.
    Das gilt auch für Jorge Molero. Der Biobauer weiß exakt, zu welcher Uhrzeit er das Wasser auf seine Felder einleiten darf.
    "Wenn es Zeit ist, gehe ich hin und öffne die Schleusen. Wenn jemand anderes versucht, Wasser auf seine Felder zu leiten, obwohl er gar nicht dran ist, gibt es richtig Ärger. Wasser ist hier so wichtig, dass selbst in guten Jahren, wenn es viel schneit, alle sehr achtsam sind. Es ist eben unsere Lebensgrundlage."
    Weil man das Wasser aus den Bergen schlecht speichern kann, denkt Jorge Molero darüber nach, künftig nur noch Gemüsesorten anzubauen, die wenig Wasser brauchen und beim Bewässern auf ein Tröpfchensystem mit Schläuchen umzusteigen.
    Das allerdings würde rund 5000 Euro kosten. Bei einem Monatseinkommen von 500 Euro wäre das für ihn eine Großinvestition. Um Bauern wie ihm zu helfen, gibt es in Andalusien mittlerweile sogenannte Innovation Manager, die zusammen mit Wissenschaftlern und Farmern nach Lösungen suchen.
    Innovation Manager sollen Bauern helfen
    Ein solcher Innovation Manager ist die Agaringenieurin Carolina Puerta-Piñero. Sie arbeitet am spanischen Institute of Agricultural Research and Training und versucht, die Wasserknappheit durch technische Lösungen einzudämmen. In der Bar des Weingutes Hacienda Señorio de Nevada, rund 45 Autominuten von Granada entfernt, wartet die Ingenieurin auf den Besitzer des Weinguts. Mit ihm will sie ein Pilotprojekt für ein intelligentes Wassermanagement verwirklichen. Carolina Puerta-Piñero will zum ersten Mal Drohnen testen, um durch Luftbilder erkennen zu können, wie die wertvollen Trauben der Hacienda gezielter zu bewässern wären, also wann und wo weniger Wasser ausreicht.
    "Die Idee ist nicht nur mit den Drohnen zu fliegen, sondern auch die Daten aus Wetterstationen heranzuziehen. Wenn es wenig regnet und die Voraussagen ebenfalls auf wenig Regen hindeuten, müssen wir mit einer möglichen Wasserknappheit neu planen. Die Drohnen können uns die nötigen Daten dazu liefern, weil sie uns bis auf den Zentimeter genau Informationen darüber geben, welche Weinrebe besonders unter dem Wassermangel leidet und welche nicht."
    Weingutbesitzer Antonio Gimeno Chárlez setzt ebenfalls auf den Drohnen-Einsatz, hofft er doch, dass er seine Trauben in Dürreperioden dadurch besser schützen kann. Werden die Trauben zu wenig oder zu viel bewässert, beeinflusst das vor allem die Qualität des Weins. Und von der Qualität lebt sein Ruf.
    "Das ist unser Cabernet Sauvignon. Es sind die ältesten Reben unseres Anbaus. Sie wurden vor 22 Jahren gepflanzt. Sie haben jetzt ihre ertragreichste Zeit und ihre besten Trauben. Die vergangenen zwei, drei Jahre hatten wir höhere Temperaturen. Ich kann nicht einschätzen, ob das der Klimawandel ist, aber das Wetter hat sich verändert. Deshalb haben wir eine geringere Ausbeute. Der Wein ist konzentriert und hat eine gute Qualität, aber das Gleichgewicht zwischen Quantität und Qualität ist nicht optimal. In guten Jahren produzieren wir über 80.000 Flaschen."
    Derzeit produziert sein Weingut gerade noch 60.000 Flaschen Wein. In ein Tröpfchensystem zur Bewässerung seiner Reben hat der Winzer Antonio Chárlez längst investiert. Doch gegen die hohen Temperaturen kann auch diese effiziente Wasserverteilung nicht ankommen.
    Auch aus diesem Grund hat sich der andalusische Winzer für das Drohnenprojekt entschieden, auch wenn es ihn erst mal Arbeit und auch mehr Geld kostet. Die Drohne soll ab dem Frühjahr über seinen Reben kreisen und Daten sammeln: über die Qualität der Trauben, über deren Wasserbedarf und über die Verteilung des Düngers.
    Düstere Prognosen für die Region
    Präzise Voraussagen und eine effiziente Bewässerung können für die kommenden Jahre sicher Abhilfe schaffen. Doch können sie den Wandel in der Region verhindern? Agaringenieurin Carolina Puerta-Piñero glaubt, dass der Klimawandel nicht nur Bedrohung, sondern auch Chance sein kann – für einen verantwortungsvollen Umgang mit Böden, dem Wasser und den natürlichen Ressourcen.
    "Eine der Herausforderungen ist, ein Management zur Anpassung an den Klimawandel zu organisieren. Beispielsweise, indem wir widerstandsfähigere Pflanzen züchten. Wobei ich glaube, dass unsere Bauern noch nicht soweit sind. Sie sind sich des Problems zwar bewusst, aber sie sind nicht darauf vorbereitet."
    Anpassung ist notwendig, wenn die Landwirtschaft in Andalusien die nächsten Jahrzehnte keine Verluste machen will. Doch kann man mit technischen Lösungen die von Klimaforschern prognostizierte Verwüstung aufhalten? Oder gleicht dieses Bemühen am Ende dem berühmten Kampf des Don Quijote de La Mancha? WWF-Referent Philipp Wagnitz:
    "Der Klimawandel ist natürlich eine wichtige Sache und wird auch die Probleme wie Wasserknappheit oder Fluten in der Zukunft verstärken. Allerdings ist er bei Weitem nicht das einzige Problem bei der Sache. Auch schon vor der Entdeckung des Klimawandels gab es schon Wasserknappheit. Was wir jetzt tun können, ist definitiv eine gerechtere Verteilung in den Gebieten, wo produziert wird, zum Beispiel in Südspanien. Dort muss gerechter verteilt werden und auch vom Staat nachgeforscht werden, wie die Wasserentnahmen aus den Betrieben sind. Das wird noch überhaupt gar nicht beobachtet. Der Klimawandel wird also dieses Problem vielleicht verschärfen, aber wir können schon mit einem viel besseren Management in den Flussgebieten ganz viel erreichen.
    Der Umweltschützer Philipp Wagnitz glaubt, wie auch die Agraringenieurin Puerta-Piñero, an ein Happy-End in der Wasserfrage. Jedenfalls liegt eine Rettung der Region vor allem an den Bewohnern selbst. Es liegt in ihren Händen, wie nachhaltig sie mit ihren Ressourcen wirtschaften.
    Der Klimaforscher Wolfgang Cramer hingegen ist pessimistischer, vielleicht auch, weil er nicht nur in einzelnen Jahren, sondern in Jahrhunderten denkt.
    "Wir müssen auseinanderhalten: Anpassung und Vermeidung. Vermeidung bedeutet, dass wir in der Klimapolitik uns darum kümmern, Treibhausgasemissionen zu vermeiden und zu verringern und dadurch entsprechend weniger Klimawandel zu haben. Das würde es heißen die Dinge aufzuhalten. Umgekehrt - was die Anpassung angeht - gibt es auch Möglichkeiten, natürlich. Nur das Ausmaß des Klimawandels von dem wir im Augenblick sprechen – selbst wenn wir bei zwei oder zweieinhalb Grad bleiben – das wird sich nicht einfach mit ein bisschen intelligenter Anpassung vermeiden lassen. Oder damit wird man nicht die negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft oder die Ökonomie vermeiden können."