Donnerstag, 25. April 2024

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Sure 10 Verse 16-17
Mohammed und seine frühen Widersacher

Als Mohammed in seiner Heimatstadt Mekka anfing, seinen Monotheismus zu verkünden, stieß er auf Kritik. Die meisten Menschen glaubten damals an viele Götter. Im reifen Mannesalter fing Mohammed an, sich mit seinen Widersachern auseinanderzusetzen. Mit Hilfe des Korans versuchte er, ihnen das Einzigartige der Botschaft zu verdeutlichen.

Von Dr. Miklos Muranyi, Universität Bonn | 22.06.2018
    "Sprich: Hätte Gott gewollt, dann hätte ich sie (d.h. die Koranverse) euch nicht vorgetragen, und er hätte euch nicht mit ihr bekannt gemacht. Ich weile doch schon ein Lebensalter vor ihr unter euch. Wollt ihr denn nicht begreifen? Wer ist frevelhafter wohl als jener, der Lügen gegen Gott ersinnt oder der seine Zeichen Lügen nennt? Siehe, den Missetätern wird es nicht wohlergehen."
    Die Sure 10 ist noch während Mohammeds Aufenthalt in seiner Heimatstadt Mekka entstanden. In diesen Versen 16 bis 17 fordert Gott ihn auf, zu seinen Gegnern zu sprechen, nachdem sie ihn - in Vers 15 - mit der zynischen Bemerkung vor die Wahl stellten: "Bring eine andere Lesung als diese herbei, oder tausche sie um!"
    Die Sendereihe Koran erklärt als Multimediapräsentation
    Die Verlesung der Offenbarung, die Weitergabe des Gotteswortes, zum Teil in Form einer Mahnrede, erfolgt ausschließlich mit Gottes Willen. Der Prophet tritt dabei als Warner seiner Gegner, der Ungläubigen in Mekka, mit der historisch wichtigen Bemerkung in Erscheinung: er hat noch "vor Beginn" der Offenbarung bereits ein Lebensalter unter seinen Landsleuten verbracht. Die islamische Überlieferung versteht unter dem Begriff "Lebensalter" einen Zeitraum von vierzig Jahren.
    Also bereits im reifen Mannesalter setzt sich Mohammed als Prophet mit seinen Widersachern auseinander und versucht, ihnen die Botschaft Gottes zu überbringen. Dies geschieht aber nicht aus eigenem Antrieb, sondern durch die Befolgung der klaren Anordnung Gottes: "Sprich"!
    Miklos Muranyi vor einer Holztür.
    Dr. Miklos Muranyi lehrte an der Universität Bonn. (priv. )
    Nur durch den Willensakt Gottes sieht sich Mohammed berufen, in seiner Heimatstadt als Gründer einer neuen, allein am einzigen Gott orientierten Religion aufzutreten.
    Ein besonderer Anlass der Begegnung ist indes nicht überliefert. Die zwei Verse lassen aber darauf schließen, dass die Verkündung der Botschaft zunächst in der mekkanischen Öffentlichkeit erfolgte. Auch die polemische Auseinandersetzung der Ungläubigen mit Mohammed und dessen Mahnung an seine Stammesgenossen fanden öffentlich statt.
    Der Koran berichtet an anderen Stellen ebenfalls darüber, dass die Mekkaner den Propheten wegen seiner Übermittlung der Offenbarungsworte selbst der Lüge bezichtigten. Die Vorzeichen des endgültigen Bruches mit den Ungläubigen in Mekka sind in diesen Versen schon deutlich spürbar. Denn die frevelhaften Missetäter, die die übermittelten Zeichen Gottes als unwahr zurückweisen und Gott selbst der Lüge bezichtigen, sind zum Scheitern verurteilt. "Siehe, den Missetätern wird es nicht wohlergehen", heißt es. Mit anderen Worten: die Bestrafung der Ungläubigen wird nicht ausbleiben; nur sind die Konturen ihrer Strafe an dieser Stelle noch verwischt.
    Die Dramatik der Auseinandersetzungen zwischen heidnischem Glauben und Mohammeds Monotheismus ist hier erst in ihren Ansätzen nachvollziehbar und zwar in der Frage: "Wollt ihr denn nicht begreifen?"