Freitag, 19. April 2024

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Sure 2 Verse 65-66
Zur Strafe zu Affen und Schweinen gemacht

Im Koran wird an mehreren Stellen gesagt, Gott habe Menschen in Affen und Schweine verwandelt. Zweimal geschieht das demnach mit Juden als Strafe für den Bruch des Sabbats. Diese Verse werden oft zitiert, um den Vorwurf des Antisemitismus zu erheben.

Von Prof. Dr. Reuven Firestone, Hebrew Union College, Los Angeles, USA | 16.02.2018
    "Und gewiss kennt ihr diejenigen unter euch, die das Sabbat-Gebot brachen. So sprachen wir zu ihnen: ‚Seid Affen, Verachtete!‘ Und dann machten wir dies zu einer Strafe für die Zeitgenossen und die Nachkommen und zu einer Ermahnung für die Gottesfürchtigen."
    Der Koran spricht dreimal davon, dass Menschen in Affen verwandelt werden. In zwei Fällen (Sure 2 Vers 65; 4:163-166) stellt die Verwandlung eine göttliche Strafe für den Bruch des Sabbats dar, obgleich das konkrete Vergehen nicht genannt wird. Beim dritten Vorfall verflucht Gott Leute, auf die er zornig ist, und macht aus ihnen Affen und Schweine. (5:60).
    Die Sendereihe "Koran erklärt" als Multimediapräsentation
    Die Verse fügen sich in ein Muster des Korans ein. Sie drücken die ambivalente Haltung zu den so genannten "Leuten des Buchs" (ahl al-kitâb) aus. Damit sind Juden und Christen gemeint. Beide sind Gemeinschaften, die einst göttliche Rechtleitung in Form einer Heiligen Schrift empfangen haben.
    Einerseits werden Juden und Christen als Gläubige an den einen großen Gott respektiert (Sure 2 Vers 62; 5:69; 22:17). Andererseits scheitern sie laut Koran daran, ganz nach den göttlichen Geboten zu leben. Sie verzerrten Text oder Bedeutung ihrer Heiligen Schriften, heißt es. Würden darin Forderungen gestellt, wollten sie ihnen nicht nachkommen (2:101 und 174; 3:78; 4:46; 5:13, 41). Zudem lehnen sie laut Koran ab, die wahre Einzigkeit Gottes zu akzeptieren (4:171; 5:72-75, 116; 19:88-93; 23:91). Ihre Defizite öffnen letztlich die Tür für eine neue göttliche Botschaft, überbracht vom letzten und edelsten Propheten Gottes: Mohammed.
    Porträt
    Reuven Firestone ist ein amerikanischer Rabbi und Koranexeperte. (priv.)
    Die eingangs zitierten Verse stellen eine Polemik gegen Juden und Christen dar. Sie machen nichts anderes als frühere heilige Schriften. Auch diese enthalten Polemiken gegen etablierte religiöse Kräfte, die neue Gemeinden und deren Anspruch auf Verkörperung der Heiligen Schrift ablehnen.
    So stellten sich die meisten Juden gegen Jesus (Bibel: Matthäus 16 Vers 1;19:3, 22:23-46; Markus 10 Verse 2-12), die meisten vor-israelitischen Völker gegen das Alte Testament (Bibel: 4. Buch Mose Kapitel 22-24) und die meisten Juden und Christen gegen Mohammed. Wie die Heiligen Schriften vor ihm reagiert auch der Koran mit Verachtung auf diesen Widerstand.
    Der Koran bringt seine Anliegen einerseits durch Argumentation zum Ausdruck. Andererseits greift er auf biblische Erzählungen zurück. Manchmal zitiert der Koran dazu aber auch Geschichten, die man nicht aus anderen Quellen kennt. Exakt das trifft auf unsere beiden Verse zu.
    Das ältere Schrifttum beinhaltet zwar Berichte von Israeliten, die Gottes Erwartungen auf unterschiedliche Weise verletzt haben. Auch tauchen Affen in verschiedenen antiken Werken auf. In jüdischen und christlichen Traditionen jedoch finden sich keine nennenswerten Darstellungen, bei denen Gott Missetäter in Affen verwandelt hat. Es gibt allenfalls einige indirekte Hinweise. Diese taugen aber nicht als Beleg dafür, dass der Koran die Geschichte aus früheren Werken entlehnt hat, wie manche Orientalisten meinen.
    Die Geschichte im Koran ist einzigartig. Sie untermauert eindrucksvoll Gottes Vorsehung und seine Forderung nach Gehorsamkeit. Als eine allgemein gültige Botschaft richtet sie sich sowohl an Juden und Christen als auch an jene Araber, die traditionellen Religionen anhängen.
    Die Verwandlung von Missetätern in Affen ist Teil einer größeren Botschaft, die sich in den anderen monotheistischen Schriften ebenso findet. Sie lautet: Wer Gutes tut, Böses meidet und Gottes Autorität annimmt, wird gesegnet sein und belohnt werden. Alle anderen indes werden leiden.