Dienstag, 19. März 2024

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Syrien-Konflikt
"Der Schlüssel liegt in einer militärischen Patt-Situation"

Der Beginn von Friedensverhandlungen für Syrien hängt für den Politologen Carlo Masala von der militärischen Situation dort ab. Im DLF sagte Masala, solange die Konfliktparteien nicht den Eindruck hätten, dass sie von einer diplomatischen Lösung mehr profitieren als von Kämpfen, würden sich die Beteiligten den Gesprächen verweigern.

Carlo Masala im Gespräch mit Michael Köhler | 07.02.2016
    Zwei schiitische Dörfer in Syrien, die von Rebellen belagert waren, wurden von Regierungstruppen befreit.
    In Syrien kämpfen etliche unterschiedliche Gruppen gegen und miteinander, so der Politologe Carlo Masala. (dpa/picture-alliance/Vadim Savitsky)
    Eine militärische Patt-Situation sei allerdings gegenwärtig noch nicht abzusehen, sagte Masala. Zahlreiche Gruppen würden in Syrien mit und gegeneinander kämpfen. Derzeit herrsche dort ein "unübersichtliches Wirrwar" vor. "Syrien ist politisch wie militärisch ein Albtraum", betonte der Professor für internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München.
    Nach Masalas Einschätzung läge eine politische Lösung in einer Föderalisierung Syriens. Das sei im Prinzip ein dreigeteiltes Syrien: mit einem kurdischen, alevitischen und einem sunnitischen Gebiet, so der Politikwissenschaftler.
    Sicherheit in Europa
    Europa sei aktuell mehr von inneren als von äußeren Entwicklungen bedroht. Die Bedrohung des Terrorismus sei, laut Masala, keine existenzielle Bedrohung. "Was Europa gegenwärtig existenziell bedroht, ist die Uneinigkeit mit Blick auf die Lösung aktueller Probleme." Zu diesen Problemen zählt er unter anderem die Flüchtlingskrise, den Brexit und die Frage des Euros. "Europa bietet ein heilloses Bild, weil die Mitgliedsstaaten sich nicht mehr einig sind, in dem Ziel, das sie mit ihrer Mitgliedschaft in der Europäischen Union verfolgen wollen." EU-Politik sei auch ein Stück weit Sicherheitspolitik.
    Das Interview mit Carlo Masala können Sie mindestens sechs Monate nachhören.