Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Syrienkrise
Mangelhafte Zahlungsmoral

5,9 Milliarden US Dollar wurden der UNO-Syrienhilfe für 2016 in Aussicht gestellt. Zumindest haben mehr als 40 Staaten ihre Absicht dazu Ende Februar auf der Syrien-Geberkonferenz erklärt. Gezahlt wurde bislang aber nur wenig, beklagt das Kinderhilfswerk UNICEF.

10.03.2016
    Ein Kind in Aleppo mit einem Wasserkanister
    Ein Kind in Aleppo mit einem Wasserkanister (imago stock & people)
    1,1 Milliarden Dollar hätte UNICEF angefordert, sagte Genevieve Boutin, die UNICEF-Koordinatorin für Syrienhilfe. Bekommen hätte die Hilfsorganisation gerade einmal sechs Prozent davon. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hält das für inakzeptabel. Er appellierte von Berlin aus an die anderen Geberstaaten ihre Versprechen einzuhalten. Deutschland habe an UNICEF immerhin schon 70 Millionen Euro überwiesen, insgesamt seien 265 Millionen Euro für 2016 vorgesehen. Und bald würde die nächste Rate folgen. Boutin fügte hinzu, dass auch Australien und Schweden schon Geld geschickt hätten.
    "Der schlimmste Ort der Welt" für ein Kind
    Für den CSU-Minister ist die Flüchtlingshilfe vor Ort entscheidend, um die Fluchtursachen zu bekämpfen und die Bleibeperspektive der Menschen zu verbessern. Ein Euro, ausgegeben für Hilfsprogramme in und um Syrien, könne die "30- bis 50-fache Wirkung" entfalten, meinte Müller. UNICEF hat mit Nachdruck auf die schreckliche Lage der Kinder in Syrien und den umliegenden Flüchtlingslagern hingewiesen. Boutin nannte die Region den "schlimmsten Ort der Welt" für ein Kind. Daher sei es für sie schwer zu verstehen, warum die Zahlungsmoral so zögerlich sei.
    Von den rund 22 Millionen Syrern sind 7,6 Mio Vertriebene in ihrem eigenen Land, schätzt UNHCR. Mehr als vier Millionen hätten Zuflucht in den Nachbarstaaten gesucht.
    Das Welternährungsprogramm der UNO hatte Ende Februar in Genf bekannt gegeben, dass die Versorgung der Flüchtlinge in den Anrainerstaaten mit Nahrungsmitteln bis Ende des Jahres gesichert sei. Und auch Menschen in Syrien könnten von April bis Oktober Lebensmittelpakete erhalten. Auch dieses Hilfswerk bezieht sein Geld aus den versprochenen Millarden der Geberstaaten.
    (sek/ach)