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Tadschikistan und der Islamismus
Angst vor Radikalisierung

Tadschikistan ist der ärmste der zentralasiatischen Staaten. Auf ihre Religion sind die Menschen stolz. 90 Prozent der Bevölkerung gehören einem gemäßigten Islam an. Trotzdem wächst die Angst vor einem Vordringen von Gruppen wie dem Islamischen Staat oder den Taliban. Gründe gibt es einige dafür, nicht nur die 1.300 Kilometer lange Grenze zu Afghanistan.

Von Gesine Dornblüth | 22.01.2016
    Anhänger von Präsident Emomalii Rahmon schwenken Fahnen vor einem riesigen Plakat des autoritären Präsidenten
    Staatspräsident Emomalii Rahmon regiert Tadschikistan autoritär. (AFP )
    Das Internetvideo zeigt einen bärtigen Mann, der sitzend an einem Baum lehnt. Er hält ein Gewehr im Arm. Über der Schulter hängt ein Patronengürtel. Um den Kopf hat er ein schwarzes Tuch geschlungen. In einer Mischung aus Russisch und Arabisch ruft er zum Dschihad auf.
    "Schon in der Schule habe ich mich für die Geschichte Tadschikistans und die Geschichte des Islams interessiert. Habe gelernt, wie Muslime gelebt haben und wie sie leben sollten. Im IS regiert die Scharia. Die Scharia ist der Islam."
    Der Mann heißt Gulmurod Chalimov. Er war Oberst bei den Eliteeinheiten des Innenministeriums Tadschikistans. Im Frühjahr 2015 sagte er zu seiner Familie, er fahre für drei Tage weg. Wenige Wochen später meldete er sich per Videobotschaft angeblich aus Syrien. In dem Propaganda-Clip richtet er sich ausdrücklich an seine Landsleute, die in Russland als Gastarbeiter leben.
    "Ihr seid in Russland zu Sklaven der Ungläubigen geworden. Ihr müsst aber Sklaven Allahs sein. Kommt zum Dschihad. Kommt in den IS."
    Dann spricht er seine ehemaligen Kollegen bei der Polizei Tadschikistans an.
    "Schaut jeden Morgen, bevor ihr zur Arbeit geht, in den Spiegel und fragt euch: Seid ihr bereit, für Tadschikistan zu sterben?"
    Das nämlich lohne sich nicht. Es folgt Hetze gegen die USA. Und dann droht der ehemalige Elitekämpfer noch, nach Tadschikistan zurückzukehren und dort die Scharia durchzusetzen.
    Jeder dritte Erwerbstätige ist im Ausland
    Ob und wie viele Menschen genau diesem Aufruf gefolgt sind, ist nicht bekannt. Behördenangaben zufolge kämpfen derzeit mehrere hundert Tadschiken in den Reihen der Terrormiliz IS. Die Zahlen variieren. Der tadschikische Innenminister sprach kürzlich von 600 Kämpfern. Bei der Anwerbung spielen soziale Netzwerke und Internetpropaganda eine große Rolle. Experten gehen zudem davon aus, dass die Tadschiken zu einem großen Teil in Russland rekrutiert werden – was sich auch in dem Propagandavideo spiegelt. Tadschikistan ist der ärmste der zentralasiatischen Staaten. Schätzungen zufolge verdingt sich jeder dritte Erwerbstätige im Ausland, die meisten in Russland.
    Fahne von Tadschikistan
    Fahne von Tadschikistan (epa Musuadeq Sadeq/dpa)
    Bereits 2014 machte eine Meldung die Runde, allein aus dem tadschikischen Dorf Tschorkischlak hätten sich mindestens zwanzig Männer dem IS angeschlossen. Daraufhin hat der tadschikische Sicherheitsexperte Nematulloh Mirsaidow das Dorf besucht und mit den Angehörigen gesprochen.
    "Dieses Tschorkischlak ist ein ganz normales Dorf: keine Sehenswürdigkeiten. Und die Leute dort sind auch nicht religiöser als in den Nachbardörfern. Wie in den meisten tadschikischen Dörfern gibt es keine Arbeit. Der Wohlstand ist gering. Für die meisten jungen Leute liegt die einzige Einkommensquelle im Ausland, als Gastarbeiter. Viele gehen gleich nach der Schule, und zwar nach Russland. Dort sind sie anfällig für radikale Propaganda, denn viele sind dort illegal. Sie finden keine Arbeit, und das nutzen religiöse Anführer genau in diesen Dörfern aus. Sie werben ihre Landsleute an. So haben uns das einige Dorfbewohner erzählt."
    Armut und das niedrige Bildungsniveau seien die wichtigsten Faktoren, die junge Tadschiken in die Arme der Islamisten trieben, meint der Sicherheitsexperte Mirsaidow.
    "In den Dörfern gibt es keine Industrie, und um Tschorkischlak herum gibt es auch nicht viel Land zu bestellen; es reicht nicht für alle. Außerdem sind die Löhne in Tadschikistan ziemlich gering. Selbst wenn jemand Arbeit hat, reicht das oft nicht aus, um die Familie zu ernähren. Auch das kann ein gewichtiges Argument werden, sich auf die Bedingungen der Anwerber einzulassen."
    Das Religionskomitee greift ins Leben der Menschen ein
    Duschanbe, die Hauptstadt Tadschikistans. Auf den ersten Blick ist hier nichts von einer Radikalisierung zu spüren. Auf den zweiten auch nicht. Im Flaggenpark nahe dem Präsidentenpalast weht die rot-weiß-grüne Nationalfahne in 165 Metern Höhe. Emomalii Rahmon, der autoritär regierende Dauerpräsident, hat hier vor einigen Jahren den höchsten Fahnenmast der Welt errichten lassen. Der Rekord ist bereits wieder gebrochen, von Saudi-Arabien.
    Am Fuß des gigantischen Mastes sitzt ein junger Musiker auf einer Bank. Um ihn hat sich eine Menschentraube gebildet. Junge Frauen in Jeans hängen an seinen Lippen. Tadschikistan ist ein weltlicher Staat. 90 Prozent der Bevölkerung gehören einem gemäßigten Islam an. Auf die Religion sind die Tadschiken stolz. Die ehemals tadschikische Stadt Buchara war einst das religiöse und kulturelle Zentrum der östlichen islamischen Welt. Viele wichtige Gelehrte in Buchara waren Tadschiken.
    Die Regierung hat 2009 auf eine drohende Radikalisierung reagiert, indem sie die Religionsfreiheit massiv einschränkte. Seitdem wurden Dutzende Islamschulen geschlossen. Minderjährige dürfen keine Moscheen besuchen. In öffentlichen Gebäuden ist das Tragen von Hidschabs verboten. Aber auch auf der Straße sind kaum Frauen mit diesen Kopftüchern zu sehen. Ebenso wenig lange Bärte der Religiösen bei den Männern. Offenbar wirkt öffentlicher Druck. Im August wurde in Wachdat, einer Stadt nahe Duschanbe, ein Student zu Tode geprügelt. Freunde des Mannes berichten, Polizisten hätten ihn wegen seines Bartes festgehalten und zusammengeschlagen.
    Ein Propagandabild vom Twitter-Account Albakra News zeigt einen LKW mit der schwarzen Flagge der Terroristen. 
    Ein IS-Propagandabild vom Twitter-Account Albakra News. Hunderte Tadschiken sollen in Reihen es IS kämpfen. (AFP /HO / Albakara News)
    Zuständig für Religionspolitik und für Maßnahmen gegen Radikalisierung ist das Religionskomitee Tadschikistans. Die Behörde ist beim Präsidenten angesiedelt. Ihr Mitarbeiter Mawlon Muchtorow verteidigt die Einschränkung der Religionsfreiheit. Sie sei nötig, um Stabilität und Sicherheit in Tadschikistan zu gewährleisten.
    "Wir müssen die Jugend auf den rechten Weg bringen. Auch unser Präsident hat gesagt: Die jungen Leute werfen sonst alles hin, die Ausbildung, den Job, und gehen nur noch in die Moschee. Wenn alle in die Moschee gehen, wer arbeitet dann noch? Wer wird Schweißer, Dreher, Elektriker?"
    Das Religionskomitee greift weit in das Leben in den Moscheen ein.
    Vorschriften für Predigten
    Eine Autofahrt. Safar Dawlat sitzt auf dem Beifahrersitz. Es ist schon dunkel. Er möchte nicht mit Journalisten gesehen werden, hat Angst vor Repressionen. Dawlat war Imam. Vor einigen Monaten verlor er seine Stelle. Die Probleme begannen, als die Behörden von ihm verlangten, das Minarett der Moschee abzutragen. Es war von der Straße aus zu sehen, die zur Residenz des Präsidenten führt.
    "Sie haben gesagt: 'Wenn Touristen die Moschee sehen, denken sie, sie seien in Pakistan oder Afghanistan, und hier seien Terroristen. Sie könnten sich gestört fühlen.'"
    Dann wollten die Beamten ihm auch noch vorschreiben, was er am Freitag in der Moschee predigen sollte. Es ging um die Partei der islamischen Wiedergeburt, eine Oppositionspartei Tadschikistans. Es war die einzige reguläre religiöse Partei auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Im Herbst haben Richter sie für extremistisch erklärt und verboten. Die tadschikische Justiz hat die gesamte Führungsriege der Partei verhaftet: mehr als zwanzig Mann. Und ein Anwalt, der die verhafteten Parteimitglieder verteidigen wollte, wurde auch gleich festgesetzt. Er soll Mandanten betrogen haben, so der Vorwurf. Ein nach Einschätzung von Beobachtern offenkundig fingiertes Verfahren. Der entlassene Imam Safar Dawlat:
    Straßenhändler in Chudschand.
    Viele Menschen leben in ärmlichen Verhältnissen. (Deutschlandradio / Gesine Dornblüth)
    "Sie haben entsetzlichen Druck auf mich ausgeübt: 'Entweder, Du predigst, was wir sagen, oder Du wirst entlassen.' Ich sollte sagen, dass die Partei der islamischen Wiedergeburt eine Partei von Verrätern sei. Und ich sollte auch gegen unsere geistlichen Anführer predigen. Ich habe gesagt: Für eine Milliarde Dollar würde ich so etwas nicht tun. Denn ich achte die Verfassung Tadschikistans und die religiösen Vorschriften."
    Verbot islamischer Partei ist umstritten
    Das Verbot der Partei der islamischen Wiedergeburt ist umstritten. Westliche Experten - etwa von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin - schätzen die Partei als eher gemäßigt und vergleichsweise weltlich ein. Die Regierung Tadschikistans sagt, sie habe einen Staatsstreich vorbereitet. Sie verweist auf Angriffe bewaffneter Gruppen auf Polizisten Anfang September in Duschanbe und Umgebung. Dabei starben mindestens 26 Menschen. Präsident Rahmon sprach von einem terroristischen Anschlag und verglich die Täter mit dem IS. Die Regierung behauptet, die Partei der islamischen Wiedergeburt habe die Anschläge finanziert. Doch Beobachter halten diese Verbindung für konstruiert. Es habe sich eher um Verteilungskämpfe konkurrierender Gruppen gehandelt.
    Ehemalige Mitglieder der verbotenen Partei, die auf freiem Fuß sind, geben keine Interviews, aus Angst. Der Sicherheitsexperte Nematulloh Mirsaidow kennt einige der Verhafteten persönlich.
    "Meiner Meinung nach haben sie keine Gefahr dargestellt. Ja, die Leute waren ziemlich religiös. Aber sie haben sich im Rahmen des Gesetzes betätigt. Ich denke, es gibt Parteimitglieder, die zu Unrecht verhaftet wurden. Die Rechtsorgane hätten genau bestimmen müssen, wer Verbindungen zu illegalen Gruppen hat. Einfach eine ganze Gruppe zu verhaften war falsch. Das radikalisiert die Gesellschaft."
    Unzufrieden über die autoritäre und korrupte Führung des Landes
    In der Moschee von Safar Dawlat hat das Religionskomitee mittlerweile einen anderen, weniger kritischen Vorbeter installiert. Offenbar kein Einzelfall. Die Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik schreibt, das Religionskomitee arbeite eng mit dem Geheimdienst zusammen. Dies aber untergrabe die Glaubwürdigkeit der Imame. Safar Dawlat konnte das direkt mit ansehen.
    "Als ich Imam war, kamen ungefähr tausend Gläubige zum Freitagsgebet. Jetzt kommen noch höchstens 350 in die Moschee. Die Leute sind gekränkt. 99 Prozent der Gläubigen sind gegen das, was das Religionskomitee macht. Ach was, sogar 99,99 Prozent sind dieser Meinung. Aber sie können nichts machen, niemand kann irgendetwas machen."
    Dawlat ist frustriert. Denn seit er nicht mehr predigen darf, komme er an die Menschen nicht mehr heran. Aus seinem Bezirk kämpften bereits mindestens 13 Männer im Irak und in Syrien. "Der Staat treibt die Leute dazu, radikal zu werden."
    Saimuddin Dustow sieht das genauso. Der Verleger und Politologe lebt in Duschanbe. Die Menschen würden nicht nur aus materieller Not und mangelnder Bildung radikal. Wenn sie sich der Terrormiliz anschlössen, täten sie dies auch aus Protest gegen die autoritäre und zugleich korrupte Führung des Landes, meint Dustow.
    "Die Jugend sieht, dass sich der Staat totalitär gebiert. Es geht nicht immer um Geld. Das hat ja auch der Fall des tadschikischen Elitekämpfers gezeigt. Er hat sich dem IS angeschlossen, obwohl er hier zwei Frauen, mehrere Häuser und mehrere Wohnungen hatte und mit dem Sohn des Präsidenten befreundet war."
    Drohende Radikalisierung beunruhigt Nachbarländer
    Auf dem Korruptionsindex von Transparency International stand Tadschikistan 2014 auf Rang 152 von 174. Studierende in Duschanbe erzählen, sie wollten weg, ins Ausland, egal wohin. Auf dem Land leben viele Menschen ohne Gasversorgung. Und selbst in der Hauptstadt gibt es in vielen Wohnungen kein fließend Wasser. Doch im Staatsfernsehen verkündet Präsident Rahmon tagtäglich vor den Hauptnachrichten, die Menschen sollten dankbar sein, in so einem Staat zu leben. Seine Beamten wiederholen das. Mawlon Muchtorow vom Religionskomitee:
    "Unser Volk ist zufrieden. Tadschikistan entwickelt sich. Wir stören niemanden, und wir möchten, dass unser Volk, unser Regime und unseren Präsidenten auch niemand stört."
    Der religiöse Extremismus, sagt Muchtorow, werde von außen nach Tadschikistan hineingetragen. Sie hätten die Lage aber im Griff. Das Religionskomitee veranstalte Runde Tische und Seminare in allen Regionen Tadschikistans, trete in Moscheen, Schulen und Teehäusern auf, um die Menschen über den wahren, terroristischen Charakter des sogenannten Islamischen Staates aufzuklären. Dabei würden auch Rückkehrer mitwirken, die beim IS waren, dort aber nicht gekämpft haben. Sie genießen in Tadschikistan Straffreiheit, stehen aber unter strenger Beobachtung der Behörden.
    Grenze zwischen Afghanistan und Tadschikistan
    An der 1.300 Kilometer langen Grenze zwischen Afghanistan und Tadschikistan. (STR / AFP)
    Doch die drohende Radikalisierung der Gesellschaft beunruhigt längst auch die Nachbarländer. Im September fand in Duschanbe ein Gipfel der OVKS statt. Das ist ein Sicherheitsbündnis mehrerer Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Ihm gehört auch Tadschikistan an. Bei dem Gipfel sprach Russlands Präsident Wladimir Putin.
    "Wir sehen, dass auch Sie hier in Tadschikistan mit Problemen zu tun haben, mit Versuchen, die Lage anzuheizen. Wir bewerten diese Gefahren angemessen. Sie können jederzeit mit unserer Unterstützung rechnen. Allerdings sehen wir auch, dass Ihre Polizei und das Militär bisher gut mit diesen Problemen zurechtkommen."
    Lange Grenze zu Afghanistan bereitet Sorgen
    Russland sorgt sich vor allem wegen der Entwicklungen im an Tadschikistan angrenzenden Afghanistan und der möglichen Folgen für Zentralasien. Tadschikistan hat eine mehr als 1.300 km lange Grenze mit Afghanistan. Nach dem Abzug der von den USA geführten Koalition sind die Taliban dort wieder auf dem Vormarsch. Im Herbst eroberten sie kurzzeitig die Stadt Kundus im Norden des Landes. Von dort sind es nur gut fünfzig Kilometer bis nach Tadschikistan. Lange patrouillierten auch russische Soldaten an der Grenze zu Afghanistan. 2005 zogen sie ab. Russland, China, die USA und die EU helfen den Tadschiken allerdings mit Geld, Ausrüstung und Schulungen. Putin regte nun an, die Grenze nach Afghanistan wieder gemeinsam zu überwachen, im Rahmen des Sicherheitsbündnisses OVKS. Immerhin sei es eine gemeinsame Außengrenze.
    "Die Lage in Afghanistan ist nahezu kritisch. Terroristen unterschiedlicher Couleur gewinnen dort immer mehr Einfluss und sprechen offen über ihre Expansionspläne. Eines ihrer Ziele ist es, nach Zentralasien einzufallen."
    Experten bezweifeln das. Ein viel größeres Problem stelle der Drogenschmuggel dar. Die wichtigste Route für afghanisches Opium nach Europa führt durch Tadschikistan. Der Verleger und Politologe Saimuddin Dustow nennt die von Putin geäußerten terroristischen Bedrohungsszenarien eine Erfindung.
    "Sie dient dem Ziel, russische Truppen an die tadschikisch-afghanische Grenze zurückzubringen – im Rahmen von Putins eurasischen Plänen. Aber die heutigen tadschikischen Eliten wollen das nicht, auch wenn sie zu hundert Prozent pro-russisch sind. Denn ihnen liegt an der Souveränität Tadschikistans."
    Der russische Präsident Wladimir Putin schaut nachdenklich zur Seite.
    Der russische Präsident Wladimir Putin betrachtet Tadschikistan als sein Einflussgebiet. (picture-alliance / dpa / Alexei Nikolsky)
    Putin betrachtet Tadschikistan als Russlands Hinterhof
    Die tadschikische Führung reagiert denn auch abwartend auf die jüngsten Hilfsangebote aus Moskau. Sherali Rizoev arbeitet im Zentrum für strategische Studien in Duschanbe, einer Einrichtung des Präsidenten Tadschikistans. Er beteuert: "Kein Staat kann allein seine Sicherheit gewährleisten. Dazu ist immer Zusammenarbeit nötig. Aber ich denke: Eine wichtige Rolle spielen unsere eigenen staatlichen Kräfte. Denn vor allem ihre Arbeit gewährleistet die Sicherheit unseres Staates."
    Auch westliche Diplomaten sagen, dass Russland die terroristische Gefahr in der Region zumindest kurzfristig hochspiele, auch, um eventuell einen Vorwand zu haben, die eigene Präsenz dort zu erhöhen. Präsident Putin betrachtet Tadschikistan, wie das gesamte Zentralasien, als Russlands Hinterhof. Und Russland unterhält bereits einen Militärstützpunkt in Tadschikistan. Derzeit baut es die Truppenstärke dort aus, von vormals 6.000 auf 9.000 Mann bis zum Jahr 2020. In Moskau spekulieren Beobachter bereits, Tadschikistan könne nach der Ukraine und Syrien das nächste Ziel eines möglichen weiteren russischen Auslandseinsatzes werden.
    Doch auch wenn westliche Diplomaten derzeit keine greifbare Bedrohung durch islamistische Terroristen in Tadschikistan sehen, so warnen sie doch vor sozialen Unruhen im Land, vor Protesten gegen Arbeitslosigkeit, Korruption und gegen andere hausgemachte Probleme. Und derlei Unruhen, so mehrere Kenner der Lage in vertraulichen Gesprächen, könnten islamistische Terrorgruppen dann eben durchaus nutzen, um sich in Tadschikistan auszubreiten.