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Tagesgeld versus Festgeld
"Wir erwarten mittelfristig keine Trendwende bei den Zinsen"

Bei vielen Banken gibt es mittlerweile keine Zinsen mehr auf Tagesgeld. Es sei aber nicht zu erwarten, dass Kleinanleger in Zukunft mit Negativzinsen zu rechnen hätten, sagte Toralf Richter vom Vergleichsportal Verivox im DLF. Wer auf Nummer sicher gehen wolle, sollte sein Erspartes als Festgeld anlegen. Dort gebe es noch höhere Zinsen.

Toralf Richter im Gespräch mit Georg Ehring | 08.04.2016
    Eine Hand nimmt Geld aus einem Geldautomaten.
    Auf der Bank ist das Geld wenigstens sicher - Zinsen gibt es allerdings fast nicht mehr. (dpa/picture alliance/epa Peter Hudec)
    Georg Ehring: Auf der Bank ist das Geld wenigstens sicher. Das ist langsam der größte Vorteil für die, die ihr Geld zur Bank oder zur Sparkasse bringen und es nicht etwa unter dem Kopfkissen lagern. Das Vergleichsportal Verivox hat ermittelt, wie sich die Zinsen für Tagesgeld entwickelt haben, und es hat herausgefunden, dass immer mehr Banken gar keine Zinsen auf Tagesgeldkonten mehr zahlen. Telefonisch verbunden bin ich jetzt mit Toralf Richter von Verivox. Guten Tag, Herr Richter!
    Toralf Richter: Einen schönen guten Tag, Herr Ehring.
    Ehring: Herr Richter, welche Art Banken sind es denn, die gar keine Zinsen mehr zahlen, und wie viele?
    Richter: Wir haben uns die Konditionen von über 800 Banken und Sparkassen angeschaut in Deutschland und tatsächlich gibt es bei 96 Banken überhaupt keine Zinsen mehr aufs Tagesgeld. Das bezieht sich auf eine Anlagesumme von 10.000 Euro. Eine Unterscheidung möchte ich da gar nicht machen. Es gibt regionale, es gibt aber auch überregionale. Tendenziell haben regionale Banken etwas niedrigere Zinsen aufs Tagesgeld und der Gesamtdurchschnitt aller Banken beträgt momentan 0,1 Prozent, also auch nicht sehr viel.
    "Wir erwarten keine Negativzinsen für Kleinanleger"
    Ehring: Die Europäische Zentralbank hat ja schon Negativzinsen eingeführt. Gibt es so etwas nach Ihren Ermittlungen auch für Privatkunden?
    Richter: Es gibt, Stand heute, keine Negativzinsen für Kleinanleger, und offen gestanden, wir erwarten das auch nicht, denn das wäre ein Schritt, den wohl keine Bank zuerst machen möchte. Aber Negativzinsen gibt es schon für Großanleger oder Unternehmen, und die sind dann betroffen, wenn sie zum Beispiel kurzfristig Geld parken wollen.
    Ehring: Wenn ich mich als Kunde mit Nullzinsen nicht abfinden will, was kann ich dann tun?
    Richter: Sie können erstens einen Anbieter suchen, der höhere Zinsen beim Tagesgeld bietet. Aktuell sind immerhin noch ein Prozent Zinsen drin. Das sind dann 100 Euro mehr als bei den Banken, die gar nichts geben bei einer 10.000 Euro Anlage. Ansonsten ist für sicherheitsbewusste Anleger das Festgeld eine Alternative. Festgeld heißt: Ich gebe das Geld für eine bestimmte Zeit der Bank, komme nicht dran und erhalte dafür aber etwas höhere Zinsen. Bei den besten Anbietern für ein zweijähriges Festgeld sind das immerhin noch 1,4 bis 1,9 Prozent.
    "Wir erwarten mittelfristig noch keine Trendwende bei den Zinsen"
    Ehring: Das ist ja schon etwas besser. Man könnte damit aber einen Zinsanstieg verpassen. Ist es aus Ihrer Sicht sinnvoll, sein Geld ein bisschen länger festzulegen, wenn man es vorerst nicht braucht?
    Richter: Deswegen hatte ich auch in der Hochrechnung mal die zweijährigen Festgelder genommen, denn tatsächlich länger sollte man das Geld nicht festlegen. Wie gesagt, der Zins kann wieder steigen, die Rendite kann wieder steigen, und den Zeitpunkt sollten Anleger nicht verpassen. Mit einem zweijährigen Festgeld ist das Risiko allerdings relativ gering, denn wir erwarten ohnehin mittelfristig noch keine Trendwende bei den Zinsen.
    Ehring: Und wenn man es noch länger festlegt, hat man denn dann Chancen auf höhere Zinsen?
    Richter: Die Zinsen sind tatsächlich bei einem fünfjährigen oder bei einem zehnjährigen Festgeld noch höher, aber dann ist auch die Gefahr da, dass die Zinsen ansteigen, das Geld festgelegt ist und Sie diesen Anstieg verpassen. Deswegen Festgeld bis zu zwei Jahren, wäre unsere Empfehlung.
    Ehring: Viele Sparer haben ja noch das klassische Sparbuch. Ist das schlechter als ein Tagesgeldkonto?
    Richter: Es geht ja hier vor allen Dingen um die sicherheitsbewussten Sparer, die ihr Geld ganz sicher anlegen wollen. Trotzdem sollten auch die sich die Frage stellen: Lege ich mein Geld so an, dass es mehr bringt als die Inflation, oder ist es weniger. Dann kommt häufig die Antwort, dass die Rendite auf einem Sparbuch unterhalb der Inflation liegt. Real wird dann das Geld weniger. Aber auch diese Anleger haben die Möglichkeit, ihr Geld zu vermehren. Bei einem guten Tages- oder Festgeldanbieter haben sie konstant eine Rendite oberhalb der Inflation. Und vielleicht noch eine Zahl dazu: Es sind immerhin noch 500 Milliarden Euro, die in Deutschland auf Sparbüchern schlummern, laut Zahlen der Bundesbank.
    Ehring: Toralf Richter war das von Verivox - herzlichen Dank.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.