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Tarifforderungen
Lehrer wehren sich gegen ungerechte Bezahlung

Besonders junge Lehrer haben schon viele Schulen von innen gesehen, denn mit befristeten Verträgen sparen die Länder viel Geld: Bis zu 500 Euro im Monat verdienen angestellte Lehrer weniger als ihre verbeamteten Kollegen. Doch der aktuelle Tarifstreik zeigt, die Ungleichbehandlung betrifft auch andere Bereiche.

Von Sofie Czilwik | 05.03.2015
    Warnstreik der Lehrer an der Aziz-Nesin-Grundschule in Berlin-Neukölln
    Plakate mit der Aufschrift "Heute Warnstreik!" hängen an der Aziz-Nesin-Grundschule in Berlin-Neukölln. (dpa / picture alliance / Felix Zahn)
    "Dagegen wehren wir uns, und wir treten für unsere Forderungen ein."
    Die Stimmung ist gut vor dem Kölner DGB-Haus. Über tausend angestellte Lehrerinnen und Lehrer aus Gymnasien, Förder-, Grund- und Gesamtschulen haben sich auf dem Platz vor dem Gewerkschaftshaus versammelt. Sie streiken für eine bessere Bezahlung, gegen Rentenkürzungen und gegen die befristeten Verträge bei Lehrern.
    Mit befristeten Verträgen kennt sich David Brick gut aus. Seit einem Jahr ist er mit seiner Ausbildung fertig und hat seitdem schon viele Schulen von innen gesehen:
    "Ich bin innerhalb von acht Monaten an vier Schulen gewesen und immer nur Verträge für zwei, vier Monate. Und das kann so nicht weitergehen. Da müssen Festanstellungen kommen und generell mehr Geld für Bildung in allen Bereichen."
    Mehr Geld für die angestellten Lehrer ist eine der Hauptforderungen der Gewerkschaften im aktuellen Tarifstreit. Denn laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) verdienen die angestellten monatlich bis zu 500 Euro weniger als ihre verbeamteten Kollegen.
    "Auch im Alter werden wir schlechter bezahlt"
    Für den Hauptschullehrer Markus Schabel sind neben der ungerechten Bezahlung, auch die Einschnitte bei der Betriebsrente ein Grund zum streiken.
    "Ich bin Angestellter, mir liegt nichts an dem Beamtenstatus, aber diese Ungerechtigkeit in der Bezahlung, die sich jetzt auch weiter fortsetzt, weil die Altersvorsorge auch mittlerweile jetzt auf den Tisch kommt. Das heißt wir werden schon ein Leben lang schlechter bezahlt und dann noch mal im Alter schlechter dastehen, als es möglich wäre. Das kann doch nicht sein."
    Entsprechend fordert die GEW: Keine Einschnitte in der betrieblichen Rente. Und außerdem 5,5 Prozent mehr Gehalt, aber mindestens 175 Euro mehr im Monat. Zudem will sie einen Tarifvertrag zur Eingruppierung der angestellten Lehrer durchsetzen, sodass ihre Entgeltgruppen an die der Beamten angeglichen werden.
    Bullerjahn fordert mehr Kompromissbereitschaft
    Der Verhandlungspartner der Gewerkschaften, die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) hält diese Forderungen für nicht bezahlbar. Denn die höhere Lebenserwartung führt schon jetzt dazu, dass Renten vier bis sechs Jahre länger ausgezahlt werden.
    Jens Bullerjahn, Finanzminister von Sachsen-Anhalt, ist Verhandlungsführer der Arbeitgeber im Tarifstreit. Er fordert, dass die Gewerkschaftler den Arbeitgebern entgegenkommen und sich kompromissfähig zeigen. Dass die Löhne der angestellten Lehrer an die der Beamten angelehnt werden, lehnt die TdL ab.
    Mitte März entscheidet sich das weitere Vorgehen
    Die Warnstreiks gehen erst mal weiter, so Hildegard Merten, die Geschäftsführerin der GEW in Köln. Ob danach weitergestreikt wird, wird sich zeigen:
    "Wenn es nicht wirkt, müssen wir klären, wie geht es weiter. Sind die Kollegen bereit, noch weiter zu machen. Es würde eine Urabstimmung geben, die Kollegen würden befragt werden, ob sie bereit sind, unbefristet zu streiken. Das ist aber eine Entscheidung, die danach kommt. Also möglich wäre das."
    Wie es in dem Tarifstreit weiter geht, hängt von der nächsten Verhandlungsrunde ab. Diese ist für Mitte März angelegt.