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Tarifkonflikt
Lufthansa-Piloten könnten bald streiken

Die Tarifgespräche zwischen der Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit sind gescheitert. "Wir werden nicht dulden, dass man uns hier einer Tarifdiktatur unterwirft", sagte ein Cockpit-Sprecher. Reisende müssen sich nun wieder auf Streiks einstellen.

Von Ludger Fittkau | 02.09.2015
    An einem Flugschalter der Lufthansa in Frankfurt am Main ist auf dem Display zu lesen: "Serviceschalter für annulierte Flüge ab 5 Uhr." Vor dem Schalter sind unscharf Fluggäste zu erkennen; dahinter sitzen zwei Service-Angestellte der Lufthansa.
    Lufthansa-Passagiere müssen mit Streiks rechnen. (dpa / Christoph Schmidt)
    500 Millionen Euro Kostenentlastungen habe die Vereinigung Cockpit in den letzten Monaten in den Verhandlungen mit dem Lufthansa-Management angeboten, sagt Jörg Handwerg, Vorstandsmitglied der Pilotengewerkschaft. Als Gegenleistung habe man von der Konzernspitze verlangt, auf die Verlagerung von Arbeitsplätzen auf Billigflug-Linien - teilweise im Ausland - zu verzichten. Doch darauf habe sich Lufthansa nicht eingelassen. Deshalb drohen ab sofort wieder Streiks.
    Jörg Handwerg: "Sie müssen sich drauf einstellen, dass jetzt und zwar auf unbestimmte Zeit intensive Streikmaßnahmen bei der Lufthansa, bei der Lufthansa Cargo und bei der Germanwings einsetzen werden. Denn dieses Ergebnis ist für uns in keiner Weise akzeptabel. Wir werden uns nicht völlig erpressbar machen lassen. Lufthansa hat ja anders als andere Unternehmen im Bereich Pilotenarbeitsplatz fast ein Monopol in Deutschland. Und hat deswegen sowieso schon als Arbeitgeber eine sehr, sehr starke Position. Und wir werden nicht dulden, dass man uns hier einer Tarifdiktatur unterwirft."
    Lufthansa will Streiks verhindern
    Die Lufthansa hat jedoch noch Hoffnung, neue Pilotenstreiks verhindern zu können, da ja noch kein konkreter Streiktermin genannt worden sei. Man habe der Pilotenvereinigung Cockpit in den zurückliegenden Gesprächen deutlich signalisiert, dass ihr 500 Millionen-Sparangebot eine gute Grundlage für die Tarifverhandlungen sei, so Barbara Schädler, Sprecherin der Fluggesellschaft: "Und wie wir alle wissen, helfen Streiks allenfalls den Wettbewerbern, nicht aber unseren Kunden, nicht dem Unternehmen und nicht den Mitarbeitern. Von daher werden wir weiter Gespräche anbieten."
    Anfang August hatte noch so ausgesehen, als könnten sich beide Seiten den langen Tarifstreit beenden. Die Veränderung der Gesprächskultur im Konzern nach der German-Wings-Katastrophe im Frühjahr habe jedoch letztlich nicht geholfen, den zähen Tarifkonflikt zu lösen, konstatiert Jörg Handwerk von der Pilotenvereinigung Cockpit:
    "Da war auch unter den Kollegen eine gewisse Hoffnung da, dass man sich nun wieder ein bisschen auf Werte besinnt außerhalb von Börsenzahlen. Aber das ist seitens des Managements schlichtweg nie geschehen aus unserer Sicht. Wir konnten das nicht feststellen. Man sieht ja, was geschehen ist, nachdem wir unser Gesamtpaket angeboten haben, dass wir teilweise schon von der Kollegenschaft kritisiert wurden, weil es sehr weitgehend war. Jetzt hat man weitere Provokationen besetzt und unbeirrt fährt man seinen Kurs zum Brechen der Gewerkschaftsmacht weiter. So lässt sich keine Lösung finden."
    Größerer Zusammenhalt nach Germanwings-Katastrophe
    Auch diesen Punkt sieht die Lufthansa-Führung anders. Die Germanwings-Katastrophe sei ein Einschnitt gewesen, der es auch jetzt noch möglich machen müsse, dass Pilotengewerkschaft und Unternehmensleitung einen gemeinsamen Weg aus der Krise finden. Das hofft Barbara Schädler, Sprecherin des Unternehmens:
    "Ich glaube schon, dass wir bei Lufthansa und Germanwings und auch bei den anderen Unternehmen der Lufthansa-Gruppe einen größeren Zusammenhalt haben. Aber wissen sie, Interessenvertretungen sind Interessenvertretungen und die müssen ihre Aufgabe machen. Ich hoffe dennoch, dass wir wieder ins Gespräch kommen und endlich Tarifverhandlungen aufnehmen, die ja bisher noch gar nicht stattgefunden haben."
    Doch zunächst stehen die Zeichen wieder auf Streik. Ab sofort müssen Lufthansa-Kunden jederzeit mit Arbeitskämpfen der Piloten rechnen.