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Tarifkonflikt
Warnstreiks bei der Post

In vielen Niederlassungen der Deutschen Post hat es Warnstreiks gegeben. Päckchen, Pakete und Briefe blieben unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Berlin-Brandenburg liegen. Die Gewerkschaft Verdi fordert für die Mitarbeiter kürzere Arbeitszeiten bei vollem Lohnausgleich, das Unternehmen lehnt das ab.

Von Brigitte Scholtes | 01.04.2015
    Mitarbeiter der Deutschen Post und des Logistikdienstleisters DHL nehmen bei einem Warnstreik am 01.04.2015 an einer Kundgebung vor dem Gewerkschaftshaus in Hamburg teil.
    Post-Zusteller im Warnstreik (picture alliance / dpa / Bodo Marks)
    Verdi kämpft für geringere Arbeitszeiten für die 140.000 Postmitarbeiter, aber erbost hat die Gewerkschaft vor allem eine Entscheidung von Konzern-Chef Frank Appel im Paketbereich:
    "Um zukünftig erfolgreich sein zu können und intensiv in diesen Bereich investieren zu können, müssen wir unsere Kostenstruktur weiter wettbewerbsfähiger machen. Wir glauben, dass wir mit der Gründung der DHL Delivery Gesellschaften den richtigen Schritt getan haben, um zukünftig die Möglichkeit zu haben, hier systematisch zu investieren und eine gute Perspektive für unsere Mitarbeiter langfristig zu geben."
    49 Regionalgesellschaften hat die Deutsche Post DHL da gegründet, sie sind in einer GmbH zusammengefasst. In dieser neuen Tochter soll dann nicht mehr nach den Tarifen der Mutter bezahlt werden, sondern nach denen des Speditions- und Logistikgewerbes, und die liegen um etwa 20 Prozent niedriger, sagt Rolf Bauermeister, bei Verdi zuständig für den Bereich und Aufsichtsratsmitglied bei der Deutschen Post DHL:
    Verdi sieht Vertragsbruch
    "Wir haben insgesamt ein Schutzpaket vereinbart, was auf der einen Seite den Ausschluss von Fremdvergabe beinhaltet, und dafür haben die Beschäftigten auch Preise gezahlt, indem unter anderem auf freie Tage verzichtet worden ist und auf Kurzpausen verzichtet worden ist. Das sehen wir nicht ein, dass der Arbeitgeber mit diesem Vertragsbruch durchkommt."
    Gegen diesen "Vertragsbruch" aus Verdis Sicht hat die Gewerkschaft Klage eingereicht. Die Post sieht das anders. Sprecher Thomas Kutsch argumentiert mit den aus seiner Sicht attraktiven Löhnen bei der neuen Tochter:
    "Bei den GmbHs starten sie im Durchschnitt mit 13 Euro die Stunde, das heißt, sie starten mit einem guten Lohn und einem unbefristeten Jobverhältnis in dieser neuen DHL Delivery GmbH, die rein für die Paketzustellung gegründet worden ist."
    Viele Paketdienste waschen ihre Hände in Unschuld
    Diese Löhne sind aber wie in der Branche üblich, regional sehr unterschiedlich: So liegt der Stundengrundlohn in Niedersachsen bei 10,30 Euro, in Nordbaden/Württemberg aber bei 18 Euro. Hinzu kommen - auch das regional unterschiedlich - Zuschläge etwa für Urlaubsgeld. Bei der Mutter, der Deutschen Post AG, wiederum sind die Löhne abhängig von Alter und Status als Arbeiter oder Angestellter, da können die Stundenlöhne zwischen 16 und 20 Euro erreichen. Und es gibt aus alten Zeiten noch einige Beamte bei der Deutschen Post.
    Daneben gibt es befristete Verträge, hier liegt der Einstiegslohn bei 11,77 Euro. 3.800 bisher befristet Beschäftigte haben schon bei der neuen GmbH unbefristete Arbeitsverträge unterschrieben. In der GmbH seien die Arbeitsbedingungen sicher noch besser als bei vielen Wettbewerbern, weiß auch Verdi. Denn die Konkurrenten wie Hermes, dpd oder GLS arbeiten häufig mit Subunternehmern, die zwar gesetzlich verpflichtet sind, ihren Mitarbeitern den Mindestlohn von 8,50 Euro zu zahlen. Aber das unterlaufen einige, indem sie nach Arbeitsmenge zahlen. Die meisten Paketdienste aber waschen ihre Hände in Unschuld. Denn die Arbeitsbedingungen hätten ihre Subunternehmer zu verantworten.