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Tarifverhandlungen
Banker streiken für mehr Geld

Die dritte Tarifrunde zwischen der Gewerkschaft Verdi und den öffentlichen und privaten Banken läuft. Verdi will diesmal mehr Druck machen als in den vergangenen Jahren und ruft auch zu Warnstreiks auf. Doch nur jeder fünfte Banker ist Gewerkschaftsmitglied, und so ist der Protest vielerorts nur ein Nadelstich für die Arbeitgeber.

Von Thomas Wagner | 06.07.2016
    Ein Banner der Gewerkschaft Verdi mit der Aufschrift "Heute Warnstreik".
    Ein Banner der Gewerkschaft Verdi mit der Aufschrift "Heute Warnstreik". (dpa/picture-alliance/Christoph Schmidt)
    "Ja, liebe Kolleginnen und Kollegen: Wir sind hier heute zusammengekommen, weil wir in der Tarifrunde Privatbanken stehen. Wir haben ein Angebot der Arbeitgeber, das mehr schlecht als akzetabel ist."
    Und dann legt Ilka Ulrich, Gewerkschaftssekretärin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Ulm, die Zahlen auf den Tisch: 0,8, 1,0 und 1,0 Prozent Gehaltssteiferungen haben die Arbeitgeber kürzlich in der dritten Runde der Tarifverhandlungen für private und öffentliche Banken für die nächsten drei Jahre angeboten; macht pro Jahr im Schnitt 0,85 Prozent mehr.
    "Das Angebot ist unter aller Sau"
    Für die Frauen und Männer, die an diesem Vormittag in schmucken Business-Kostümen sowie in weißen Hemden und Krawatten direkt von ihrem Arbeitsplatz ins Ulmer Gewerkschaftshaus gekommen sind, ist das nicht akzeptabel:
    "Also das Angebot ist unter aller Sau. Das kann man wohl so drastisch aussprechen. Wenn man sich vor allem die Tarifabschlüsse in anderen Bereichen, in besser organisierten Bereichen, ansieht, mit teilweise vier bis fünf Prozent, auf zwei Jahre verteilt - das ist ein Witz. Punkt und fertig."
    "Also für mich ist das ein Thema, wo ich nicht einmal mehr sagen kann, ich bin sauer, sondern ich bin eigentlich auch enttäuscht. Und auch das Vorgehen der Arbeitgeber - für mich nicht akzeptabel. Meines Erachtens ist das auch ein politisches Thema, nämlich dass die Arbeitgeber einfach auch mal testen: Wie bereit sind eigentlich die Bankmitarbeiter für Streik, sich mal hinzustellen?"
    Und genau das ist ein wunder Punkt: Nur jeder fünfte Bankmitarbeiter ist nach Angaben von Verdi Gewerkschaftsmitglied. Zwar sind in Nordrhein-Westfalen nach Gewerkschaftsangaben heute Vormittag viele hundert streikende Bankmitarbeiter mit Bussen zur zentralen Kundgebung nach Essen gefahren. Auch die Resonanz in Hessen sei auf den Streikaufruf ordentlich ausgefallen. In Baden-Württemberg hingegen konnte der Betrieb in allen Banken, die bestreikt wurden, weitergehen.
    Unterbesetzte Filialen, erschwerter Betrieb
    Dennoch wertet Verdi es als Erfolg, dass immerhin mehrere hundert Mitarbeiter die Arbeit an den Banken ruhen ließen - ein schmerzhafter Nadelstich in Richtung Arbeitgeber.
    "Ich sehe nur die Resonanz aus unserem Einzugsbereich. Und die besagt, dass es deutlich erschwerten Betrieb gibt. Dass eben einige Filialen deutlich unterbesetzt sind."
    Insofern, hofft Ilka Ulrich, könnte doch noch so viel Druck aufgebaut werden, dass es auf der Arbeitgeberseite zu Bewegung kommt. Dabei ist der Gewerkschaftssekretärin eines wichtig: Ihr kommt es nicht nur auf die von Verdi verlangten Lohn- und Gehaltssteigerungen von 4,8 Prozent an. Wichtig seien auch die restlichen Forderungen, die die Gewerkschaft in die Verhandlungsrunde eingebracht hat:
    "80 Euro mehr für die Auszubildenden. Ein Tarifvertrag zur Übernahme der Auszubildenden in Vollzeit und unbefristet. Und die Verlängerung von Altersteilzeitregelungen. Hier ist eine Schippe draufzulegen."
    Eine Schippe drauflegen will Verdi bereits in den nächsten Tagen: Bis kommenden Montag sollen die Streiks an den Banken ausgeweitet werden.
    Die nächste Verhandlungsrunde steht am kommenden Dienstag in Wiesbaden an.