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Taskforce Artenschutz
Naturschützer fordern eine bayerische Eingreiftruppe

Neben Wolf und Bär kommt auch der Luchs zurück nach Deutschland. Das streng geschützte Tier wandert auch aus Tschechien in den Bayrischen Wald ein. Doch nicht alle freuen sich über die Rückkehr: Immer wieder werden einzelne Luchse Opfer von Wilderern. Naturschützer fordern eine Taskforce Artenschutz.

Von Susanne Lettenbauer | 27.05.2015
    Zwei Luchse liegen auf einer grünen Wiese.
    In Trailling im Bayerischen Wald wurden vier Luchs-Vorderbeine gefunden. (picture alliance / dpa-ZB / Patrick Pleul)
    Jens Schlüter vom Bund Naturschutz aus Regen ist noch immer sprachlos. Der Naturschützer engagiert sich im Luchsprojekt vom Bayerischen Wald, diskutiert mit anderen Naturschützern, wie der Luchs in Deutschland heimisch werden könnte und dann das: der Fund von vier Luchs-Vorderbeinen samt Schulterblättern bei Trailling im Bayerischen Wald. Am Pfingstwochenende wurde der Fall öffentlich. Für den Bund Naturschutz ist das der Höhepunkt in einer Kontroverse um die scheuen Großkatzen, die seit Jahren schwelt:
    "Natürlich ist das eine Eskalation in der bisherigen Entwicklung, es wurden ja schon mehrere illegale Luchstötungen gefunden, aber bislang nie die Täter ermittelt."
    Ob es sich bei den vier Vorderläufen um zwei, drei oder vier der streng unter Artenschutz stehenden Tiere handelt wird jetzt in dem auf tierische Überreste spezialisierten Leibniz-Institut für Zoo-und Wildtierforschung in Berlin untersucht - die zuständigen Ermittler der Polizei von Bad Kötzting erhoffen sich von dort Aussagen zu Herkunft, DNA und eventuell vorhandenen menschlichen Spuren. Polizeihauptkommissar Bernhard Hager betont, es werde in alle Richtungen ermittelt:
    "Wir müssen diese Untersuchungen in dem Institut abwarten, welche Erkenntnisse wir daraus gewinnen. Wir sind dabei Zeugen zu befragen in mehrere Richtungen, die ich jetzt nicht benennen kann und daraus wird sich dann schon ein Bild ergeben."
    Bisher wurde auf Dialog gesetzt
    Dass sich die Ermittlungen wieder Wochen hinziehen werden, ist sich Naturschützer Jens Schlüter sicher. 2012 der Fall einer vergifteten trächtigen Luchsin - nie aufgeklärt. 2013 eine erschossene Großkatze - nie aufgeklärt. Besonders perfide in dem aktuellen Fall. Die Vorderpfoten wurden Manfred Wölfl vor das Haus gelegt. Er ist am Landesamt für Umwelt zuständig für Raubtiere in Bayern - eine direkte Provokation auch gegen die Staatsbehörde, weshalb Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Regensburg erstattet wurde:
    "Also bisher war der sogenannte bayerische Weg vor allem auf Dialog mit den einzelnen Interessensverbänden zu setzen, aber wenn ich mir vorstelle, dass in vier Jahren vier Luchse tot gefunden wurden und ich von einer entsprechenden Dunkelziffer ausgehe, mich frage, ob dieser Weg der richtige ist und sein kann, wenn ich die Luchse in Bayern halten will."
    Mit der Rückkehr von Wolf, Luchs und Bär nach Deutschland nimmt die Naturschutzkriminalität zu. Seit Jahren fordern die bayerischen Umweltverbände eine spezielle Eingreiftruppe gegen Jagdwilderer. Ohne Erfolg. Es gebe in jeder bayerischen Polizeiinspektion bereits einen Jagdsachbearbeiter, sagt Polizeihauptkommissar Bernhard Hager von der zuständigen Polizeidienststelle in Bad Kötzting. Eine spezielle überregionale Taskforce bedeute mehr Beamte, mehr Einsatzkräfte. Das müsse das Innenministerium entscheiden. Bislang lehnt die Staatsregierung einen entsprechenden Vorstoß ab, zum Ärger des Bund Naturschutz:
    "Um eine Ermittlungseinheit zu gründen sind ja verschiedene Ministerien beteiligt. Da waren bislang unterschiedliche Meinungen. Ich denke, dass das Umweltministerium und Landwirtschaftsministerium aufgeschlossen sind, es hakt am Innen- und Justizministerium, aber ich denke, dass dieser abscheuliche Fall auch den beiden letztgenannten Ministerin klar macht, dass Eile geboten ist, eine derartige Einheit zu gründen."