Donnerstag, 25. April 2024

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Das Jahr im All
Himmlische Highlights 2015

Alle ziehen in diesen Tagen Bilanz. Grund genug, den Blick auch einmal nach oben zu richten. Unmittelbar über der Erde, aber auch viel weiter entfernt, in den sprichwörtlich so unendlichen Weiten des Weltraums, hat sich dieses Jahr so Einiges abgespielt, was nicht nur in Kosmologen-Kreisen für Schlagzeilen gesorgt hat.

Von Guido Meyer | 23.12.2015
    Das klingt nach Karnevalsbeginn am elften Elften. Es war jedoch der vierzehnte Juli des Jahres 2015. Jubel über etwas, das die Mitarbeiter der US-Raumfahrtbehörde NASA in der Sekunde Null gar nicht live erleben konnten. Das Rendezvous von New Horizons mit Pluto nämlich fand in rund fünf Milliarden Kilometer Entfernung statt. Fast ein Jahrzehnt war die Raumsonde auf dem Weg, für diese wenigen Sekunden des Ruhms. Doch die Ausbeute an Daten war beträchtlich – und ist es immer noch, denn nach wie vor ist nicht alles Material vom Rand des Sonnensystems zur Erde überspielt. Selbst flüssiges Wasser unter der Eishülle des Zwergplaneten scheint nun möglich zu sein – und das am kältesten Ort des Sonnensystems.
    Zwillingsexperiment in Schwerelosigkeit
    Über einen ähnlichen Aufbau verfügt offenbar der Zwergplanet Ceres. Ihn hatte die US-amerikanische Raumsonde Dawn im März erreicht. Joel Poncy vom Raumfahrtkonzern Thales Alenia Space in Cannes:
    "Ceres verfügt wahrscheinlich über eine innere Wärmequelle, die das Wasser unter dem Eispanzer flüssig halten könnte. Wahrscheinlich ist er aus einem felsigen Kern aufgebaut, der von einer 100 Kilometer dicken Eisschicht bedeckt ist.
    Was mit lebendigen Organismen geschieht, die sich ein Jahr in der Schwerelosigkeit befinden, untersucht derzeit ein Zwillingsexperiment der NASA. Dazu hält sich der US-amerikanische Astronaut Scott Kelly an Bord der Internationalen Raumstation auf. Sein eineiiger Zwilling Mark Kelly sei auf der Erde zurückgeblieben, erklärt die ISS-Chef-Wissenschaftlerin Julie Robertson: "Mark wird unsere Kontrollgruppe auf dem Boden sein. Durch ihn wollen wir verstehen, welche körperlichen Funktionen Veranlagung sind und welche Umwelteinflüssen unterliegen. Dazu werden sich zehn Wissenschaftler das Genmaterial der beiden Zwillinge daraufhin ansehen, ob die Umgebung der Schwerelosigkeit einen Einfluss hat auf die Gesundheit der Astronauten.
    Japanische Raumsonde kann endlich ihre Arbeit aufnehmen
    Im Mai 2010 hatte Japan seine Raumsonde Akatsuki – "Morgendämmerung" – auf die Reise zum Morgenstern geschickt. Im Dezember desselben Jahres erreichte sie die Venus. Das Bremsmanöver jedoch misslang. Und so konnte der Planet die Sonde nicht in seinen Bann ziehen. Fünf Jahre lang hat Akatsuki nun die Sonne umkreist – solange, bis die Sterne wieder günstig standen. Das war im Dezember so weit. Mit fünf Jahren Verspätung wurde die japanische Sonde endlich von der Schwerkraft der Venus eingefangen und kann nunmehr ihre Arbeiten aufnehmen.
    Feierabend hingegen machte die Merkur-Sonde Messenger. "Unglücklicherweise wird der Einschlag für uns verdeckt erfolgen. Wenige Minuten vor ihrem Absturz wird die Sonde ein letztes Mal – von der Erde ausgesehen – hinter den Planeten fliegen. Dort, auf Merkurs Rückseite, wird sie zerschellen." Die Ereignisse nahmen ihren Lauf, so wie von NASA-Systemingenieur Daniel O'Shaughnessy vorausgesagt. Doch Ablösung aus der Alten Welt steht bereit: In ein paar Monaten soll die europäische Merkur-Sonde BepiColombo starten. Aber das ist dann schon Stoff für eines der kommenden Weltraumjahre.