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Technologie auf dem Campus
Studierendenausweis war gestern

Es sieht aus wie eine Armbanduhr, aber man könnte damit sein Essen in der Mensa bezahlen oder sich sein aktuelles Gewicht anzeigen lassen. Wearable Computer könnten in der Zukunft den Studierendenausweisen ersetzen. Weil dabei viele Daten zusammen kommen, wäre ein Wearable auch perfekt als Matching-App für die Singles auf dem Campus geeignet. Eine Satire.

Von Conor Körber | 07.04.2016
    Ein Student zeigt am 24.03.2014 in Dresden (Sachsen) seinen Ausweis. Von der Kinokarte bis zum Bus- oder Bahnticket: Studierende in Sachsen können im Alltag sparen. Das Dokument wird jedoch zunehmend für soziale Leistungen missbraucht.
    Studierendenausweis im Scheckkartenformat - bald von gestern? (picture-alliance/dpa/ Matthias Hiekel)
    An der Uni Velbert wurden zum Jahreswechsel die alten Studierendenausweise gegen sogenannte Wearable Computer ausgetauscht. Diese sehen aus wie kleine Armbanduhren, doch hinter dem winzigen Display versteckt sich ein wahrer High-Tech-Computer.
    Mit den alten Universitätsausweisen konnte man dank integriertem Chip schon das Essen in der Mensa bezahlen. Doch die neue Uni-Smartwatch kann weitaus mehr, wie Dr. Hannes Schindler aus dem Entwickler-Team erklärt:
    "Die Uhren haben das komplette Bibliotheksverzeichnis gespeichert, das Mensamenü, selbstverständlich haben sie auch den individuellen Seminarplan der Studierenden gespeichert. Aber auch für die Dozenten bietet unsere Uhr tolle Features: Anwesenheitslisten wird man nie wieder brauchen, die Uhren melden nämlich bei Betreten des Seminarraums automatisch die Anwesenheit an den Server des Prüfungsamts! Wer mehr als drei Mal fehlt, kommt öffentlich an die Wall of Shame in der Uni-Halle – und das will ja keiner!"
    "Kontrollinstanzen schon mal spielerisch kennenlernen"
    Eine ungewöhnliche Herangehensweise, die sich aber lohnen wird, wie der Pressesprecher der Uni Frank Beckmann findet:
    "Das ist eine Investition in die Zukunft, ganz klar. Wir müssen alle lernen, intelligent mit neuen Medien umzugehen, und unsere Studierenden haben jetzt die Chance, auf diesem Gebiet einen Vorsprung zu erlangen. Auch später im Arbeitsleben ist es klar, da wird es so sein, dass man was mit Kontrollinstanzen zu tun hat. Und da ist es doch gut, dass man bei uns das schon mal spielerisch kennenlernen kann."
    Intelligent mit Neuen Medien umgehen, das funktioniert mit der Smartwatch auch auf privater Ebene: Für Furore sorgt die integrierte App 'Perfect Match'. Da die Software der Uhr alle persönlichen Daten ihrer Nutzer speichert, eignet sie sich perfekt als Plattform für eine Dating-App. Ein praktischer Nebeneffekt, welchen die Entwicklerfirma Cyborgwear sich zunutze gemacht hat. Dr. Hannes Schindler:
    "Der Kniff ist, dass die Uni-Smartwatch sich mit den Smartphones der Studierenden synchronisiert und so auf die Daten zugreifen kann. Unter anderem weiß sie dann über den Gewichtszustand Bescheid, auf welchen Internetseiten sie surfen, wie ihre Klausurnoten aussehen und wie viel Geld sie auf dem Konto haben."
    Das Wearable als neues Tinder
    Aus diesem Datenwust wertet die App die Gemeinsamkeiten aller Studierenden aus und generiert Top-Listen mit den besten Matching-Ergebnissen. BWL-Student Torben ist zum Beispiel begeistert:
    "Also früher hätte ich mich nie getraut, mich bei Tinder anzumelden, wenn das einer von meinen Freunden gesehen hätte, das wär peinlich gewesen ... Aber jetzt wo alle über Perfect-Match vernetzt sind, weiß ich sofort, wer perfekt zu mir passt".
    Tatsächlich kennt die Smartwatch auch den Beziehungsstatus ihrer Träger und passt die Beleuchtung ihres Displays entsprechend daran an:
    "Rot für vergeben, grün für Single, rosa für homosexuell und lila für 'friend with benefits'. Ein Feature, dass künftige Partys auf dem Campus Velbert revolutionieren dürfte."