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Telekom-Bilanz
US-Geschäft sorgt für Wachstumssprung

Die schweren Zeiten der T-Aktie sind endgültig vorbei: Die Telekom ist im vergangenen Jahr so schnell gewachsen wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Das liegt auch am starken Dollar - aber vor allem am brummenden US-Geschäft.

Von Benjamin Hammer | 25.02.2016
    Telekom-Chef Tim Höttges bei der Bilanz-Presskonferenz des Unternehmens am 25.2.2016 in Bonn.
    Telekom-Chef Tim Höttges bei der Bilanz-Presskonferenz des Unternehmens am 25.2.2016 in Bonn. (dpa/picture alliance/Marius Becker)
    Es gab eine Zeit, da reagierten Telekom-Chefs mitunter etwas genervt, wenn man sie auf den einstigen Absturz der T-Aktie ansprach. René Obermann klang gegenüber unserem Sender so:
    "Erzählen sie mir die Geschichte auch noch in zehn Jahren. Ich weiß es und es ist schlimm genug. Aber das war im Jahr 2000 im Rahmen einer riesigen Börseneuphorie. Und dass von damals diese riesigen Kurssteigerungen nicht haltbar waren: Das tut mir leid aber das können Sie mir nicht wirklich anhängen."
    Umsatz um elf Prozent gestiegen
    René Obermann hat das Unternehmen vor rund zwei Jahren verlassen. Sein Nachfolger, Tim Höttges, hat die schweren Zeiten der T-Aktie endgültig hinter sich gelassen.
    "Ich habe heute übrigens Aktien gekauft."
    Aktien der Telekom meint Höttges.
    "Vor dem Hintergrund zeigt das auch das Vertrauen, das wir in die Geschäftsentwicklung der Deutschen Telekom haben."
    Die Telekom ist im vergangenen Jahr so schnell gewachsen wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Der Umsatz stieg um elf Prozent auf 69 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn um 13 Prozent auf 20 Milliarden Euro. Völlig klar: Das lag auch am starken Dollar, der viele Euros in die Kasse des Bonner Konzerns spülte. Tim Höttges beeilte sich auf der Bilanzpressekonferenz jedoch zu betonen: Auch ohne Währungseffekte sind wir deutlich gewachsen. Um drei Prozent:
    "2014 war ein gutes Jahr. 2015 war noch ein besseres Jahr. 2016 könnte so weiter gehen."
    Auch in Europa angreifen
    Was Höttges nicht so deutlich sagte: Das Wachstum wurde vor allem in den USA generiert. Ausgerechnet in den USA. Dort hatte sich die Telekom einst milliardenschwer in den Markt gekauft, die ersten Jahre von T-Mobile US verliefen jedoch äußerst schlecht. Die Telekom wollte ihre ungeliebte Tochter vor rund fünf Jahren verkaufen. Doch dieses Vorhaben scheiterte. Zum Glück - muss man aus Sicht der Telekom heute sagen. T-Mobile US jagt den Konkurrenten weiter Kunden ab und hat bereits 63 Millionen davon. Damit hat die Telekom in den USA die bisherige Nummer drei überholt, den Konkurrenten Sprint. Zur Wachstumsstory in den USA gehört auch ein exzentrischer Chef von T-Mobile US. Der heißt John Legere, trägt bei öffentlichen Auftritten meist T-Shirts in grellem Magenta und passt so gar nicht zum einst biederen Image des ehemaligen Staatskonzerns. Als Legere vor einer Woche die Zahlen seiner US-Tochter präsentierte, verwandelte er die Analystenkonferenz kurzerhand in ein Trinkspiel. So sollten die Teilnehmer etwa immer dann einen Schluck nehmen, wenn Legere einen Kraftausdruck benutzt. Passt so ein Mann zur Telekom? Der Vorstandsvorsitzende Tim Höttges gibt sich entspannt:
    "Ich bin nicht so der richtige Typ für Trinkspiele. Das Gute - ich habe mich natürlich informiert, was John Legere da gemacht hat. Es waren ja keine Alkoholika im Spiel. Es ging um Kaffee und Cola. Also von daher. Wir mögen das hier belächeln. Aber John Legere hat als Angreifer im Markt eine völlig neue Kategorie geschaffen."
    Angreifen will die Telekom auch in Europa. Das klappt aber noch nicht so richtig. In Europa gingen die Umsätze im vierten Quartal 2015 um zwei Prozent zurück. Gedanken an die einstigen Abstürze der T-Aktie sind dennoch ganz weit weg. In den letzten fünf Jahren hat die Telekom an der Börse um über 60 Prozent zugelegt. Und auch das dürfte die Telekom-Aktionäre heute interessiert haben: Die Dividende soll um 10 Prozent angehoben werden, auf 55 Cent je Aktie.