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Telekom
Billiganbieter Iliad will T-Mobile USA kaufen

Möglicherweise hat die Telekom nun endlich einen Käufer für ihre US-Tochter. Sie hat bestätigt, dass der französische Internet- und Mobilfunkkonzern Iliad Interesse hat. Angeblich wollen die Franzosen 15 Milliarden Dollar zahlen und sollen dafür auch schon Rückendeckung haben - von den Banken BNP Paribas und HSBC.

Von Michael Braun | 01.08.2014
    Ein T-Mobile-Laden in Chicago, Illinois/USA.
    T-Mobile USA hat im Jahr 2013 4,4 Millionen neue Kunden gewonnen. (Peer Grimm dpa)
    Als das Internet in Deutschland noch Bildschirmtext und in Frankreich Minitel hieß, war einer schon dabei: Xavier Niel. Der Jungunternehmer machte damals mit "Minitel rose" sein Geld, mit erotischen Online-Inhalten also. Es reichte, um den Internetanbieter Free zu gründen, 2010 mit anderen die Zeitung Le Monde zu kaufen und vor zwei Jahren eine neue Mobilfunklizenz zu ersteigern. Die Internet- und Mobilfunkaktivitäten hat er in der Iliad-Gruppe zusammengefasst. Adrian Pehl, Telekomanalyst der Equinet-Bank, sagt, die Iliad-Leute hätten sich sofort an die Arbeit gemacht:
    "Und sind dort, muss man sagen, sehr aggressiv aufgetreten, haben es geschafft, in kurzer Zeit sehr viele Kunden zu machen und wirklich so ein bisschen den französischen Markt aufgemischt."
    T-Mobile USA mit 4,4 Millionen Neukunden im Jahr 2013
    Das hat offenbar gut geklappt. Und das scheint Iliad nun auch in Amerika vorzuhaben. Vehikel könnte die Telekom-Tochter T-Mobile USA sein. Die hat dem Bonner Konzern nicht immer viel Freude gemacht, im vorigen Jahr aber drehte das. Da hatte T-Mobile USA 4,4 Millionen neue Kunden gewonnen:
    "Davon allein zwei Millionen Vertragskunden unter eigener Marke. Im Jahr zuvor hatte hier noch ein Minus von 2,1 Millionen gestanden. Damit hat unsere USA-Tochter einen beeindruckenden Turnaround hingelegt."
    Beeindruckender Turnaround
    So Telekom-Vorstand Tim Höttges auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz. Und John Leger, Chef von T-Mobile USA, konnte gestern Abend auch für das zweite Quartal 2014 einen anhaltenden Zustrom von 1,5 Millionen neuen Kunden melden. Es sind nun 50,5 Millionen. Keiner wachse schneller, sagte Leger:
    Und außerdem wurden die Zahlen schwarz. Das zieht Investoren an. Der Vorteil von Iliad: Der französische Anbieter ist bislang in Amerika nicht vertreten. Amerikanische Interessenten an T-Mobile USA standen bislang auch vor kartellrechtlichen Hürden, wenn sie den viertgrößten Anbieter übernehmen wollten. Diese Hürden seien für Iliad kleiner, sagt Analyst Pehl:
    "Ja, davon gehe ich aus, weil am Ende des Tages, wenn man das mal vergleicht mit der Transaktion, die im Raume steht zusammen mit Sprint, würde sich der Markt in den USA tatsächlich von vier Spielern auf drei reduzieren. Und die Wettbewerbsbehörden haben dort Bedenken, was den Markt anbetrifft, was den Wettbewerb anbetrifft, Preise auch für den Konsumenten unter anderem. Und insofern kommt ja hier mit Iliad jemand von außen, der eigentlich nur die Nummer vier übernehmen will. Insofern ändert sich an der Struktur des US-Mobilfunkmarkts damit erst mal nichts."
    Für einen Anteil von 56,6 Prozent an T-Mobile bietet Iliad 15 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 11,2 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wert von 33 Dollar je Aktie. Der amerikanische Anbieter Sprint soll 40 Dollar je Aktie bieten. Der könnte vermutlich größere Kosteneinsparungen bei einer Übernahme erzielen. Sein Interesse könnten aber die Regulierungsbehörden zunichtemachen. Ob die Telekom einschlägt, ist offen. Bislang wollte sie verkaufen, weile neue Mobilfunkfrequenzen in Amerika neue Milliarden-Investitionen erfordern, Geld, das die Telekom bislang lieber in die deutsche und europäische Breitbandversorgung stecken wollte, sowohl im Festnetz wie im Mobilfunk.