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Teleskop Sunrise
Sonnenaufgang im Ballon

Im Juni 2013 ist das Sonnenteleskop Sunrise sechs Tage lang von Nordschweden über Grönland nach Kanada geschwebt: Es befand sich in der Gondel eines Heliumballons, der das Teleskop in mehr als 35 Kilometer Höhe getragen hat. Dort oben scheint die Sonne im Nordsommer ununterbrochen.

Von Dirk Lorenzen | 15.06.2017
    Bei dem Projekt unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen hat Sunrise zum zweiten Mal hochaufgelöste Beobachtungen im Ultraviolettbereich durchgeführt. Diese Strahlung wird von der Erdatmosphäre absorbiert, weshalb das Teleskop mit einem Meter Spiegeldurchmesser in große Höhe kommen musste.
    Mittlerweile sind die Daten ausgewertet und die Forscher staunen, dass auf der brodelnden Sonnenoberfläche langgestreckte Gasfäden binnen Sekunden heller werden und sich wieder abschwächen. Besonders interessant ist der Übergang der vergleichsweise kühlen Oberfläche zur extrem heißen Atmosphäre. Offenbar heizen sehr eng begrenzte und immer nur kurz andauernde Veränderungen im Magnetfeld die oberen Schichten auf.
    Sunrise vor dem Start: Vorne die Teleskopkabine, hinten der Ballon.
    Sunrise vor dem Start: Vorne die Teleskopkabine, hinten der Ballon. (MPS)
    Sunrise hat während der sechstägigen Sonnenbeobachtungen auch eine "Ellermann-Bombe" verfolgt – einen explosionsartigen Anstieg der Strahlungsintensität. In einem nur wenige hundert Kilometer großen Gebiet ordnet sich das Magnetfeld neu und heizt dabei die Umgebung stark auf.
    Das Teleskop liegt derzeit in einer Konstruktionshalle des Instituts. Es ist kein ganz perfekter Reinraum – und so haben die Forscher die Matschspuren von der letzten Landung in Kanada noch nicht entfernt. Dieser Dreck bringt sicher Glück für einen dritten Aufstieg von Sunrise.