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Tempel der Könige und Götter

Sie gehören zum herausragenden Kulturerbe der Menschheit: Kambodschas Tempelanlagen zeugen mit ihrer Größe und Kunstfertigkeit von Macht und Glanz des Königreiches der Khmer, das seine Blüte zwischen dem 9. bis 13. Jahrhundert erlebte. Auch deutsche Wissenschaftler widmen sich der Dokumentation und Restauration von Reliefs und Steinskulpturen.

Von Barbara Weber | 03.05.2007
    " Wenn man zum ersten Mal davor steht... - Überwältigend. - Diese Dimensionen wirklich direkt zu erfassen, dadurch zu gehen, diese Ausgestaltung zu sehen, das ist absolut großartig. - Angkor selber ... hat über 400 Quadratkilometer mit über hundert einzelnen Tempeln. - Selbst als Kambodschaner kann man das gar nicht vorstellen, wenn man das sieht. - Es ist einfach beeindruckend. Vor allem, wenn man Satellitenaufnahmen sieht, und diese schiere Dimension überhaupt mal überblickt. - Das ist einfach gigantisch."

    Für jemanden, der es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, ist es schwierig, sich ein so wildes und baufälliges Durcheinander von Leben und Verwesung, von zügellosem Grün, im Krieg mit einem unbeweglichen grauen Tod vorzustellen. Trotzdem erlangt der Stein durch diesen Kampf eine Art Leben, da er zwischen zwei Feuern gefangen ist. Zweige bäumen sich auf- und abwärts, um die Ruinen zu zerstören, wodurch die Architektur, genötigt an dieser Schlacht teilzu-nehmen, eine unvergleichliche Dynamik, im Gegensatz zu ihrer statischen Aufgabe, annimmt.

    Sir Osbert Sitwell, Schriftsteller, 1939.

    Es ist nicht notwendig, Kleidung zu tragen. Da Reis leicht zu haben, Frauen leicht zu überreden, Häuser leicht zu bauen, Möbel leicht zu machen und Handel leicht zu treiben ist, gibt es viele Seefahrer, die sich hier niedergelassen haben.

    Chou-Takuan, chinesischer Diplomat, 13.Jahrhundert

    Als das Reich der alten Khmer auf seinem Zenit stand, blühte der Handel. Handwerk und Kunst befruchteten sich und entfalteten eine schöpferische Pracht.

    Fast 500 Jahre herrschten Gottkönige auf dem Thron der Khmer, führten blutige Schlachten und regierten ein Reich, das in seiner Hochzeit große Teile des heutigen Laos im Norden, Regionen Thailands im Westen, die Küste von Südvietnam und ein paar kleine Handelsstaaten an der malaysischen Halbinsel umfasste.

    Nur durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem, das drei Reisernten im Jahr erbrachte, konnten diese Menschenmassen ernährt werden. Es gab eine Armee, eine Provinzverwaltung und einen Gerichtshof. Es bildete sich eine Hochzivilisation, wie sie zu dieser Zeit nirgendwo sonst auf der Welt existierte.

    Alles, was von dieser Hochkultur überliefert ist, sind steinerne Zeugnisse ihrer Tempel, weder Wohnhäuser, noch Paläste, weder Markthallen noch andere öffentliche Gebäude. Auf über 400 Quadratkilometern finden sich in Angkor Tempel und heilige Gemäuer. Der größte, Angkor Wat, hat in etwa das Volumen der Cheops Pyramide. Er ist völlig freigelegt und von einem künstlichen See umgeben.

    Andere Tempel wie der Ta Phrom, vermitteln heute noch den Anblick, der sich dem französischen Abenteurer Mohout bot, als er Mitte des 18. Jahrhunderts Angkor entdeckte: ein Gewirr aus Dschungel und Stein.

    Es gibt kaum schriftliche Quellen, die nähere Auskunft über das religiöse und das profane Leben der alten Khmer geben. Bei den Inschriften an den Tempelwänden handelt es sich letztendlich um Widmungen oder einfache Erklärungen der Grundfunktion der Tempel. Auf den Reliefs geben sie Hinweise über die gezeigten Personen.

    Das Alltagsleben erschließt sich zum Teil aus den Reliefs am Bayon Tempel. Die haben Prof. Hans Leisen von der Fachhochschule Köln und seine Frau Dr. Esther von Plehwe-Leisen genau studiert:

    " Da wird alles mögliche dargestellt: Geburt, Hahnenkämpfe, was auch heutzutage ein sehr beliebter Volkssport ist. Es wird die Fischerei dargestellt; es wird das Kochen dargestellt oder die Begleitung von Kriegszügen, also die Marketenderinnen usw. usw."

    Das monumentale Rundrelief, an den Außenmauern angebracht, umschließt einen Tempel imponierenden Ausmaßes: verschachtelte Galerien, filigrane Flachreliefs und ein Chaos an verwinkelten, dunklen Räumen wechseln einander ab. Am beeindruckendsten sind wohl die etwa 200 gewaltigen Gesichter mit ihrem zu Stein erstarrten Lächeln, die von 54 Türmen in je eine von vier Himmelsrichtungen blicken.

    Der Bayon -Tempel stammt aus dem 12.Jahrhundert. Sein Erbauer weihte ihn zunächst dem Buddhismus. Die hinduistischen Symbole der Vorgänger negierte der König keinesfalls sondern integrierte sie in das Baukonzept.

    Als rein hinduistischer Tempel wurde Angkor Wat rund 50 Jahre vorher errichtet. Die ungeheure Größe und durchdachte Geometrie der Architektur sowie die fein gestalteten Details des größten sakralen Bauwerks auf der Erde lassen auf einen mächtigen Herrscher schließen. Hans Leisen:

    " Es ist primär zunächst mal der Staatstempel. Es ist einfach auch der Punkt, wo der Gottkönig, es ist ja ein Gottkönigtum, der Gottkönig residiert sozusagen bzw. zum Beten hingeht, der Tempel, der der Gottheit Vishnu geweiht war, wo er dann auch beerdigt wird und so in Einheit mit der Gottheit lebt. "

    Dargestellt wird das hinduistische Universum...

    "... .mit ganz oben dem zentralen Heiligtum, dem heiligen Berg Meru, ... dieses Heiligtum ist eben von fünf weiteren Türmen umgeben und Galeriebauten in verschiedensten Ebenen nach unten, in Angkor Wat sind es insgesamt vier Ebenen, die nun die Bergketten um ... den Berg Meru symbolisieren und das Ganze dann noch umgeben in Angkor Wat durch einen 190 m breiten Wassergraben, das Urmeer. Es ist im Prinzip aufgebaut wie ein Mandala und stellt letztendlich das hinduistische Universum dar."

    Suryavarman II. erbaute das Monument zu Beginn des 12.Jahrhunderts und bestimmte es zu seinem Grabmal. Als Stadt in einer Stadt bot Angkor Wat 20.000 Menschen Raum. Das Universum wurde so nachgestellt, wie es in der hinduistischen Mythologie beschrieben ist.

    Von außen betrachtet erscheint die Anlage wie eine undefinierbare Steinmasse; genauere Beobachter erkennen die durchdachte Architektur, bestehend aus Gängen, Zimmern, Innenhöfen und Türmen. Die 800 Meter langen Flachreliefs, die das Innengebäude umlaufen, zählen zu den längsten der Welt. Dargestellt werden die großen hinduistischen Mythen, zum Beispiel der hinduistische Olymp mit all seinen Göttern.

    Neben diesem phantastischen Bildprogramm an der Außenwand des Tempels gibt es Darstellungen weiblicher Gottheiten, die so genannten Apsaras. Bei seinem ersten Besuch vor zwölf Jahren erschienen Hans Leisen die Außenreliefs verglichen mit den Apsaras in noch so gutem Zustand, dass er zunächst beschloss, die zahlreichen figürlichen Darstellungen zu restaurieren. Die waren nämlich über die Jahrhunderte zum Teil unwiederbringlich zerstört. Allein in Angkor Wat gibt es 1850 Apsaras.

    " Wir versuchen die Gesteinsoberfläche dort, wo sie bildhaft bearbeitet ist, zu konservieren, das heißt den Status quo, so wie er sich jetzt darstellt, einfach zu stabilisieren und zu erhalten, die Verwitterung hinauszu-zögern. Das ist eine Sysiphusarbeit, das ist ein Kampf gegen die Mächte, die wir nicht beeinflussen können. Die Verwitterung dort ist hauptsächlich natürlich bedingt: es ist das Wetter, das Wasser, der Regen, es ist die Temperatur natürlich, und das in Kombination mit dem Steinmaterial, das dort verwendet worden ist. "

    Unter Leitung von Prof. Hans Leisen versucht das Team des German Apsara Conservation Projects, diesen Zerfall aufzuhalten. Das Ausmaß der Schäden lässt sich bei oberflächlicher Betrachtung kaum feststellen. Deshalb müssen diverse Tests durchgeführt werden. Site Manager vor Ort ist Long Nary, der als Restaurator die Arbeiten an dem Projekt in Angkor Wat beaufsichtigt.

    " Jetzt sind wir auf dem Dach von Angkor Wat III auf einem Gerüst, 10 Meter über dem Dach. Ich möchte noch einmal demonstrieren, was wir hier machen, anhand einer Karte, die die Ergebnisse unserer Arbeit zeigt."

    Die Karte, die Long Nary entfaltet, zeigt Ultraschallaufnahmen von der gegenüberliegenden Wand. Sie analysiert den Grad der Zerstörung der Figuren. Ein weiterer Test kann das demonstrieren:

    " Der Stein klingt an der Stufe nicht besonders gut. Oberflächlich betrachtet sieht der Zustand des Steins gut aus, aber wenn Sie klopfen, hören Sie den Hohlraum. So müssen wir etwas tun, damit die Stufe nicht herunterfällt und die Behandlung beginnen."

    Die Restauratoren fürchten die so genannte Schalenbildung. Nach außen strahlt die Tänzerin noch ihr anmutiges Lächeln, innerlich schon losgelöst vom Untergrund. Es ist eine Frage der Zeit, bis sie fällt und nackten Stein zurücklässt.

    " In der Spritze ist siliziumhaltiger Konservierungsstoff. Wir nutzen das Material, um den schwachen Stein zu festigen. Wir benutzen eine Spritze mit Skala, um genau zu sehen, wie viel Milliliter an Material wir unterspritzen müssen, so können wir genau feststellen, wie viel Konservierungsstoff wir brauchen, um den Stein zu festigen."

    Inzwischen ist das kambodschanische Team auf über 20 Fachleute vor Ort angewachsen. Neben den fast abgeschlossenen Arbeiten an den Apsaras warten weitere Aufgaben auf die Restauratoren:

    " Im Moment ist sicher einer der Schwerpunkte diese großen Reliefs an den Giebeln. Der Status Quo ist so, dass wir mittlerweile ein sehr gutes und ausgereiftes Konservierungskonzept haben, was auch umgesetzt wird und auch umgesetzt wird von einem ausgesprochen gut ausgebildeten und sehr talentierten kambodschanischen Team... weil man jetzt über die große Erfahrung von zehn Jahren verfügt. "

    Prof. Leisen verfolgt das Ziel, das Projekt soweit zu emanzipieren, dass es ohne finanzielle Unterstützung des Auswärtigen Amtes bestehen kann. Die Chancen sind gut. Die kambodschanische Denkmalbehörde hat jetzt die ersten jungen Restauratoren eingestellt, die in Angkor Wat mit deutscher Unterstützung ihr Metier gelernt haben.

    Eine Aufgabe der kambodschanischen Denkmalbehörde ist neben der Restauration der historischen Stätten die Organisation der Touristen, denn Angkor entwickelt sich immer mehr zum Publikumsmagneten.

    Hilfe bekommt sie dabei von der Universität Heidelberg. Das Interdisziplinäre Zentrum für wissenschaftliches Rechnen entwickelt Modelle, wie Besucherströme möglichst ohne Schaden anzurichten, durch die Denkmäler geleitet werden könnten.

    Doch die Erfassung von Touristenströmen ist nur ein Teilbereich des Projektes - meint Dr. Michael Winkler, Leiter der Angkor-Projektgruppe - und erklärt, wie die Wissenschaftler das machen. Zunächst gilt es nämlich, die Tempel geometrisch zu erfassen.

    " Wir versuchen also, möglichst exakte Modelle dieser Tempel herzustellen im Computer, und auf Basis dieser Geometrie-Modelle dann weitere Modellierungen dann hinzuzufügen, die aus dem wissenschaftlichen Rechnen stammen. "

    Dabei ist die Größe der Tempel ein Problem...

    "...denn die Größe bedeutet gleichzeitig, dass es sehr viel Arbeit ist und Aufwand, einen Tempel komplett zu erfassen. Die Arbeiten, die Pheakdey zum Beispiel macht, versucht das zu reduzieren und uns die Möglichkeit zu geben, selbst große Tempel in erträglicher Zeit zu rekonstruieren. Danach ist es meine Aufgabe, Projekte auszuwählen, die man auf Basis dieser geometrischen Modelle betreiben kann, also zum Beispiel kann man von einem Tempel, den wir haben, den wir ja schon rekonstruiert haben, den Phom Bakheng, an diesem Tempel versuchen wir, Touristensimulationen zu machen. Das heißt, wir haben die Geometrie des Tempels, und jetzt wollen wir wissen, wie bewegen sich Touristen innerhalb dieses Tempelkomplexes, und wie kann man das Zusammenspiel von Touristen, die dort etwas sehen wollen von Rekonstruktionsarbeiten, die geschützt werden müssen, ... wie kann man das alles zusammenbringen und vielleicht schützenswerte Teile des Tempels so abgrenzen, dass die länger erhalten bleiben. "

    Michael Winkler arbeitet im Team von Prof. Hans-Georg Bock. Der Wissenschaftler ist Direktor des Interdisziplinären Zentrums an der Universität Heidelberg. Die Idee zu dem Angkor-Projekt basiert auf zwei Wurzeln, meint der Wissenschaftler. Die eine war natürlich die Faszination und der Blick des Mathematikers dafür, woran es fehlt bei den Restaurationsarbeiten:

    " Die andere Ebene war, zusammen zu arbeiten mit den Kollegen an der Royal University of Fine Arts, denn Kambodscha ist ein Land, in dem sich die Universitäten sehr schwer tun, auch von ihren Standards her, auch von ihren Beziehungen her, Beziehungen in die allgemeine wissenschaftliche Gemeinschaft zu knüpfen. Deswegen war das zweite Anliegen, ein Projekt auf den Weg zu bringen, was den Studenten und auch den Dozenten der Royal University of Fine Arts helfen würde, mit uns zu kooperieren hier in Heidelberg. Und das ist eine der faszinierendsten Aspekte an unserer Kooperation, dass da Studenten aus Heidelberg und Studenten aus Kambodscha, aus Phnom Penh miteinander kooperieren."

    Unterstützt durch die UNESCO, den Deutschen Akademischen Austauschdienst und weitere Drittmittel, können junge Wissenschaftler an der Universität Heidelberg zum Beispiel ihre Promotion beenden, so wie der eben schon erwähnte Diplom Architekt Pheakdey Nguonphan:

    "(Bei) meine(r) Forschung handelt es sich um einen bestimmten Tempeltyp, und zwar Angkor Wat Stil Tempel. Diese Tempel haben einen bestimmten architektonischen Aufbau, der im Bereich Computerrekonstruktion sehr schwierig ist. Und ich beschäftige mich genau an den Elementen, die solche Schwierigkeiten haben, um mit mathematischen Modellen und der Erfahrung als kambodschanischer Architekt, Khmer-Kunst hinzuzufügen und das zu rekonstruieren."

    Auf dem Gelände von Angkor zeugen die unterschiedlichen Tempelanlagen von den verschiedenen Epochen, in denen sie gebaut wurden. Doch alle Tempel einer Epoche weisen immer wieder kehrende Elemente auf. Kennen die Wissenschaftler diese stilistischen Elemente, können sie fehlende Elemente an einem anderen Tempel rekonstruieren. Bei Hunderten von Tempeln in Kambodscha ist es unmöglich, dies mit Hilfe von Zeichnungen zu bewerkstelligen.

    Dr. Susanne Krömker, Leiterin der Computergrafik am Interdisziplinären Zentrum für wissenschaftliches Rechnen, zeigt ein weiteres Beispiel:

    " Das ist ein Prototyp für ein virtuelles Museum. Man kann also tatsächlich hier einen Raum betreten, wo verschiedene Objekte ausgestellt sind und durch einen einfachen Doppelklick bekomme ich dieses eine Objekt tatsächlich jetzt dreidimensional präsentiert, kann also da hinan zoomen und mir Details anschauen, bekomme Informationen zusätzlich eingeblendet ..."

    ....wie bei der Skulptur eines Elefantengottes aus dem Nationalmuseum Kambodscha in Phnom Penh, der in der Angkor-Ausstellung in Berlin zu sehen ist. Mit einigen Doppelklicks hat Susanne Krömker die Figur auf den Bildschirm gebracht:

    " Beispielsweise den Ganésa hier, das ist der elefantenrüsselige Gott, der auch für das Beginnen von Projekten auch für die Wissenschaft schlechthin steht, der ist also auch als Skulptur vor der Royal University of Fine Arts aufgestellt und insofern haben wir den natürlich auch in unser virtuelles Museum integriert, um hier deutlich zu machen, das ist ein neues Experimentierfeld, das wir angegangen sind. ..."

    Mit Hilfe der Maustaste dreht die Wissenschaftlerin das Objekt, so dass alle Seiten begutachtet werden können:

    "....und man kann ihn wirklich auch mal von unterwärts sehen, was sie in einem Museum niemals machen könnten. Die Skulptur also so zu drehen und in die Hand zu nehmen wie es eine Vitrine nie zulassen würde. "

    ... und Prof. Bock ergänzt:

    " Wir haben ja diese Datenbank- und Archivsystem für das Nationalmuseum entwickelt, und sie können jetzt diese Skulptur mit den kompletten Daten, die im elektronischen Archiv vorhanden sind, verknüpfen. Das Ganze bezieht sich natürlich nicht nur auf Touristen oder Interessierte an der Kunst und Kultur der Kambodschaner sondern es ist auch hilfreich, um überhaupt den Museumskollegen vor Ort zu helfen. Wenn sie nur an das Conservoirtoire d'Angkor denken, in dem Tausende von Skulpturen auch für die Profis kaum zugänglich aufgehoben sind, sie können all das natürlich virtuell ohne Probleme begehen, und zwar an jedem Standort der Welt. "

    So können die Wissenschaftler virtuell entstehen lassen, was vor fast 600 Jahren zerstört wurde:

    Den Untergang des alten Khmer-Reiches besiegeln die Thai 1430 durch den Vormarsch ihrer Truppen. Sie nehmen Angkor ein und plündern es. Der Sohn des siegreichen Thai-Herrschers bemächtigt sich des Throns.

    Doch dem äußeren Untergang war ein innerer vorausgegangen. Das lässt sich an der nachlassenden Baukunst nachvollziehen. Die gewaltige Anzahl gleichzeitiger Bauprojekte erforderte immer mehr Steinmaterial. Steinbrucharbeiter und Transporteure konnten den Anforderungen vermutlich kaum noch Schritt halten. Ältere Tempel mussten jetzt als Steinbrüche herhalten. Die Steinmetzarbeiten wurden nicht mehr so sorgfältig wie in früheren Zeiten ausgeführt.

    Die vordringenden Thai entreißen den Khmer Stück für Stück ihr Land. Das komplexe System der Wasserverteilung mit den vielen Schleusen und Kanälen verfällt. Als 1431 die Hauptstadt Angkor Thom aufgegeben wird, ist die Stadt fast zugepflastert mit Tempeln. Von nun an ergreift der Dschungel Besitz von dem Ort. Was von ihm übrig bleibt, beschreibt Mitte des 16.Jahrhunderts Joao dos Santos:

    Und in dieser ganzen riesigen Stadt gab es weder Menschen noch Tiere, noch irgendwelche Lebewesen außer solchen, wie sie die Natur in den Spalten der Ruinen hervorbringt.

    Hinweis: Die Arbeit vor Ort der deutschen Wissenschaftler in Kambodscha wird ab Samstag, den 5.Mai, im Martin Gropius Bau in Berlin im Rahmen einer großen Angkor-Ausstellung dokumentiert.