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Tempelberg in Jerusalem
Israel entfernt Metalldetektoren

Die Tempelberg-Krise könnte entschärft sein: Israel hat die Metalldetektoren abgebaut. Die Sicherheit von Besuchern und Gläubigen solle nun mit anderen, "fortschrittlichen technischen Mitteln" gewährleistet werden, heißt es in einer Erklärung des israelischen Sicherheitskabinetts.

Von Benjamin Hammer | 25.07.2017
    Israelische Polizisten montieren die umstrittenen Metalldetektoren am Tempelberg in Jerusalem ab
    Der Abbau der Metalldetektoren löste Jubel bei muslimischen Gläubigen aus. (AP Photo/Mahmoud Illean)
    Aufnahmen von Nachrichtenagenturen zeigen, wie Lastwagen durch das schmale Löwentor in die Altstadt von Ostjerusalem fahren. Anschließend zerlegen Arbeiter die Metalldetektoren, die vor den Zugängen für Muslime zum Tempelberg stehen. Das israelische Sicherheitskabinett hatte erneut am Montagabend getagt. Das Gremium habe die Empfehlung der israelischen Sicherheitsdienste akzeptiert, die Metalldetektoren durch andere Technologien zu ersetzen, heißt es in einer Erklärung.
    Die Maßnahme solle die Sicherheit von Besuchern und Gläubigen gewährleisten. Über die neuen Sicherheitsmaßnahmen gibt es verschiedene Angaben. Die israelische Zeitung Ha’retz zitiert einen Teilnehmer der Sitzung des Sicherheitskabinetts. Dieser spricht von "fortschrittlichen technischen Mitteln" und nennt keine weiteren Details. Israelische Medien hatten berichtet, dass hochmoderne Kameras erkennen könnten, wenn jemand verdächtige Gegenstände bei sich trägt. In neueren Berichten ist die Rede von Systemen mit Gesichtserkennung.
    Mögliche Entschärfung der Krise
    Der Abbau der Metalldetektoren könnte die sogenannte Tempelberg-Krise entschärfen. Nach einem tödlichen Angriff auf Polizisten hatte Israel auch an den Zugängen für Muslime zum Tempelberg Sicherheitsschranken installiert. Aus Sicht der Palästinenser war dies ein Eingriff in geltende Vereinbarungen, die ihnen an ihren heiligen Stätten relativ viel Freiheit gewähren. Der Tempelberg, auf arabisch Al-Haram-Asch-Scharif, ist sowohl Juden als auch Muslimen heilig. In den vergangenen Tagen kam es in Ostjerusalem und weiteren Teilen der Region zu Ausschreitungen. Dabei kamen vier Palästinenser ums Leben. Ein palästinensischer Attentäter tötete in einer Siedlung im Westjordanland drei Israelis.
    Am Montag hatte es intensive Bemühungen gegeben, den Konflikt zu deeskalieren. Der Nahostgesandte von US-Präsident Trump, Jason Greenblatt, befindet sich in der Region. Israels Premier Benjamin Netanjahu telefonierte mit dem jordanischen König Abdullah. Am Montagabend beteten in Jerusalem erneut hunderte Muslime auf der Straße. Dabei blieb es weitgehend ruhig. Ob die muslimischen Gläubigen die neue Sicherheitstechnik der Israelis akzeptieren, ist noch unklar. Es gibt jedoch Berichte, dass unter ihnen Jubel ausbrach, als sie erfuhren, dass die Metalldetektoren abgebaut werden. Im Vorfeld hatte es Treffen zwischen der israelischen Polizei und Vertretern jener islamischen Stiftung gegeben, die den Tempelberg verwaltet.
    Ausreise gewährt - dafür Abbau der Metalldetektoren
    Einen weiteren Konflikt hat die israelische Regierung bereits gelöst. Am Montagabend reisten alle Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Amman über die Allenby-Brücke von Jordanien nach Israel aus. Ein israelischer Wachmann der Botschaft war in Amman von einem Jugendlichen mit einem Schraubenzieher angegriffen worden. Der Wachmann erschoss daraufhin den Jugendlichen und einen weiteren Mann. Jordanien hatte dem Israeli die Ausreise verweigert und wollte den Fall ermitteln. Nun befindet sich auch der israelische Wachmann wieder in seinem Heimatland. Der israelische Fernsehsender Kanal 2 berichtet, die Ausreise der Israelis sei Teil einer Vereinbarung zwischen Israel und Jordanien. Der Wachmann durfte ausreisen, dafür mussten jedoch die Metalldetektoren verschwinden.