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Anna Ternheim
Einblick ins Seelenleben

Mit Gitarre und Computer im Gepäck reiste Anna Tarnheim vor viereinhalb Jahren nach Rio, um sich dort neu inspirieren zu lassen. Doch damit nicht genug: Für die Songs auf ihrem neuem Album "All the Way to Rio" ließ sich die Musikerin außerdem von den Bildern eines schwedischen Fotografen beeinflussen.

Von Marlene Küster | 31.03.2018
    Anna Ternheim auf dem Reeperbahnfestival 2016 in Hamburg
    "Dieses Album hat eine neue Klangfarbe": Die Musikerin Anna Ternheim - hier auf dem Reeperbahn Festival 2016 (imago stock&people)
    "Vor viereinhalb Jahren fuhr ich nach Rio, hatte Gitarre und Computer mit dabei. Ich wollte hier Songs schreiben und suchte nach neuen Inspirationen. Der erste Song, der dort entstand, war "All the Way to Rio". Er wurde der Titelsong, weil er richtungsweisend fürs ganze Album ist", sagt die Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin Anna Ternheim.
    Die groß gewachsene, schlanke, gut aussehende 39-jährige Schwedin mit den halblangen blonden Haaren spricht über ihr gerade veröffentlichtes Album "All the Way to Rio".
    "Im Titelsong geht es um eine Person, die ihre Familie und Freunde verlässt, um auf einem neuen Kontinent ein neues Leben zu beginnen. Eigentlich will doch fast jeder irgendwann mal vor sich selbst weglaufen. Doch das ist nicht möglich, selbst wenn wir noch so weit reisen – vielleicht ja gerade dann – können wir uns selbst nicht entkommen."
    Neuer Zugang nötig
    Das ist die Geschichte von Anna Ternheim. Sie gesteht, sie selbst habe die Tendenz, vor etwas wegzulaufen. Ihre Lieder geben Einblick in ihr Seelenleben. Seit neun Jahren pendelt die Musikerin zwischen Stockholm und New York. Dort fühlt sie sich gerade zu Hause, aber natürlich ist Schweden ihre Heimat. Das spürt sie am stärksten, wenn sie in New York ist. Für ihr neues Album brauchte sie einen neuen Zugang.
    "Dieses Mal wollte ich im Studio mit anderen Musikern zusammen arbeiten. Den ganzen Sommer lang waren wir damit beschäftigt und machten auch die Aufnahmen. Zu diesem Zeitpunkt war das Album aber längst noch nicht fertig. Es war sehr gutes Rohmaterial, das aus unserer Zusammenarbeit im Studio entstanden ist. Wir haben gemeinsam manche Songstrukturen und Kompositionen entwickelt. Und ich habe die Songtexte geschrieben."
    Diesen Aufnahmen fehlte damals noch ein Fokus. Sie nahmen erst langsam Gestalt an, als Anna Ternheim im letzten Herbst den schwedischen Fotografen Jacob Felländer traf. Er wollte gern mit ihr zusammen arbeiten und ihre Musik für seine Ausstellungseröffnung. Er schickte ihr seine Fotos, sie ihm ihre Songs. Sie hatte seine Bilder im Kopf und beendete so konsequent das Album "All the Way to Rio".
    Wilder und wütender Popsong
    "Dieses Album hat eine neue Klangfarbe. Es hat einen markanten Sound. Meine Bandkollegen, wie der Gitarrist und der Keyboard-Spieler, haben maßgeblich mit ihrem eigenen Musikstil dazu beigetragen. 'Holding On' etwa ist ein wilder, wütender Popsong, der recht ruhig beginnt, sich aber langsam steigert und in einem wahren, lauten Chaos endet."
    Bisher konzentrierte sich Anna Ternheim eher auf die ruhigen Momente, auf die leisen Töne, die klaren Melodien, denen sie im Song "Dreams of Blue" von "All the Way to Rio" weiterhin treu bleibt – ein gutes Beispiel für die gekonnte Zusammenarbeit der schwedischen Sängerin mit dem Keyboarder Tomas Hallonsten:
    "'Dreams of Blue' basiert auf einem Gedicht – nur ein paar Worte. Er hat keine typische Songstruktur. Im Mittelpunkt steht das Keyboard."
    Die Zusammenarbeit mit anderen Musikern und der kreative Austausch haben Anne Ternheim gut getan. Ihr Sound hat sich auf "All the Way to Rio" konsequent weiterentwickelt, eine neue Tiefe bekommen und passt sehr gut zum klaren, warmen Timbre der Schwedin.