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Tennis-Profi Federer und der Wett-Skandal

Der Chef der einflussreichsten Sportmanagementfirma der Welt verwettet gerne viel Geld auf seine prominente Klienten wie Roger Federer und Tiger Woods. Das mag nicht verboten sein, anrüchig ist es trotzdem. Und es bringt die Stars in Erklärungsnotstand

Von Jürgen Kalwa | 11.11.2010
    Der kommerzielle Sport mit seinen hohen Gagen und Preisgeldern ist ein attraktiver Spielplatz für die Wettleidenschaft von Millionen. Die dunkle Seite: Betrug und Manipulationen, bei denen Athleten und Schiedsrichter für eine Handvoll Euro den Ausgang von Begegnungen verschieben. Sobald derartige Vorwürfe auftauchen, werden die Verantwortlichen nervös, denn solche Machenschaften bedrohen die Integrität des Sports.

    Kein Wunder, dass der Schweizer Tennisspieler Roger Federer aufmerksam einen Prozess verfolgt, der seit Oktober in Los Angeles verhandelt wird. Das Verfahren bringt zum ersten Mal Licht in die Leidenschaften eines wichtigen Geschäftspartners des Weltranglisten-Zweiten – des Chefs der amerikanischen Sportmanagementfirma IMG, Ted Forstmann. Der hat inzwischen zugegeben, vor dem Finale der French Open 2007 in Paris 40.000 Dollar verloren zu haben, weil er auf Federer gewettet hatte. Sein Gegner Rafael Nadal – auch ein IMG-Klient – gewann.

    Eine der Anschuldigungen lautet nämlich: Der Unternehmer habe nach Verlusten schon mal in die Kasse von IMG gegriffen und auf diese Weise Privates und Geschäftliches verquickt. Die Vorwürfe hat ein ehemaliger Geschäftsfreund von Forstmann erhoben, der ihm bei den Wett-Transaktionen zur Hand ging.

    Federer nahm am Mittwoch beim Hallen-Masters in Paris Stellung und erklärte, dass er mit dem IMG-Chef über den Fall gesprochen habe. Gleichzeitig schob er jede Unterstellung von sich. "Er ist nicht mein Agent”, sagte er. Das ist ein IMG-Angestellter namens Tony Godsick. Aber angesichts der Rolle von IMG im Sport sei es wichtig für ihn – Zitat – "zu wissen, was los ist”.

    Das Unternehmen betreut nicht nur berühmte Athleten wie Federer und Tiger Woods, sondern richtet zahlreiche Sportveranstaltungen aus. Keine Institution abseits von Ligen und Turnierausrichtern hat weltweit mehr Einfluss auf die Branche.

    Forstmann hat inzwischen in einem Interview mit der amerikanischen Webseite "Daily Beast” irgendwelche Manipulationsabsichten bestritten. Ja, man sei befreundet, sagte er. "Ich habe Roger vielleicht vor dem Spiel 2007 angerufen. Da habe ich ihm nicht mehr als Glück gewünscht. Das ist doch kein Insider-Wissen.”