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Terror-Ermittlungen in Frankreich
Anweisungen kamen aus Syrien

Die wegen geplanter Terroranschläge in Paris festgenommenen Frauen wurden nach Überzeugung der Ermittler vom IS gesteuert. Zudem bestünden enge Verbindungen zu islamistischen Gewalttätern, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

09.09.2016
    Der französische Staatsanwalt François Molins gibt Details bekannt zu dem vereitelten Terroranschlag in der Pariser Innenstadt.
    Der französische Staatsanwalt François Molins gibt Details bekannt zu dem vereitelten Terroranschlag in der Pariser Innenstadt. (afp / Bertrand Guay)
    Eine der drei festgenommenen Frauen, so Staatsanwalt François Molins, war früher mit Adel Kermiche verlobt, der im Juli in der Normandie einen katholischen Geistlichen ermordete. Später war sie demnach mit Larossi Abballa verlobt, der im Juni westlich von Paris einen Polizisten und dessen Lebensgefährtin getötet hat. Die 19-Jährige, deren Namen mit Inès M. angegeben wurde, habe bei der Festnahme einen Polizisten mit einem Messer verletzt. Sie wurde von der Polizei angeschossen.
    Die radikalisierten Frauen hätten einen Anschlag in der französischen Hauptstadt verüben wollen, erklärte Molins. Man habe in den vergangenen Tagen eine Terrorzelle ausgehoben, bestehend aus jungen Frauen, die komplett der Ideologie des IS angehangen hätten.
    Auch Präsident Hollande hatte zuvor erklärt, die Festnahmen hätten einen Anschlag verhindert. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, die "fanatisierten und radikalisierten" Frauen hätten den Tod des IS-Propagandachefs Abu Mohammed al-Adnani rächen wollen. Dieser soll auch für die Planung von Anschlägen in Europa verantwortlich gewesen sein.
    Das am Wochenende in der Pariser Innenstadt gefundene Auto gehörte dem Vater der 19-jährigen Hauptverdächtigen Inès M. Das Fahrzeug war mit Gasflaschen beladen.
    Außer den drei Frauen wurden noch weitere Personen festgenommen, darunter der Freund einer der Frauen. Er sei den Geheimdiensten wegen radikalislamischer Verbindungen bekannt, hieß es.
    Anschlag offenbar in letzter Sekunde verhindert
    Innenminister Cazeneuve lobte die Arbeit von Polizei und Geheimdienst und sprach von einem "wahren Wettlauf mit der Zeit". Aus Polizeikreisen hieß es, ein Anschlag könnte möglicherweise noch für Donnerstag geplant gewesen sein. Eine Anschlagswarnung sei an die Bahnhöfe in Paris und im Département Essonne ausgegeben worden.
    Die Ermittlungen in dem Fall hatten am am Wochenende begonnen, als nahe der Kathedrale Notre Dame ein verdächtiges Auto entdeckt worden war. Es hatte keine Nummernschilder und die Warnblinker waren angeschaltet: Im Kofferraum befanden sich nach Angaben der Ermittler fünf volle Gasflaschen und drei Flaschen mit Diesel. Eine Vorrichtung zur Zündung der Flaschen als Sprengsatz wurde nicht entdeckt. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete Vorermittlungen wegen Terrorverdachts ein.
    Nervosität in Paris
    Die Sicherheitsvorkehrungen wurden in der französischen Hauptstadt am Freitag sichtbar erhöht. In der Nähe einer Polizeiwache im nördlichen Pariser Vorort La Plaine Saint Denis war am Morgen eine Gasflasche mit Zeitschaltuhr aber ohne Zünder gefunden. Sprengstoffexperten untersuchten die Flasche mit Spürhunden und einem Scanner. Weitere Details wurden nicht bekannt.
    Weil die Nerven offenbar blank liegen, wurde auch der Sohn eines Gaslieferanten vorübergehend festgenommen. Auch in seinem Auto hatten Gasflaschen gelegen. Zudem zogen Pariser Polizisten ein falsch geparktes und offenbar verdächtiges Motorrad aus dem Verkehr.
    (tj/mg)