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Terrorangriff in Bamako
Mali verhängt Ausnahmezustand

In der malischen Hauptstadt Bamako haben Spezialkräfte die Geiselnahme in einem Luxus-Hotel beendet. Französische und amerikanische Truppen unterstützten die einheimischen Sicherheitskräfte bei der Erstürmung des Gebäudes. Die Regierung verhängte den Ausnahmezustand, Präsident Boubacar Keita rief eine dreitägige Staatstrauer aus.

20.11.2015
    Sicherheitskräfte eskortieren eine Geisel, die aus dem Hotel in Bamako befreit wurde.
    Sicherheitskräfte eskortieren eine Geisel, die aus dem Hotel in Bamako befreit wurde. (afp / Habibou Kouyate)
    Innenminister Traoré erklärte, die Täter hätten niemanden mehr in ihrer Gewalt. UNO-Soldaten hätten in dem Luxushotel in Bamako mindestens 21 Tote gezählt. Diese Zahlen seien allerdings nur vorläufig, teilten die Vereinten Nationen mit. Die Suche gehe weiter. Der malische Innenminister Salif Traoré bestätigte, dass keine Geiseln mehr in der Hand der Angreifer seien, der Einsatz dauert aber noch an. Ein Behördensprecher erklärte, es hielten sich immer noch Terroristen in den oberen Stockwerken des Hotels auf, die sich Kämpfe mit Spezialeinheiten lieferten. Zu dem Anschlag bekannten sich zwei Gruppen, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida in Verbindung stehen, wie der TV-Sender Al-Dschasira meldete.
    Auch zwei Deutsche waren unter den Geiseln
    Am Vormittag hatte der Betreiberkonzern des Radisson-Blu-Hotels in Bamako mitgeteilt, dass etwa 170 Menschen von Terroristen als Geiseln genommen worden seien. Zwischenzeitlich gab es dann Berichte, dass immer wieder Menschen freigelassen wurden. Unter anderem Geiseln, die Koran-Verse rezitieren konnten. Das Auswärtige Amt bestätigte, dass auch zwei Deutsche das Hotel verlassen haben. Außenminister Frank-Walter Steinmeier bedankte sich bei den malischen Sicherheitskräften für ihren Einsatz.
    Das Hotel liegt westlich des Stadtzentrums in einem Viertel, in dem sich auch mehrere Ministerien sowie die Wohnorte von Diplomaten befinden. Es ist bei Ausländern beliebt. Unter den Geiseln waren neben Deutschen auch Franzosen, Chinesen, Türken und Amerikaner.
    Berichte über zehn Angreifer
    Um in das Hotel einzudringen, benutzten die Angreifer laut einem Hotelmitarbeiter, den die Deutsche Presse-Agentur zitiert, Autos mit diplomatischen Kennzeichen. Nach Angaben des Armeekommandeurs Modibo Nama Traoré stürmten zehn Bewaffnete das Hotel und riefen "Allahu Akbar" (Gott ist groß). Dann hätten sie auf Wachleute geschossen und Geiseln genommen.
    Erst im August waren zwölf Menschen bei einer Geiselnahme in einem von den Vereinten Nationen genutzten Hotel in Zentralmali ums Leben gekommen. Im März hatte sich eine Islamistengruppe zu einem Anschlag auf ein bei Ausländern beliebtes Restaurant in Bamako bekannt, bei dem fünf Menschen starben.
    Eine Landkarte Malis.
    Geiselnahme in einem Luxushotel in Bamako, der Hauptstadt Malis. (picture alliance / dpa-Grafik)
    Islamisten und separatistische Tuareg hatten Anfang 2012 im Norden des Landes große Gebiete erobert, bevor sie mit Hilfe französischer Truppen wieder zurückgedrängt worden waren. Derzeit läuft ein internationaler Einsatz zur Ausbildung der malischen Streitkräfte, an dem auch die Bundeswehr beteiligt ist. Seither kommt es immer wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen.
    Steinmeier: Zu Ausweitung des Bundeswehreinsatzes bereit
    Deutschland ist nach den Worten Steinmeiers nach wie vor zu einer Ausweitung seines militärischen Engagements in Mali bereit: "Wir schauen gemeinsam mit unseren Partnern, wie und wo das am wirkungsvollsten geschehen kann", sagte er bei einem Besuch in Sambias Hauptstadt Lusaka. Um den islamistischen Terror in Mali zu bekämpfen sei weiteres Engagement der internationalen Gemeinschaft notwendig. Deutschland sei bereit, sein Engagement an der Seite Frankreichs auszuweiten.
    Momentan sind rund 200 Bundeswehrsoldaten als Teil einer europäischen Ausbildungsmission und zehn weitere im Rahmen des UNO-Stabilisierungseinsatzes Minusma in Mali. Der kleinere Teil von ihnen leistet in der Hauptstadt Bamako Dienst. Über eine Ausweitung des gefährlicheren Minusma-Einsatzes will die Bundesregierung im Dezember oder Januar entscheiden.
    (pr/ach)