Nach den Anschlägen in Nizza und in Würzburg stellt sich die Frage, wie Terrorismus die Gesellschaft verändert. Der frühere Innenminister Gerhart Baum (FDP) sagte klar, er habe Angst wegen dem, was in der Welt passiere. "Mir machen die Reaktionen Angst." Er betonte aber auch, man müsse einen kühlen Kopf bewahren. "Der Terror darf uns nicht blindmachen."
Der Politikwissenschaftler Asiem El Difraoui mahnte, die Anschläge würden meist nicht differenziert genug betrachtet. Die Täter fänden bei der Terrormiliz IS einen Nährboden für ihre Gewaltfantasien und ihre Frustration. Er sei außerdem der Ansicht, die Attacke in Würzburg werde als wichtiger bezeichnet, als er sei. "Der steigende Rechtspopulismus sorgt dafür, dass das Ganze überhöht wird." Die Länder in Europa müssten darüber nachdenken, warum sie die jungen Leute nicht mehr erreichten. Statt über sozio-ökonomische Ausgrenzung - wie sie in den Pariser Vororten geschehe - werde nur über Flüchtlinge diskutiert.
IS hat "sehr große Attraktivität"
Deutschland tue schon einiges, um Radikalisierung zu verhindern, betonte dagegen Kristina Eichhorst, Koordinatorin für Krisen- und Konfliktmanagement der Konrad-Adenauer-Stiftung. "Da sind unheimlich viele neue Konzepte entwickelt worden." Es gebe bereits ein breites Netzwerk von De-Radikalisierungsprojekten.
Ulrich Schneckener, Direktor des Zentrums für Demokratie- und Friedensforschung an der Universität Osnabrück, rief dazu auf, sich auch die Konfliktregionen selbst anzuschauen. Terrorismus als Gewaltstrategie finde zunächst einmal seinen Ausgangspunkt unter bestimmtem Konfliktbedingungen. Der IS habe eine "sehr große Ausstrahlung und Attraktivität entwickelt", betonte Schneckener. Er sei inzwischen eine Art Subkultur unter bestimmten Jugendlichen.
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