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Terrormiliz IS
IS-Chef al-Bagdadi womöglich bei Luftangriff getötet

Ob der Anführer der Terrormiliz IS, Abu Bakr al-Bagdadi, tatsächlich bei einem russischen Luftangriff ums Leben kam, ist noch unklar. 2010 ernannte er sich zum IS-Kalifen. 2014 eroberte er mit seinen Milizen weite Teile des Iraks und Syrien. Dabei war der als Schüler Sitzengebliebene einst von der Armee ausgemustert worden.

Von Cornelia Wegerhoff | 16.06.2017
    IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi auf einem Propaganda-Video der Terrormiliz Islamischer Staat, bei einer Freitagspredigt in der Moschee von Mossul 2014.
    IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi auf einem Propaganda-Video der Terrormiliz Islamischer Staat, bei einer Freitagspredigt in der Moschee von Mossul 2014. (dpa/ ISLAMIC STATE (Screenshot))
    Schon mehrfach wurde er für tot erklärt. Doch Abu Bakr al-Bagdadi, der selbst ernannte Kalif des sogenannten Islamischen Staates, tauchte immer wieder auf. Nicht vor Kameras, aber mit Audiobotschaften. Der Chef der gefährlichsten Terrororganisation der Welt wird als "unsichtbarer Scheich" bezeichnet, als Phantom. Die wenigen Bilder, die von al-Bagdadi um die Welt gingen, zeigen ihn bei Ende 2014 bei einer Freitagspredigt in der Moschee von Mossul. Ein Mann in schwarzem Gewand, mit langem Bart und erhobenem Zeigefinger.
    Aber seitdem genügten auch seine Worte, um seine Anhänger weltweit zu blutigen Taten anzutreiben. "Oh Leute, die Basis der Religion ruht auf dem Heiligen Buch, das uns den Weg weist, und auf dem Schwert, das besiegt." So Abu Bakr al-Bagdadi in einer Rede vor zwei Jahren, in der er auch seine Führerrolle ansprach:
    "Ich werde mit der Übernahme dieses Amt geprüft. Ich wurde dafür aus Euren Reihen ausgewählt, obwohl ich nicht der beste unter Euch bin."
    Kein Zweifel an seiner absoluten Macht
    Das klingt bescheiden. Doch an seiner absoluten Macht hat Abu Bakr al-Bagdadi ansonsten nie irgendeinen Zweifel aufkommen auflassen, seitdem er mit seinen Milizen 2014 weite Teile des Iraks und Syrien erobert hatte und dort anschließend sein Kalifat ausrief. Er berief sich dabei auf den Propheten Mohamed, behauptete sogar ein direkter Nachfahre zu sein. Belege konnten bisher nicht dafür gefunden werden.
    Abu Bakr al-Bagdadi kam als Sohn eines irakischen Bauern auf die Welt. Stimmen die Angaben auf der Kopie seines ersten Personalausweises, den Journalisten bei Recherchen fanden, wurde er vor 45 Jahren geboren. Als Schüler blieb er sitzen. Die Armee musterte ihn aus. Angeblich war der spätere Terrorchef nicht fit genug für das Militär. Er studierte Koranwissenschaften. Frühere Bekannte beschreiben ihn als unauffällig. Doch schon mit Anfang 20, der irakische Langzeitdiktators Saddam Hussein war gerade gestürzt worden, saß Abu Bakr al-Bagdadi in einem US-Gefängnis. Viele Gerüchte ranken sich darum, dass er dort schon seine wichtigsten Gefolgsleute kennenlernte, dass sie dort gemeinsam Rache geschworen haben.
    Einzig und allein der Kalif einer brutalen Terrorbande
    Die Terrororganisation, der sich al-Bagdadi danach in seiner Heimatstadt Samarra anschloss, hieß damals noch "Al Qaida" im Irak. Dort stieg er schnell in auf. 2010 ernannten ihn die Dschihadisten bereits zu ihrem Emir. Zum IS-Kalifen machte sich al-Bagdadi selbst.
    Das grausame Vorgehen seiner Anhänger, ihre Selbstmordattentate, ihre Entführungen, die Enthauptungen von Geiseln rechtfertigte er stets mit religiösen Argumenten. Die Religions-Gelehrten wiederholen seit Jahren, dass der islamistische Terrorismus nichts mit dem islamischen Glauben an Gott zu tun hat. Abu Bakr al-Bagdadi sei einzig und allein der Kalif einer brutalen Terrorbande.