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WM 2018
"Der DFB ist nicht bereit, zielführend und öffentlich zu kritisieren"

Sorgen, Bedenken, Informationen in Sachen Russland hörte sich der DFB in dieser Woche an. Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch, war beim Gespräch mit verschiedenen Organisationen dabei. Er fürchtet, dass der DFB die Probleme zwar verstanden hat, aber nicht energisch ansprechen wird.

Wenzel Michalski im Gespräch mit Marina Schweizer | 25.03.2018
    Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch Deutschland
    Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch Deutschland (imago/jürgen heinrich)
    Wenzel Michalski, Direktor von Human Rights Watch, widerspricht der These, dass sich seine Organisation durch gemeinsame Gespräche vor den Karren des DFB spannen lasse. "Das sind Gespräche, wo wir, also Human Rights Watch, aber auch Reporter ohne Grenzen, Amnesty International oder Brot für die Welt unsere Bedenken, unsere Sorgen, aber auch unsere Informationen über die Missstände in Russland mitgeteilt haben."
    Und diese Informationen zu Staaten, in denen sportliche Großveranstaltungen stattfinden, seien besonders nötig, findet Michalski: "Weil es immer wieder Menschenrechtsverletzungen gibt in Verbindung mit diesen Großveranstaltungen - und zum Teil sogar wegen dieser Großveranstaltungen. Wir stehen diesen Veranstaltungen deswegen sehr kritisch gegenüber."
    Werte nach außen vertreten
    Gegenüber dem DFB sei man durch so ein Gespräch keinesfalls weniger kritisch. "Wir stellen Forderungen. Natürlich werden wir beobachten, ob diese Forderungen auch umgesetzt werden. Und wenn nicht, äußern wir uns auch entsprechend kritisch. Das haben wir schon bei anderen großen Veranstaltungen gemacht und das werden wir hier auch wieder tun", erklärt Michalski.
    Ganz konkret: "Wir fordern vom DFB, dass er sich noch stärker und noch selbstbewusster für die Menschenrechte einsetzt." Bei vielen Sportorganisationen seien die Menschenrechte sogar in den Statuten verankert. Sie müssten ihre Werte nur auch nach außen vertreten. Und die Rechte von Schwulen, die Medienfreiheit und das Versammlungsrecht seien in Russland nicht umgesetzt.
    Kritik daran müssen öffentlich sein. Nur so tue sie dem Regime auch weh und führe zu Veränderungen. Der DFB habe verstanden, was in Russland falsch laufe, glaubt Michalski nach dem Gespräch mit den Fußballfunktionären. Diese seien nur nicht bereit, das auch öffentlich zu äußern.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.