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Terrorübung
Geheimniskrämerei um Sicherheitsübungen

Frankreich probt den Ernstfall, aber keiner soll es mitbekommen: Drei Monate vor Beginn der EURO 2016 trainieren die Sicherheitskräfte für den Fall eines Terroranschlages in der Fanzone. Nach den Attentaten des vergangenen Jahres in Paris beherrscht das Thema Sicherheit die Vorbereitungen auf die EM.

von Jürgen König | 19.03.2016
    Ein Polizist steht hinter einem rot-weiß-blauen Absperrband mit der Aufschrift "Police Nationale"
    Die französische Polizei riegelt eine Straße ab. (AFP / Lionel Bonaventure)
    Keine Pressetermine, keine Interviews, keine Statements. Möglichst unauffällig sollen die Übungen bleiben, mit denen sich die französischen Sicherheitskräfte auf die Fußball-Europameisterschaften vorbereiten. Dabei war es eine heftige Explosion, die am Donnerstag in der südfranzösischen Stadt Nîmes zu hören war. Drei weitere sollten folgen. Polizisten, Sicherheitskräfte, Feuerwehr, Ärzte, Rettungsdienste - insgesamt über 70 Einheiten probten den Ernstfall: ein Anschlag mit Chemiewaffen in der Menschenmenge einer Fanmeile.
    Medien berichten dezent
    Dabei finden in Nîmes gar keine EM-Spiele statt, im nicht weit entfernten Marseille gleich sechs, darunter ein Halbfinale. In Marseille zu üben wäre indes sehr viel auffälliger gewesen und das will man offenbar unbedingt vermeiden. Und die Medien machen mit, berichten dezent. Sie informieren, spektakuläre Bilder und Töne gibt es nicht. Auch vom Innenminister, Bernard Cazeneuve, gibt es keine Stellungnahme. Allenfalls verweist er auf die anhaltend hohe Terrorgefahr in Frankreich und auf die enormen Anstrengungen der Sicherheitskräfte: "Wir haben seit Beginn des Jahres 74 Festnahmen vorgenommen, daraus sind 37 Ermittlungsverfahren geworden, 28 Inhaftierungen sowie acht richterliche Überprüfungen hat es gegeben. Das heißt, unsere Dienste arbeiten mit Hochdruck ohne Unterbrechung daran all jene zu finden, die der Sicherheit unseres Landes gefährlich werden können."
    Weitere 52 Übungen geplant
    Ein reales Risiko eines derartigen Anschlags gebe es nicht, hieß es im Vorfeld der Übung von Nîmes. Man wolle sich eben nur gut vorbereiten. Wo vier Ministerien beteiligt seien – Verteidigung, Inneres, Justiz und Gesundheit – müssten Maßnahmen gut koordiniert werden. Kein Sportereignis sei jemals so gesichert worden, verspricht Sportminister Patrick Kanner. Gleichzeitig werden nach dem Vorbild von Nîmes 52 weitere Simulationen angekündigt, darunter auch solche mit sehr vielen Verletzten. Und auch sie werden unauffällig sein.