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Terrorwarnung in München
Spuren führen bis in den Irak

Die Züge fahren wieder vom Hauptbahnhof, die Absperrungen sind verschwunden. Von den Aufregungen rund um die Terrorwarnung in München an Silvester ist nicht mehr viel zu spüren. Noch immer weiß man nicht, wo sich die mutmaßlich bis zu sieben Attentäter aufhalten. Doch hinter den Kulissen rumort es.

Von Susanne Lettenbauer | 02.01.2016
    Polizisten gehen am 01.01.2016 im Hauptbahnhof von München (Bayern) Streife. Die Polizei in der Landeshauptstadt hatte in der Silvesternacht vor einem Terroranschlag gewarnt. Foto:
    Die Absperrbänder sind verschwunden und die Züge am Münchener Hauptbahnhof fahren wieder. (picture-alliance/ dpa / Felix Hörhager)
    Die Kreise werden immer größer, die die Terrorhinweise vom Silvesterabend in München ziehen. Hieß es anfangs, befreundete Geheimdienste hätten das Bundeskriminalamt informiert, gilt jetzt als sicher, dass ein entscheidender Hinweis direkt aus den Krisengebieten von einem irakischen Informanten kam. Französische und amerikanische Geheimdienste hatten bereits vor Weihnachten am 23. Dezember vor Terroranschlägen in München gewarnt. Eine eigens gegründete Einsatztruppe mit dem Namen "Januar" ermittelt seitdem in alle Richtungen. Ein Münchner Hotel wurde tagelang observiert – ohne Erfolg.
    Die Sicherheitsbehörden weltweit reagieren extrem nervös nach den Anschlägen von Paris und geben seit Monaten vermehrt Warnhinweise aus, sagt Bundesinnenminister Thomas de Maizière:
    "Seit den Anschlägen von Paris gehen vermehrt Hinweise bei den Sicherheitsbehörden ein, auch auf möglicherweisegeplante Anschläge in Deutschland. Allen diesen Hinweisen wird sorgfältig nachgegangen."
    Sicher ist, laut Bayerns Innenminister Joachim Hermann, dass der IS in die Pläne involviert sein muss. Bis zu sieben Attentäter hätten sich auf Anschläge vorbereitet. Doch noch immer weiß man nicht, wo diese sich aufhalten.
    Ermittlungen laufen auf Hochtouren
    Ob sich München tatsächlich in einer realen Bedrohungssituation an Silvester befand, das müssen jetzt die Ermittlungen zeigen, die derzeit auf Hochtouren laufen. Kritiker des nächtlichen Einsatzes mit gut 550 Polizisten aus ganz Bayern sprechen auch einen Tag nach den Ereignissen von falschem Alarm. Polizeipräsident Hubert Andrä widerspricht:
    Nein, würde ich nicht als Fehlalarm bezeichnen, wenn sich die Hinweise so konkretisieren, wie es hier der Fall war, dann müssen wir handeln. Der Hinweis war so konkret, dass wir nicht einfach sagen konnten, da schauen wir drüber hinweg, sondern wir mussten entsprechend handeln."
    Polizeipräsident Andrä bittet die Öffentlichkeit noch um Geduld. Derzeit werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die Identität der verdächtigen Personen zu ermitteln. Gemeinsam mit Kollegen aus dem Ausland versuche man, die potenzielle Terroristen zu identifizieren:
    "Sie dürfen sicher sein, dass wir mit starken Kräften und den entsprechenden Verbindungen im In- und Ausland versuchen, diesen Personen Gesicht und Namen zu geben. Alles das ist kriminaltechnische Ermittlungsarbeit. Man muss aber immer dabei berücksichtigen, dass es sich hier um eine Information handelt, die von einer Quelle übermittelt wurde und das muss jetzt entsprechend abgeklärt werden."
    Noch keine Festnahmen
    Bundesinnenminister de Maizière erklärt: "Sie müssen sich das nicht vorstellen, dass es konkrete Menschen sicher gibt, die einen Anschlag geplant haben, sondern es gibt dann Hinweise auf Personenbezug. Ob das reale Namen sind, ob das Namen sind, die - um uns zu verunsichern - vom Hinweisgeber einfach nur gemacht worden sind, das ist alles weiter Gegenstand von Ermittlungen.
    Wann diese Ermittlungen zu den Münchner Terrorwarnungen abgeschlossen sind, könne man noch nicht absehen, so Polizeipräsident Andrä. Festgenommen wurde bislang niemand.