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Testbohrung erfolgreich

Die Nutzung der Erdwärme ist schadstofffrei und die Geothermie kann unabhängig von Zeit und Wetter genutzt werden. In der Vorderpfalz, genauer in Landau im Bundesland Rheinland-Pfalz, entsteht demnächst ein großtechnisches Erdwärmekraftwerk. Und nach der ersten erfolgreichen Erkundungsbohrung geht das Projekt jetzt in die zweite Phase.

Von Anke Petermann | 27.01.2006
    "Funktioniert’s?"

    Die Mainzer Umweltministerin Margit Conrad steht am Fuß des 45 Meter Bohrturms und gibt den Startschuss zur zweiten Phase. Ja, es funktioniert. Mit der ersten – der Förderbohrung, war die geo x GmbH im November letzten Jahres auf 150 Grad heißes Thermalwasser in 3000 Metern Tiefe gestoßen. Nach ersten Tests war klar: Es würde ausreichend heißes Wasser beziehungsweise Dampf geben, um mit Hilfe von Turbinen Strom und Wärme zu erzeugen.

    Die nun laufende Injektionsbohrung ist Voraussetzung dafür, dass die geo x das ausgekühlte, sehr salzhaltige Thermalwasser wieder in den Untergrund zurückgepressen kann. Die geo x ist eine gemeinsame Tochter der Pfalzwerke Ludwigshafen und der Energie Südwest Landau. Sie plant und realisiert das Kraftwerk, sie wird es auch betreiben. Geschäftsführer Heiner Menzel:

    "Wir brauchen also die zweite Bohrung, um das Wasser wieder zurückzugeben und die Tests zuende zu bringen. Man hat Dreiviertel des Weges, weil das Kritischste und das Wichtigste ist die Fündigkeit, die haben wir. Was jetzt wichtig ist und was die nächsten Schritte sind, ist vor allem für die Kraftwerksauslegung, wie groß das Kraftwerk werden kann und wie viel elektrische Leistung es produzieren kann. Deshalb geben wir immer eine Spanne zwischen 2 und 2,5 Megawatt elektrische Leistung an. Das bekomme ich aber erst raus, wenn ich die zweite Bohrung habe. "

    Heißes Wasser in der Tiefe - das ist die so genannte geothermische Anomalie, die den gesamten Oberrheingraben zwischen Basel und Frankfurt kennzeichnet, aber auch Regionen in Oberbayern und der Norddeutschen Tiefebene. Ein schier unerschöpfliches Energie-Reservoire – theoretisch. Doch eine Tiefbohrung kostet mehrere Millionen Euro, und niemand weiß vorher genau, ob sie ausreichend heißes Wasser zutage fördert. Die Erkundungsbohrung in Landau kam als bundesweites Pilotprojekt in den Genuss einer Sonderförderung des Bundesumweltministeriums. Volumen: Eine Million Euro. Das Land Rheinland-Pfalz gab einen Zuschuss von einer halben Million, so die Mainzer Umweltministerin Margit Conrad, SPD:

    "Wenn es nicht funktioniert, dann ist er nicht zurückzuzahlen, und wenn es funktioniert, kann dieses Geld wieder eingebracht werden, um neue risikoreiche Projekte zu finanzieren. Das ist die Struktur von Wagniskapital-Förderung, das machen wir. Das ist ein Risiko, es gibt auch andere, wo wir natürlich auch keine Erfolge gehabt haben – also das Land geht hier voll mit ins Risiko. "

    Was sich umweltpolitisch aus folgenden Gründen auszahlen soll:

    "Die Geothermie ist eine CO-2-freie Energieform und damit klimaverträglich. Im übrigen kommen auch keine anderen Schadstoffe wie Bleibelastungen oder Staub und Ruß vor, also eine absolut emissionsfreie Energieversorgung. Und sie ist, wenn sie hier gefördert wird, weil es eine regionale Ressource ist, auch eine Chance, wegzukommen von den endlichen Ressourcen wie Öl und Gas. "

    Und damit ein wichtiger Bestandteil im Energiemix der Zukunft, meint Margit Conrad. Ab Mitte nächsten Jahres soll das Geothermie-Kraftwerk Landau 5000 Haushalte mit Strom und 300 Haushalte mit Wärme versorgen.