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Testurteile mit Verfallsdatum

Produkte schmücken sich gerne mit Testurteilen. Doch bisweilen liegen die Bewertungen schon Jahre zurück. Diesem Missbrauch will die Stiftung Warentest einen Riegel vorschieben. Ab Juli 2013 sind die beworbenen Testurteile nur noch zwei Jahre gültig.

Von Dieter Nürnberger | 15.05.2013
    Neu ist, dass das relativ bekannte Logo der Stiftung Warentest für die Verbraucher verlässlicher und vor allem aktueller werden soll. Bislang war es ja so, dass ein Unternehmen beispielsweise mit der Bewertung einer Zahnpasta so lange werben durfte, bis ein neuer Test, eine neue Untersuchung, vorlag. Das hatte zur Folge, dass der Verbraucher in den Verkaufsregalen mit Testurteilen in der Werbung konfrontiert wurde, die mitunter mehrere Jahre alt waren; oder auch nicht mehr zutrafen, weil die Rezeptur inzwischen verändert wurde. Es kam auch vor, dass Hersteller, die eigentlich nur für ein bestimmtes Produkt eine Bewertung bekamen, damit gleich eine ganze Produktpalette bewarben.

    All diesen verwirrenden und vielleicht missbräuchlichen Entwicklungen will die Stiftung Warentest nun einen Riegel vorschieben. Ab Juli müssen Unternehmen, die mit dem Logo werben wollen, eine Lizenz erwerben und einen Nutzungsvertrag abschließen. Und für die Verbraucher wichtig zu wissen: Das angegebene und beworbene Testurteil ist dann maximal nur noch zwei Jahre gültig. Hubertus Primus vom Vorstand der Stiftung Warentest:

    "Der Verbraucher soll sich darauf verlassen könne, dass Jeder, der mit unserem Urteil wirbt, auch tatsächlich eine gute Note oder Bewertung von uns bekommen hat. Dazu führen wir auch weitreichende Kontrollmechanismen ein. Es wird einen Logo-Lizenz-Vertrag geben, der genau regelt, wie und wie lange ein Anbieter mit dem Logo werben darf – und der entsprechenden Bewertung. Verstößt er gegen den Vertrag, dann kann sofort rechtlich gegen ihn vorgegangen werden."

    Für die Unternehmen wird die Werbung mit dem Logo also künftig kostenpflichtig. 7000 Euro pro Jahr müssen mindestens dafür hingelegt werden. Kommt noch Kino- und Fernsehwerbung hinzu, sind es 15.000 Euro.

    Für den Verwaltungsvorgang wird eine gemeinnützige GmbH betraut, das RAL, die auch die Lizenzen für das bekannte Umweltzeichen "Blauer Engel" vergibt. Einen direkten Kontakt zwischen dem Unternehmen und der Stiftung Warentest wird es beim Logo somit nicht geben. Diese Vorgehensweise sei ganz bewusst gewählt worden, sagt Hubertus Primus.

    "Die Anbieter erfahren erst mit der Veröffentlichung wie sie abgeschnitten haben. Danach können sie sich überlegen, on sie mit der Beurteilung werben wollen oder nicht. Mit welchen Einnahmen wir hier rechnen können, ist nicht abzusehen. Zudem müssen die Einnahmen die Kosten für das RAL, die Überwachung der Werbung und auch Nachuntersuchungen, die wir durchführen werden, abdecken."

    Auf der Jahrespressekonferenz der Stiftung Warentest ging es heute natürlich auch um die generelle wirtschaftliche Situation der Berliner Verbraucherinstitution. Denn erstmals wurden 2012 rote Zahlen geschrieben, obwohl die Erlöse sogar gestiegen sind. Die Stiftung Warentest soll ja wirtschaftlich unabhängig sein, deswegen gibt es Geld aus dem Haushalt des Bundesverbraucherschutzministeriums.

    "Es geht uns wie vielen Stiftungen: Die Verzinsung des Stiftungskapitals liegt unter den Erwartungen. Das Verbraucherschutzministerium hat uns über drei Jahre ein Stiftungskapital von insgesamt 50 Millionen Euro zukommen lassen. Damit soll unsere Unabhängigkeit gestärkt werden. Das Ministerium hatte eine Verzinsung von 5 Prozent prognostiziert, entsprechend hat es die jährliche Zuwendung, die wir als Ausgleich für unsere Anzeigenfreiheit in den Publikationen bekommen, gekürzt."

    Da sei also der Hauptgrund für das Minus im Jahr 2012. Für 2013 jedoch gibt man sich optimistischer – was vor allem mit steigenden Einnahmen aus dem Online-Geschäft der Warentester beruht. Hier gab es 2012 schon ein Umsatzplus von rund 20 Prozent - Tendenz steigend. Und durch dieses Geschäftsfeld könne man auch die Auflagenverluste der beiden wesentlichen Printprodukte "test" und "Finanztest" ausgleichen.