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Teure schnelle Netze sollen ausgebaut werden

Netzausbau ist nötig. Ob bei Breitband-Internet oder intelligenten Stromsystemen, die Anstrengungen müssen forciert werden. Das war eine der deutlichsten Forderungen auf dem Nationalen IT-Gipfel in München. Die Finanzierung bleibt offen.

Von Michael Watzke | 06.12.2011
    Wenn es um schnelle Internet-Verbindungen geht, ist Deutschland allenfalls Mittelmaß. Das Land der legendären Autobahn – bei Daten-Highways fährt es hinterher. Das zeigt nicht die aktuelle TNS-Infratest-Studie, die auf dem 6. IT-Gipfel in München viel diskutiert wurde. Die Studie ist nicht zufriedenstellend, auch wenn Wirtschafts-Staatssekretär Hans-Peter Otto findet:

    "Wir sind in der Champions League der erfolgreichsten IT-Länder immerhin einen Platz weiter nach vorne gerückt. Das bedeutet aber auch: Unser Ehrgeiz ist immer, ganz vor zu sein. Wir wollen und können noch besser sein."

    Bayerns Ministerpräsident und Gipfel-Gastgeber Horst Seehofer war das schon zu viel Lob. Gerade im Flächenstaat Bayern hapert es beim Ausbau schneller Datennetze. In vielen ländlichen Regionen ist die Anbindung ans World Wide Web bescheiden. Hier herrsche Investitionsstau, beklagt Seehofer und mahnt:

    "Dass wir in der schnellen Internetverbindung in Deutschland noch deutlich zulegen müssen. Das kann der Freistaat Bayern nicht selbst schultern. Hier geht es um Investitionen von 100 Milliarden Euro. Von allen Infrastruktur-Maßnahmen rückt mittlerweile die Internetverbindung aller Regionen an die erste Stelle in der Bedeutung. Manche Staatsstraße hat in der Bedeutung deutlich abgenommen im Vergleich zum schnellen Internet."

    Bundeswirtschaftsminister Rösler, der ebenso wie Kanzlerin Merkel in München zu Gast war, versprach weitere Investitionen des Bundes und erneuerte das Versprechen der Regierung: bis zum Jahr 2014 sollen Dreiviertel aller Deutschen Zugang zu schnellen Internet-Verbindungen haben. Gleichzeitig forderte Rösler stärkere Anstrengungen der Industrie:

    "Wir wollen auch heute darüber diskutieren, wie wir klassische Industrien auf der einen Seite und IT-Branche auf der anderen Seite besser miteinander vernetzen können."

    Vernetzen – das Zauberwort dieses Gipfels. Ob es nun um intelligente Energieeetze ging (Stichwort smart grid) oder um soziale Netzwerke. Alle und alles soll verbunden sein. Und das möglichst sicher. Cyber Security – laut Wirtschaftsminister Rösler ein Megatrend und zentrales Thema des IT-Gipfels:

    "Alle künftigen Geschäftsmodelle werden nur dann zum Tragen kommen, wenn wir eine Lösung dafür finden, wie wir eine kluge Regulierung auf den Weg bringen, um Datenschutz und Datensicherheit auf der einen Seite sicherzustellen und auf der anderen Seite neue Geschäftsmodelle nicht zu behindern."

    Neue Geschäftsmodelle verhindern – darin, sagen viele Aussteller in den Münchner Messehallen, sei Deutschland Meister. Viele IT-Lösungen scheiterten an komplizierten Genehmigungsverfahren, bürokratischen Vorbehalten und der Überbetonung des Datenschutzes. Wir sind Spitze im Erfinden, sagt ein IT-Manager von Siemens, aber wenn es darum geht, diese Erfindungen zu vermarkten und zu wirtschaftlichem Erfolg zu führen, könne Deutschland noch dazulernen.