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Textilindustrie
Kambodscha erhöht Mindestlohn

Schuhe, Hosen, T-Shirts – vieles, was wir im Westen tragen, wird in Billiglohn-Länden in Südostasien hergestellt. Eines dieser Länder, Kambodscha, erhöht jetzt den Mindestlohn in der Textil-Industrie. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO warnt, dass die Fabriken produktiver werden müssen – mehr Geld verdienen sie nämlich nicht.

08.10.2015
    Textilarbeiter in Kambodscha bei einer Versammlung, auf der sie höhere Löhne fordern
    Textilarbeiter in Kambodscha verdienen ab dem kommenden Jahr etwas mehr. (dpa / picture alliance / Mak Remissa)
    Die Arbeiterinnen in den Textil- und Schuhfabriken in Kambodscha verdienen ab dem nächsten Jahr zehn Prozent mehr Geld. Die Löhne steigen nach Angaben des Arbeitsministeriums auf 140 Dollar im Monat – das sind umgerechnet 124 Euro. Gewerkschaften hatten 160 Dollar gefordert. Ein Sprecher erklärte, er sei mit dem Ergebnis nicht zufrieden.
    Die Internationale Arbeitsorganisation ILO forderte in einer Stellungnahme, dass mit den höheren Löhnen auch die Produktivität der Fabriken steigen müsse. Nach Angaben der Organisation stagnieren die Preise für Textilien aus Kambodscha seit mehreren Jahren. Gleichzeitig steigen die Löhne – vor drei Jahren lag der Mindestlohn noch bei 80 US-Dollar. Die ILO warnt, dass die Gewinnspanne für die Unternehmen geringer wird, wenn sie es nicht schaffen mehr zu produzieren – zum Beispiel, indem sie Energie sparen oder die Arbeitsabläufe verbessern.
    Die Schuh- und Bekleidungsindustrie ist Kambodschas wichtigster Industriezweig. In mehr als 700 Unternehmen arbeiten 700.000 Menschen. Internationale Konzerne wie Nike und H&M lassen in Kambodscha produzieren.
    Trotz der Lohnerhöhungen der letzten Jahre verdienen die Arbeiter im internationalen Vergleich noch immer wenig. Nur in Sri Lanka, Bangladesch und Pakistan sind die Mindestlöhne laut ILO noch niedriger. Proteste der kambodschanischen Textilarbeiter endeten in den letzten Jahren zum Teil in gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Anfang 2014 wurden dabei fünf Menschen getötet und mehr als 20 verletzt.
    (at/wes)