Ein Kreuz für das Humboldtforum?

"Das ist ein fatales Signal"

Baukräne ragen an der Baustelle des neuen Berliner Stadtschlosses in den blauen Himmel.
Das historische Berliner Stadtschloss wird nachgebaut. © Paul Zinken/dpa
Nikolaus Bernau im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 09.05.2017
Die Kuppel des Berliner Schlosses soll ein goldenes Kreuz bekommen. Für den Architekturkritiker Nikolaus Bernau ist dies auf dem Dach eines säkularen Museums jedoch das denkbar schlechteste Symbol: Das Humboldtforum solle schließlich die Vielfalt der Religionen und Kulturen abbilden.
Am 9. Mai wurde bekannt gegeben, dass genug Spenden zusammen gekommen sind, um auch die Kuppel des Berliner Schlosses mit einer angemessenen Fassade zu versehen. Sie wird dem Vorbild der 1845 nach Plänen Friedrich August Stülers entstandenen Schlosskapelle folgen. Nicht nur die Kuppelarchitektur soll allerdings wieder entstehen, sondern auch das große, goldene Kreuz, das 1854 signalisierte: Hier befindet sich eine Kirche.
Ein Thema, das Zeug zum Aufreger hat, sagte Architektur-Kritiker Nikolaus Bernau im Deutschlandfunk Kultur. Denn wenn man das Kreuz nun wieder oben auf die Kuppel des neuen Humboldtforums stelle, sei dies "ein fatales Signal. Nämlich, dass das Christentum die entscheidende Angelegenheit ist in unserer Kultur. Und alles andere, was eben im Humboldtforum gezeigt werden soll – zum Beispiel islamische Kultur selbstverständlich, buddhistische oder konfuzianische oder sonstige – völlig zweitrangig ist."
Ansicht des Humboldt-Forums von der Nord-West-Seite
Ansicht des Humboldt-Forums von der Nord-West-Seite - die Simulation zeigt die Kuppel mit Kreuz.© Stiftung Berliner Schloss – Humboldtforum / Architekt: Franco Stella mit FS HUF PG
Bernau sagte weiter: Zwar sei die Spendensuche für diesen Zweck offen durchgeführt worden, es sei ihm aber nicht klar, ob der Humboldtforums-Intendant Neil MacGregor über die Kreuz-Pläne voll ins Bild gesetzt sei. Denn:
"Dass über einem britischen Museum – und er kommt ja nun mal aus dem British Museum, war vorher Direktor der National Gallery – ein religiöses Zeichen, egal welcher Form, aufgezogen wird, ist schlichtweg unvorstellbar. Das gibt es nicht."
Ein Museum sei ja eine per se säkulare Einrichtung, die sich höchstens der kritischen Erforschung von Religion widme, aber als Institution nicht dazu da sei, "Religion zu feiern". So sei es in Museen verboten, sich vor den Heiligenbildern, die dort ausgestellt seien, zum Gebet niederzulassen.
Bislang halte sich die Schlossstiftung sehr bedeckt – immerhin sei allen bewusst, dass es sich um ein religiöses Symbol handle. Bernau betonte, er hoffe sehr, dass sich nun eine lebhafte Diskussion entspinnen werde, die das Kreuz auf der Kuppel in Frage stelle.
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