Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


''The Oboe goes BaRock''

Mit Hilfe unkonventioneller Interpreten begeben wir uns heute in ein musikalisches Grenzland, darin Naheliegendes fern rückt, lange Vergangenes sich wiederum nähert - wo in jedem Fall 'unterhaltend' und 'ernst' miteinander verschmelzen. * Musikbeispiel: Lennon/Mc Cartney, When I'm 64 Avancierte Kammermusik? Ambitioniertes Arrangement? Ein musikalischer Scherz? Klavier und Violoncello klingen wie eine Sonate von Benjamin Britten, die Oboe gibt - gelungene Fusion! - die Melodie eines Beatles-Titels hinzu. KammerPop-Musik nennt Bearbeiter Manuel Munzlinger diese Synthese; sein Begriff beschreibt sowohl, Technik wie Stil.

Frank Kämpfer | 24.11.2002
    Der Berliner Oboist, Schüler von Hansjörg Schellenberger, kommt aus der Klassik, zugleich ist er Rockmusikfan und an Herausforderungen interessiert. Beim Arrangieren von Popsongs interessiert ihn zunächst der harmonische Part. Zwischen Rock und Barock findet er mancherlei Parallelen. Andererseits ist es für Munzlinger reizvoll, die Pop-Melodien von heute durch Unterstimmen, fremde Rhythmen und ungewöhnliche Harmonisierungen substanziell zu erweitern. Der Beatles-Titel "When i love her" erklingt so im Stil von Saties "Gymnopèdies", Grönemeyers Ballade "Halt mich" ist im Stil Robert Schumanns notiert, Billy Joel's Adagio "She's allway a woman" klingt dank der Cembalo-Begleitung wie eine Barock-Adaption. Die beim Hamburger Label berlin classics erschienene CD "The Oboe goes Barock" versammelt fünfzehn stilistisch höchst verschiedene Titel, deren Arrangements ob ihrer Frische und Intelligenz aufhorchen lassen. Eingespielt hat sie ein klassisches Trio: Romy Sanderling (Violoncello), Andreas Wolter (Cembalo und Klavier) und Manuel Munzlinger (Oboe und Englischhorn). Der Holzbläser tritt auch als Komponist in Erscheinung. Zum Beispiel mit "The True foggy dew" - eine Miniatur, die auf ein irisches Freiheitslied zurückgreift. * Musikbeispiel: Munzlinger, The true foggy dew "The Oboe goes Barock" - Kammerpopmusik, von Manuel Munzlinger arrangiert, erschienen beim Hamburger Label berlin classics.