Die Schlagzeilen in New York sind immer noch beherrscht von der teilweise erschütternden Lage nach dem Hurrikane Sandy, obwohl fast alle U-Bahnen in Manhattan wieder laufen. Die meisten Theaterhäuser südlich der 42sten Straße haben seit dem Wochenende endlich auch wieder Strom, und so kam Richard Nelsons neue Episode seiner politischen Theatersaga um die Apple Familie am Public Theater doch noch zur Premiere, pünktlich zur Wahl. Bereits zum dritten Mal treffen sich in Richard Nelsons "Sorry" Marian, Jane und Richard im Haus ihrer Schwester Barbara in Rhinbeck, einer kleinen Stadt im Staate New York, um ihre Familienangelegenheiten und die politische Lage der Nation zu besprechen. Diesmal ist es der frühe Morgen des 6. Novembers, heute wird ein neuer Präsident gewählt. Und da ist noch ein zweiter Grund für das Treffen. Der demenzkranke Onkel Benjamin, einst ein berühmter Schauspieler, versinkt immer mehr in seiner Welt und hat begonnen, Schlaf zu wandeln und Barbara immer öfters mit seiner verstorbenen Frau zu verwechseln. Die Familie muss entscheiden, ob er in ein spezielles Heim für Demenzkranke muss, eine Entscheidung, die Barbara sehr belastet. Und hinter all dem steht auch die Sorge um Barack Obamas Wiederwahl und welchen politischen Kurs Amerika in Zukunft einschlagen wird.
Melancholisch gedenkt Schwester Jane des schwarzen Busfahrers, der vier Jahre zuvor am Wahlabend voll Freude Passagiere umsonst mitnahm. "Das wird diesmal nicht passieren", prophezeit Richard. Barbara erzählt von ihren wütenden Schülern, eine Generation, die sich schon jetzt als Verlierer begreift und die politische Situation Amerikas mit einer Scheidung vergleicht, in der Mama und Papa jeweils versuchen, die Kinder auf ihre Seite zu zerren. Da versinken sie lieber in ihren iPads, wählen würden sie eh nicht gehen. Dann liest plötzlich Onkel Benjamin eine Passage aus seinem mühsam geführten Journal vor, wie die Welt ihm immer mehr entgleitet und er sich bewusst ist, dass er seine Erinnerungen verliert. Die restlichen Seiten der Passage hat Barbara aus dem Journal gerissen, da sie voll sexueller Anspielungen auf sie sind. All diese Themen und Unterhaltungen werden durch kurze Blackouts unterbrochen, die wie Aus- und Einatmer den Abend gliedern, ihm eine fast ruhige, meditative Stimmung verleihen. Und da ist diese unergründige Traurigkeit, ein Unterton aus Enttäuschung, Resignation und Verunsicherung, die in allen Gesprächen anwesend ist. Endlich dreht sich das Gespräch um Barack Obama selbst. Was würde jeder ihm sagen wollen, wenn er die Gelegenheit dazu hätte?
Richard würde ihn fragen, wie er es in vier Jahren geschafft hat, vom Symbol eines neuen demokratischen Aufbruchs zu einem Politiker zu werden, dessen Name fast wie ein Schimpfwort gebraucht wird. Barbara kann nicht verstehen, wie man 20 Milliarden Dollar Wahlkampfgelder verschwenden kann, um den Menschen Angst vor dem politischen Gegner zu machen, ohne auch nur eine einzige neue programmatische Position zu benennen. Und Jane will sich bedanken und im Falle eines Wahlsieges für Romney nach Kanada ziehen.
Autor Nelson ist es auch in "Sorry" wieder gelungen, den wunderbar persönlichen Ton einer authentischen Unterhaltung zu treffen und den Charakteren viel emotionalen Tiefgang zu geben. Das eng mit den Schauspielern erarbeite Skript lebt von einer ernsthaften Suche nach Antworten, nicht ohne oft vor dem erschreckenden Nicht-Wissen zu stehen. Ein weiterer Blackout. Nelson beschreibt ehrlich die Katerstimmung, die viele Demokraten bereits vor der Wahl ergriffen hat, und dass hinter der Enttäuschung über die letzten vier Jahre die große Trauer steht, Antworten auf wesentliche Fragen der sozialen und politischen Herausforderungen nicht gefunden zu haben. Für die Apples ist die Zukunft beängstigend, ungewiss, voll unangenehmer Entscheidungen.
Am Ende des Abends zitiert Onkel Benjamin plötzlich einen Brief Oscar Wildes aus dem Gefängnis in Dartmoore, in dem er die Trauer als einen Ort der wahren Veränderung beschreibt. Vielleicht entsteht ja aus dieser Erkenntnis ein neuer Aufbruch. Egal wie die Wahl ausfallen wird, die Trauer wird nicht so schnell vergehen. Und so verabschiedet sich Barbara zum Schluss von ihrem Onkel, der in ein Heim ziehen wird. Eine Entscheidung ist gefallen.
Melancholisch gedenkt Schwester Jane des schwarzen Busfahrers, der vier Jahre zuvor am Wahlabend voll Freude Passagiere umsonst mitnahm. "Das wird diesmal nicht passieren", prophezeit Richard. Barbara erzählt von ihren wütenden Schülern, eine Generation, die sich schon jetzt als Verlierer begreift und die politische Situation Amerikas mit einer Scheidung vergleicht, in der Mama und Papa jeweils versuchen, die Kinder auf ihre Seite zu zerren. Da versinken sie lieber in ihren iPads, wählen würden sie eh nicht gehen. Dann liest plötzlich Onkel Benjamin eine Passage aus seinem mühsam geführten Journal vor, wie die Welt ihm immer mehr entgleitet und er sich bewusst ist, dass er seine Erinnerungen verliert. Die restlichen Seiten der Passage hat Barbara aus dem Journal gerissen, da sie voll sexueller Anspielungen auf sie sind. All diese Themen und Unterhaltungen werden durch kurze Blackouts unterbrochen, die wie Aus- und Einatmer den Abend gliedern, ihm eine fast ruhige, meditative Stimmung verleihen. Und da ist diese unergründige Traurigkeit, ein Unterton aus Enttäuschung, Resignation und Verunsicherung, die in allen Gesprächen anwesend ist. Endlich dreht sich das Gespräch um Barack Obama selbst. Was würde jeder ihm sagen wollen, wenn er die Gelegenheit dazu hätte?
Richard würde ihn fragen, wie er es in vier Jahren geschafft hat, vom Symbol eines neuen demokratischen Aufbruchs zu einem Politiker zu werden, dessen Name fast wie ein Schimpfwort gebraucht wird. Barbara kann nicht verstehen, wie man 20 Milliarden Dollar Wahlkampfgelder verschwenden kann, um den Menschen Angst vor dem politischen Gegner zu machen, ohne auch nur eine einzige neue programmatische Position zu benennen. Und Jane will sich bedanken und im Falle eines Wahlsieges für Romney nach Kanada ziehen.
Autor Nelson ist es auch in "Sorry" wieder gelungen, den wunderbar persönlichen Ton einer authentischen Unterhaltung zu treffen und den Charakteren viel emotionalen Tiefgang zu geben. Das eng mit den Schauspielern erarbeite Skript lebt von einer ernsthaften Suche nach Antworten, nicht ohne oft vor dem erschreckenden Nicht-Wissen zu stehen. Ein weiterer Blackout. Nelson beschreibt ehrlich die Katerstimmung, die viele Demokraten bereits vor der Wahl ergriffen hat, und dass hinter der Enttäuschung über die letzten vier Jahre die große Trauer steht, Antworten auf wesentliche Fragen der sozialen und politischen Herausforderungen nicht gefunden zu haben. Für die Apples ist die Zukunft beängstigend, ungewiss, voll unangenehmer Entscheidungen.
Am Ende des Abends zitiert Onkel Benjamin plötzlich einen Brief Oscar Wildes aus dem Gefängnis in Dartmoore, in dem er die Trauer als einen Ort der wahren Veränderung beschreibt. Vielleicht entsteht ja aus dieser Erkenntnis ein neuer Aufbruch. Egal wie die Wahl ausfallen wird, die Trauer wird nicht so schnell vergehen. Und so verabschiedet sich Barbara zum Schluss von ihrem Onkel, der in ein Heim ziehen wird. Eine Entscheidung ist gefallen.