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Theatertechnik
Studiengang an Berliner Beuth-Hochschule vor dem Aus

Die Mehrheit der Studienbewerber will BWL, Jura oder Psychologie studieren. Kleine Fächer drohen deshalb unter die Räder zu kommen. So geht es auch dem Studiengang Theatertechnik an der Berliner Beuth-Hochschule: Die Zahl der Interessenten geht seit Jahren zurück. Doch Professoren und Dozenten kämpfen um seinen Erhalt.

Von Claudia van Laak | 13.10.2014
    "Also, in den nächsten beiden Wochen kümmern wir uns um das perspektivische Zeichnen. Ich habe gesehen, viele haben sich schon einer Gruppe zugeordnet."
    „Der theatrale Raum" - Einführungsveranstaltung für Erstsemester der Theatertechnik. Nur 27 Studierende sitzen im Seminarraum, für sie ist es ein angenehmes Arbeiten. Weniger schön ist die Situation für Professor Ralph Hillbrand: Seit drei Jahren gehen die Bewerberzahlen zurück, momentan sind nur zwei von drei Studienplätzen besetzt:
    "Ich denke, dass bei jungen Leuten Theater nicht mehr den Stellenwert hat oder der Stellenwert abnimmt. Und dass die jungen Leute nicht wissen, wie vielfältig die Theatertechnik ist."
    1987 wurde der damalige Diplomstudiengang Theatertechnik an der Berliner Beuth-Hochschule gegründet. Ralph Hillbrand war als Student von Anfang an dabei, kehrte dann als Professor zurück. Zusätzlich zu seinen Vorlesungen kümmert er sich um die Kontakte zu den Theatern und zu den Herstellern von Licht- und Tonanlagen.
    "Hier sind wir im 1:4 Studio, gehört mit zum Theaterlabor. Hier ist die Bühne der Deutschen Oper im Maßstab 1:4 nachgebildet. Hier werden Projekt im Bereich Szenographie gemacht, schwarzes Theater wird hier gemacht,"
    Klingt nach idealen Studienbedingungen. Aber die Theatertechniker haben einen Konkurrenzstudiengang, der ihnen die Bewerber stiehlt: Veranstaltungstechnik und Management. Der Glamour-Faktor ist größer - für das Licht beim nächsten Shakira-Konzert verantwortlich zu sein klingt aufregender als für die Faust-Aufführung im Provinztheater. Anna-Maria Filgers und Stefan Luckardt machen demnächst ihren Bachelor-Abschluss als Veranstaltungstechniker und -manager.
    "Man geht auf Festivals, man geht auf Konzerte, früher sind die Leute eher ins Theater gegangen. Ich muss sagen, dass ich mit meinen Eltern auch sehr selten im Theater war."
    "Es gehen immer wieder Jugendliche ins Theater, mehr ins Kino, deshalb sind sie der Veranstaltungstechnik näher als dem Theater."
    "Liegt wahrscheinlich auch daran, dass man ans Theater nicht mehr rangeführt wird und die Faszination Theater nicht mehr so in den Köpfen ist."
    "Und leider ist es auch so, dass die Theaterwelt in Deutschland gelitten hat, viele Theater wurden in den letzten Jahren geschlossen. Und auch die Jobmöglichkeiten und Gehaltschancen sind im Theater geringer als in der Veranstaltungstechnik."
    Professor Ralph Hillbrand widerspricht: Die Praktika seien sehr gut bezahlt, die Absolventen würden ihm aus den Händen gerissen. Die Jobchancen sind:
    "Hervorragend. Immer noch. Die Nachfrage, sie steigt. Die Branche ist zwar relativ klein, aber die Nachfragen, die hier direkt an mich kommen - man kennt sich ja - sind jedes Semester sehr sehr hoch."
    Marketingproblem
    Aber: Der Studiengang Theatertechnik an der Beuth-Hochschule hat ein Marketingproblem. Als einziger seiner Art in Deutschland ist er nur Eingeweihten bekannt. Gelingt es der Hochschule nicht, die Bewerberzahlen zu steigern, steht der Studiengang langfristig vor dem Aus - befürchtet Ralph Hillbrand:
    "Ich bin ein Kind dieses Studiengangs und ich bin absolut überzeugt davon. Deshalb kämpfen wir dafür. Wir wollen diesen Studiengang weiter erhalten und wir möchten, dass sich mehr junge Leute für die Theatertechnik interessieren."
    Bei Helen Pente aus Moers und Stefan Meyer aus Mannheim hat Theatertechnik-Professor Hillbrand sein Ziel erreicht. Sie gehören zu den wenigen Erstsemestern in diesem Jahr - und sind nach den ersten Tagen von der Wahl ihres Studiengangs überzeugt:
    "Gerade Theater wird es weiterhin geben. Es wird auch weiter Musical-Produktionen geben. Deshalb sollte man auch weiter dafür werben, dass viele Leute auch einsehen, dass Theatertechnik nicht schlechter ist als Veranstaltungstechnik.
    "Für mich ist Theatertechnik viel spannender als Veranstaltungstechnik."