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Thees Uhlmann: "Sophia, der Tod und ich"
"Bin der erste Romanautor, der zwei Protagonisten hat"

Thees Uhlmann, Gründungsmitglied und Sänger der Hamburger Band Tomte, ist neuerdings auch Schriftsteller. Ute Wegmann sprach mit ihm auf der Frankfurter Buchmesse über seinen ersten Roman "Sophia, der Tod und ich".

Thees Uhlmann im Gespräch mit Ute Wegmann | 24.10.2015
    Der Musiker und Schriftsteller Thees Uhlmann
    Der Musiker und Schriftsteller Thees Uhlmann (Deutschlandradio/BILDSCHÖN GmbH/D. Prokofiev)
    Ute Wegmann: Thees Uhlmann, Ihr Lebenslauf klingt wie eine Traumkarriere: Bands, Preise, Solokarriere. Ist oder war das Musikerleben der Traumjob?
    Thees Uhlmann: Ein Traumjob war es nicht. Es war das, was ich machen wollte. Ich bin da nicht so mit träumen oder ich-bin-genial-mäßig unterwegs. Ich wollte immer nur Gitarre spielen und singen. Meine Mutter sagt, mit vier Jahren wollte ich Showmaster werden. Ist ja ein Beruf, den es gar nicht mehr gibt, aber ich dachte an Rudi Carrell, den fand ich toll. Traumjob ja, aber nicht: Oh, ich bin so begabt. Ich wollte das einfach machen und dann hab ich das durchgezogen.
    Wegmann: Es ist nicht aber nicht mal so passiert, es war auch eine Menge Arbeit dahinter.
    Uhlmann: Das ist bei mir immer schön gewesen, dass ich nie mit 22 einen Hit hatte, den alle kennen und dann versucht man, immer wieder dahin zu kommen, sondern bei mir ergab sich alles wie Mosaik zu Mosaik zu Mosaik. Immer bekannter, immer weiter, alles cool, und was jetzt mit dem Buch auf der Messe hier kulminiert.
    Wegmann: Geschrieben haben Sie vorher schon. Artikel für die Musikzeitschriften Spex und Musikexpress und Ihre Songtexte natürlich. Sie sind jetzt vierzig, heute würde man sagen, in der Mitte des Lebens, wie auch Ihre Hauptfigur in Ihrem Roman. Ist das jetzt ein Neustart mit der Literatur?
    "Ein absoluter Neustart"
    Uhlmann: Ja, das ist ein absoluter Neustart. Also ich hab immer schon gern geschrieben, zum Beispiel für die St. Pauli Fanzeitschrift für meinen Fußballverein, da hab ich die längeren Texte geschrieben. Ich hatte auch totale Angst davor, musste meine Lektorin fragen: Wie viele Seiten hat eigentlich so ein Buch? ‚Thees,' hat sie gesagt: ‚Ein gutes erstes Buch hat 300 Seiten.' Und sich wirklich ein einviertel Jahr mit einer Sache zu beschäftigen, und eine Sache ganz alleine zu machen , bei einer Band sind ja immer fünf, sechs Leute, aber ich saß so lange alleine in meiner Küche. Schon allein was ich da an Gefühlen entwickelt habe, ist so dermaßen neu und jetzt auf der Buchmesse abzuhängen, ist so dermaßen neu, und ohne Gitarre auf Tour zu gehen, ist so dermaßen neu. Aber der Exzess des Neuen war genauso geplant. Ich wollte mal wieder eine Sache machen, wo man sich nicht auskennt, die man lernen muss. Das finde ich geil.
    Wegmann: Wie erlebt man das Schreiben eines Romans, wenn man von der kurzen Form der Songtexte kommt?
    Uhlmann: Ich kann noch nicht so reflektiert reden, über das, was ich gemacht habe, weil das neu ist. Ich hab mir im Roman die Freiheit erlaubt, zwei Frauen zu erfinden, das hat mir so viel Spaß gemacht. In einem Dreiminuten-Rock'n'Roll-Song erfindet man nicht einfach mal ne Frau.
    Und hier hatte ich dreißig, vierzig Seiten Zeit, mir ein Mädchen auszudenken, das wahnsinnig rabiat ist, aber auch wahnsinnig cool und sexy; die aus Polen kam, weil ihre Eltern ihr ne bessere Zukunft bieten wollten. Sich in diesen Gedanken verlieren, das war das wirklich Neue.
    Roadmovie mit Tod
    Wegmann: Sprechen wir über den Roman.
    Eine Erzählung in der ersten Person, ein Mann in den 30er Jahren, der sich als motivationsschwach, misanthropisch und gescheitert sieht: Sein Leben: ein Job im Altenpflegeheim, eine resolute, taffe Exfreundin, ein neunjähriger Sohn, den er nie besuchen darf, dem er aber jeden Tag eine Postkarte schreibt. Es klingelt eines Tages an seiner Tür. Ein Mann steht dort, eine Art Alter Ego, der Tod, um ihn abzuholen. Den ersten Schreck kaum verwunden, macht er sich bereit für das Ende, da klingelt es ein zweites Mal. Diesmal ist es die Exfreundin Sophia, sehr verärgert, weil er wohl vergessen hat, dass er mit ihr zu seiner Mutter fahren wollte. Durch Sophias Auftauchen ist der Todes-Abholprozess unterbrochen, der Tod irritiert. Allerdings auch schnell wieder guter Dinge, da er seine Chance sieht, endlich mal Normalität zu erleben, sozusagen "Urlaub vom Vermitteln emotionaler Ausnahmezustände" hat.
    Wir erleben eine Art Roadmovie mit Tod. Eine burschikose, handfeste Sophia und einen aus der Lethargie auftauchenden Erzähler, der im Angesicht des Todes sein Leben und seine Beziehungen zu den Menschen, die er liebt, reflektiert.
    Ich habe mich bei der zunehmend immer amüsanter werdenden Lektüre gefragt, wer Ihr wirklicher Protagonist ist: Der Erzähler oder der Tod?
    Uhlmannn: Eine super Frage, während ich gerade über die Antwort nachdenke. Die gehören zusammen, das eine bedingt das andere. Durch den schlecht gelaunten Protagonisten ist der Tod in der Welt der Lebenden und erfreut sich an so vielen Dingen, die er zum ersten Mal erfährt. Und nur durch den Tod wird mein Hoschi ein bisschen durch die Gegend getrieben. Die gehören zusammen. Ich bin der erste Romanautor, der zwei Protagonisten hat.
    Wegmann: Der australische Schriftsteller Markus Zusak hat in seinem Roman "Die Bücherdiebin" den Tod erzählen lassen. Gab es für Sie einen Moment, wo Sie überlegt haben, den Tod zum Erzähler zu machen?
    Uhlmann: Nee, das hab ich nicht. Ich wollte immer, dass es das Buch dieses Typen ist, bei dem im Leben nichts passiert, der aus freien Stücken entschieden hat, dass Liebe nichts für ihn ist, Musik ist ihm zu emotional, der kein Problem hat zur Arbeit zugehen und das unemotional zu finden. Ich wollte, dass das sein Buch ist und bleibt. Ich wollte, dass der eine große Sache im Leben erfahren darf.
    "Was für Altenpfleger"
    Wegmann: Der Roman zeichnet sich aus durch amüsante Dialoge, schnell, frech, mal zwischen Erzähler und Tod, oder zwischen Erzähler und Sophia, aber zwischen dem Erzähler und seiner Mutter. Immer mit einem ironischen Blick auf sich und die Welt. Witzig sind auch die Reflexionen über das Mutter-Sohn-Verhältnis. Wie viel Autobiografisches fließt da ein?
    Uhlmann: Also gar nicht, wie man vermuten würde - hab ich abgeschrieben aus meinem eigenen Leben. In der Mutter ist auch mein Vater mit drin, wobei mein Vater sehr herrisch war, aber mit 'nem riesigen Herzen. Das denke ich gerade zum ersten Mal, aber so ungefähr. Aber da sind auch Geschichten eingeflossen, die man sich unter Kumpels erzählt. Die hab ich nicht vergessen. Was aber autobiografisch ist, dass ich selber mal als Altenpfleger gearbeitet habe. Ich hatte auch Lust, Plätze zu erobern, die nicht so häufig abgebildet sind. Formel-Eins-Fahrer ist ein cooler Job, Supermodel wahrscheinlich auch, aber die meisten Leute sind halt eben Altenpfleger. Deshalb hab ich was für Altenpfleger geschrieben.
    Wegmann: Der Tod reflektiert ebenfalls sich und sein Umfeld, wie z. Bsp. die Hölle: " ..ein Konstrukt, um Leute durch Angst zu bestimmten Handlungsweisen zu zwingen." (S.107). Als der Erzähler ihn danach fragt, was nach dem Tod passiert, bringt er Analogien zur Unwissenheit der Taxifahrer, die Kunden vor Bordellen absetzen. Er erweist sich als unwissender Bote! Wie sind Sie auf die Figur des Todes gekommen?
    Uhlmann: Ich glaub, ich hab als Teenager viel Death Metal gehört, und das ist ja ein Musikgenre, in dem der Tod der Bestrafer, der Schlächter usw. ist. Wenn viele Leute eine Idee haben, versucht mein Gehirn auf die andere Seite der Turnhalle zu gehen und sich etwas zu überlegen.
    Und ich mag solche Gedankenspiele mit Freunden zu spielen: Weißt Du noch, wann du das erste Mal betrunken warst? Weißt du noch, als du zum ersten Mal richtige Schmerzen hattest? Und der Tod in seiner Unschuld, in einer Mischung aus Kleinkind und Erwachsenem hat die Möglichkeit, das Spiel der ersten Erfahrung zu spielen. Und das fand ich als Gedanke faszinierend, finde ich als Privatperson faszinierend und so bin ich auf den Tod gekommen.
    "DalliDalli auf der Buchmesse"
    Wegmann: Jetzt haben Sie schon ein paar der Gedankenspielfragen genannt. Da wäre ich auch gleich hingekommen. Der Roman zeichnet sich aus durch eine gute Beobachtungsgabe von Menschen, von Strukturen, von Verdrängungsmechanismen und Mechanismen generell. Und dann gibt es eben diese Gedankenspiele, diesen Fragenkatalog, mit dem man sich im Leben immer wieder beschäftigt. Einige Fragen haben Sie auch aufgegriffen, die möchte ich jetzt mit Ihnen im Schnelldurchlauf machen. Ich zitiere jetzt:
    Was ist das Erste, an das du dich erinnern kannst?
    Uhlmann: Ist ein bisschen wie DalliDalli auf der Buchmesse?
    Wegmann: Genau!
    Uhlmann: Das erste, woran ich mich erinnere, ich wollte mir mit zweieinhalb Jahren eine Tasse greifen in der Küche. Spüle. Großer roter Apfel auf der Tasse, meine Stammtasse. Aber da war nichts für mich zu trinken drin, sondern heißes Kartoffelwasser, mit dem meine Mutter eine Soße abbinden wollte. Die heiße Tasse fiel mir auf die Brust, hier ist immer noch eine Narbe. Das Erste war also SCHMERZ.
    Wegmann: Was war dein Lieblingskleidungsstück als Kind?
    Uhlmann: Eine tolle Buchmessenfrage, denn mein Lieblingskleidungsstück war eine Jeanslatzhose, kurz, mit Buchstaben in vielen Farben.
    Wegmann: Was wolltest du als Kind werden?
    Uhlmann: Showmaster.
    "Ich warte wahnsinnig gern auf Züge, die sich verspäten"
    Wegmann: Was tust du gern, was andere nicht gern tun?
    Uhlmann: Ich warte wahnsinnig gern auf Züge, die sich verspäten. Ich finde es toll, wenn der ICE nach Niederbumsbach dreißig Minuten später kommt. Der Kapitalismus schenkt uns dreißig Minuten zum Nachdenken.
    Wegmann: Verspätete Züge, damit sind Sie garantiert alleine auf der Buchmesse.
    Was würdest du essen, wenn du für den Rest des Lebens immer das Gleiche essen müsstest?
    Uhlmann: Eukalyptusbonbons.
    Wegmann: Wovor hattest du Angst als Kind?
    Uhlmann: Ich hatte als Kind unfassbare Angst vor Monstern. Das Schlimmste, was mein Vater sagen konnte, war: Geh mal in den Keller und hol ein Glas Marmelade. Links war der Werwolf, rechts der Vampir, dann durch den Zombieraum durch, und hinten bei der Marmelade war Lulatsch aus der Sesamstraße. Meine Tochter dagegen kennt überhaupt keine Angst vor Monstern. Das Konstrukt Angst-Vor-Monstern existiert nicht mehr in dieser Generation.
    Wegmann: Du hast noch drei Tage zu leben, was würdest du tun?
    Uhlmann: Man sollte in seinem eigenen Buch keine Fragen stellen, die man dann ... naja, eine Sache hab ich erlebt. Ich hab mit meiner Tochter und meinem Kumpel Foto Ingo und seiner Familie Urlaub im Burgenland gemacht. Und meine Tochter hat als Hobby Reiten. Die Tochter von Foto Ingo auch. Und dann hat die Reitlehrerin den Mädchen erlaubt , zwei Pferde zu nehmen. Die beiden Mädchen sind also losgaloppiert und dann so ein Stoppelfeld hinunter. Und dann sind die abgestiegen und die beiden Mädchen waren so unfassbar high vor Glück. Meine Tochter konnte gar nichts mehr sagen. Die Tochter von Foto Ingo hat gesagt: 'Immer wenn ich nicht einschlafen konnte, hab ich mir vorgestellt, dass ich einfach mit einem Pferd mal durch die Gegend reite. Das heute war der Tag, ich bin wahnsinnig glücklich.' Der Motor gewesen zu sein, dass zwei Mädchen ihre erste Glückserfahrung hatten, das hat mir wahnsinnig viel bedeutet. Das wäre das eine. Das andere: Ich würde gern hören, im Radio, dass St. Pauli das Spiel gewinnt und in der nächsten Saison zum ersten Mal international spielt. Das sind meine beiden Sachen, die ich tun möchte.
    Der Musiker und Schriftsteller Thees Uhlmann ist heute Gast im Büchermarkt.
    Wir hören einen Ausschnitt aus "Sophia, der Tod und ich" (Thees Uhlmann liest von Seite 19 unten bis Seite 23 Mitte)
    Wegmann: Das war der Schriftsteller Thees Uhlmann. Er las aus seinem Buch "Sophia , der Tod und ich" auf der Frankfurter Buchmesse.
    Uhlmann: 2015!
    "Eine 'Message' lehne ich ab"
    Wegmann: Es gibt neben allem Humorigen auch eine Menge philosophische Selbstreflexionen. Gedanken über den Sinn des Lebens, erkennen, dass einem nichts geschenkt wird --- das sind auch schon Textbausteine in ihren Songs. Da heißt es auf Seite 211:
    'Und plötzlich dachte ich, dass diese ganze unversöhnliche Härte, mit der ich dem Leben und seinen Menschen gegenübergestanden hatte, Zeitverschwendung gewesen war und dass ich vom Tod etwas über das Leben lernte.' Ist das die Message: Es wäre besser, den Tod als Bestandteil des Lebens zu sehen, dann würde man bewusster leben und vielleicht sogar leichter?
    Uhlmann: Eigentlich muss ich sagen, dass ich ne Message ablehne, weil das einfach ein Unterhaltungsbuch sein soll. Wenn Leute ... gerne, aber ich wollte das Buch nur schreiben, damit Leute Spaß haben und ein bisschen nachdenken. Und die ganze Einstellung zum Tod, ich weiß nicht. Man sagt ja immer, in Mexiko, da feiern die den Tod ganz toll. Ich weiß nicht, das möchte ich mal sehen, was für ein großes Fest die feiern, wenn eine Volleyballmannschaft von der Drogenmafia erschossen wird auf dem Weg zum Spiel. Ich bin da so eine Mischung aus Punk und evangelische Jugend, ich würde als Jokerantwort ziehen: Wenn man den Job hier okay macht, gibt es vielleicht noch ein Extraspiel, weiß man aber nicht, deswegen lieber Mühe geben.
    "Wir Norddeutschen reflektieren nicht so gerne"
    Wegmann: Haben Sie Angst vor dem Tod?
    Uhlmann: Nee, hab ich nicht. Wir Norddeutschen reflektieren nicht so gerne und da denk ich nicht viel drüber nach.
    Wegmann: Warum hat die Erzähler-Figur keinen Namen?
    Uhlmann: Ich wollte meinem Typen nicht mit auf den Weg geben, dass er sich mit einem gesellschaftlichen Konstrukt wie FABIAN auseinandersetzen muss. Es gibt ganz bestimmte Typen, die Fabian heißen und ich wollte den Typen so universell wie möglich lassen. Es gibt auch keine Städtenamen, nur Norden und Süden. Es gibt ganz wenig Marken, und ich hatte als sportliche Aufgabe, um mich zu motivieren, dass das ein 60jähriger Nordkoreaner lesen kann. Im Sinne von, die Leute haben ein vermeintlich schlimmes Leben, aber dass sie denken: Ah, stimmt. Darüber hab ich auch schon mal nachgedacht.
    Wegmann: Der Tod selber hat es auch nicht leicht, fühlt sich in seiner Bestimmung durch einen plötzlich auftauchenden Konkurrenten in Frage gestellt, bangt um seinen Job. Das Aufeinandertreffen der beiden Konkurrenten geht einher mit Feuer, Blitz, Frost und Kälte. Fantasy pur. Actionszenen, Kämpfe, die mich an Comicszenen oder Actionfilme erinnern, die ich nicht gesehen habe. Woher kommen die Szenen?
    Uhlmann: Ich hab alle diese Filme gesehen, die Sie nicht gesehen haben.
    "Frauenliteratur, in der Männer vorkommen"
    Wegmann: Was war es denn zum Beispiel?
    Uhlmann: Es ist nicht der Name, sondern die Masse an Schrott, die man sich hereingezogen hat in seiner Adoleszenz. Ich fand das wahnsinnig toll, in diesem Buch mit Frauen abzuhängen. Sophia und die Mutter zu erfinden. Dann ist mir aufgefallen, dass die beiden Typen Trottel sind, die Frauen aber stark und sogar die Motoren der Geschichte. Das deckt sich auch mit meinem Frauenbild in der Normalität. Und dann hab ich gedacht, es ist Frauenliteratur, in der Männer vorkommen. Und dann wollte ich aber auch was für die Jungs schreiben. Ich wollte damit aber auch versuchen, durchzukommen, ehrlich gesagt.
    Wegmann: Von allen geliebt werden?
    Uhlmann: Ja, sollen wir Künstler jetzt auch noch normal sein? Natürlich wollen wir von allen geliebt werden. Nein, ich wollte gucken, ob man damit durchkommt, mit einer Mischung aus Cuxhaven und Games of Thrones. Und meine Lektorin hat mich genauso angeguckt, wie Sie mich gerade angucken, und ich hab nur gesagt: Kerstin, das ziehen wir jetzt durch.
    "Auf Fußball ist Verlass"
    Wegmann: Zweites großes Thema im Buch: Fußball. Fußball spielt eine große Rolle für den Erzähler, aber weniger geht es um einen Verein, als vielmehr um die Empathie der anderen, die er im Fußballstadion erlebt. Thees Uhlmann, welchen Stellenwert in Ihrem Leben hat Fußball neben Musik, Literatur und dem Tod?
    Uhlmann: Was ich bei Fußball liebe, dass ich mich auf Fußball verlassen kann. Es ist so viel passiert in meinem Leben, man hat sich getrennt, Leute sind aus meiner Band ausgestiegen, es sind Freundschaften kaputt gegangen, aber Fußball war immer für mich da.
    "Komm zu mir, wir haben 90 Minuten Zeit, die gesamte Dramaturgie des Lebens abzubilden. Komm in meine offenen Arme!"
    Fußball ist eine Sache, auf die ich mich emotional und alkoholisch verlassen kann. Fußball gibt mir in meinem Leben Sicherheit.
    Wegmann: Und es gibt einen Verein für Sie!
    Uhlmann: Ja, aber ich bin egal.
    Wegmann: Wir können ihn aber trotzdem nennen:
    Uhlmann: Der FC St. Pauli von 1910.
    Wegmann: Meine Damen und Herren, Thees Uhlmann begegnet dem Leben und dem Tod mit viel Humor, aber mit eben soviel Tiefsinnigkeit, auch wenn er keine Message verbreiten möchte. Danke für das Gespräch. Viel Erfolg mit dem Debüt.
    Wir sprachen über "Sophia, der Tod und ich", 320 Seiten, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch
    Das war der Büchermarkt am Samstag. Sie können die Sendung noch einmal anhören oder auch nachlesen unter deutschlandfunk.de
    Für heute verabschiedet sich mit den besten Wünschen Ute Wegmann.
    Thees Uhlmann: Sophia, der Tod und ich
    Kiepenheuer & Witsch 2015, 320 Seiten, 18,99 Euro