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Themenreihe Mittelpunkt Mensch
Anstifter für gute Taten

Gutes zu tun, muss nicht anstrengend sein. Es kann auch Spaß machen. Für diese Botschaft steht Sozialhelden e.V. Der Verein entwickelt Projekte, die es einfach machen sollen, sozial zu handeln. Zum Beispiel eine Spendenbox für Pfandbons in Supermärkten. Diese Ideen in die Welt zu tragen, ist eine der Hauptaufgaben von Geschäftsführer Jonas Deister.

Von Andreas Beckmann | 24.02.2017
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    Jonas Deister, 35 Jahre alt, ist Geschäftsführer von Sozialhelden e.V. Ihn macht es glücklich, dass er das, was er gelernt hat, mit etwas Gutem verbinden kann. (Melanie Wehnert, Sozialhelden e.V.)
    Jonas Deister ging noch zur Grundschule, als sein Vater starb. Und trotzdem ist er bis heute geprägt von diesem ebenso freiheitsliebenden wie eigensinnigen Mann.
    "Ich bin Sohn eines DDR-Künstlers. Mein Vater war Vollblut-Maler und –Grafiker und -Bildhauer, der eben nicht angepasst war an den sozialistischen Realismus, der Repression erleiden musste."
    Künstler ist Jonas Deister nicht geworden. Er hat ganz bodenständig eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Und sieht sich trotzdem in den Fußstapfen seines Vaters:
    "Von ihm habe ich bestimmte Moralvorstellungen und die Überzeugungskraft, dass das, was man tut, eine Bedeutung hat. Und das finde ich auch bei den Sozialhelden wieder, wenn ich über meine Arbeit reflektiere."
    Gemeinnützige Arbeit auf ganz unkonventionelle Art
    Aus dem Manifest der Sozialhelden:
    Sozialhelden zeigen, dass soziales Handeln Spaß macht und allen etwas bringt.
    Jonas Deister ist Geschäftsführer der Sozialhelden, die in Berlin gemeinnützige Arbeit auf ganz unkonventionelle Art betreiben.
    Aus dem Manifest der Sozialhelden:
    Die Sozialhelden helfen beim Helfen.
    "Unser erstes erfolgreiches Projekt war: Pfandtastisch helfen! Also Pfand vom Flaschenpfand. Da ging es um die Idee, wie wäre es denn, wenn wir das Flaschenpfand, das wir zurückbringen, spenden könnten? Daraus ist dann hervorgegangen eine Pfandbox, die dann im Supermarkt hängt neben dem Flaschenpfandautomaten, und ein jeder Kunde, der sich den Pfandbon zieht, den in diese Box werfen kann. "
    Jährlich 500.000 Euro für soziale Zwecke durch Pfandboxen
    Der Betrag kommt dann einer sozialen Organisation zugute. Welche das ist, erfährt der Kunde auf einer kleinen Tafel, die neben der Box hängt. Diese ganz beiläufige Art zu helfen gefällt offenbar sowohl den Kunden als auch den Betreibern von Supermärkten.
    "Da haben wir etwa 500 Boxen im Bundesgebiet und jedes Jahr im Schnitt kommen 1.000 Euro pro Box zusammen. Das heißt: Es sind 500.000 Euro, die jedes Jahr gespendet werden über den Pfandbon an gemeinnützige Organisationen. "
    Aus dem Manifest der Sozialhelden:
    Jeder kann Sozialheld sein.
    "Unser wohl bekanntestes Projekt ist Wheelmap.org. Das ist eine Online-Karte für rollstuhlgerechte Orte. Auf dieser Karte kann jeder einen Ort bewerten, ob man da mit dem Rollstuhl reinkommt oder nicht. ... Und auf diese Art und Weise von Bürgerbeteiligung und Freiwilligen, die da mitmachen, sind jetzt in sechs Jahren 700.000 Orte weltweit bewertet worden."
    Stetige Suche nach Kooperationspartnern
    Immer wieder ist Jonas Deister unterwegs zu Menschen, von denen er hofft, dass sie Kooperationspartner werden könnten. Mit seiner Kollegin Silke Georgi besucht er den Deutschen Städte- und Gemeindebund.
    "Kommen Sie rein, kommen Sie rein! Hallo, Hallo. Kommen Sie rein, nehmen Sie Platz!"
    Mit Franz Reinhard Habbel, dem Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, diskutieren sie die Idee für ein Projekt, das die Integration von Flüchtlingen in ihre jeweilige Nachbarschaft erleichtern soll.
    Jonas Deister: "Was uns erstmal wichtig ist, ist, was gibt es vor Ort für funktionierende Maßnahmen, beispielsweise wenn zu einer Nachbarschaft auch eine Schule gehört: Was kann ich als Betreiber einer Notunterkunft für Maßnahmen ergreifen, um dort Begegnungen zu schaffen? Möglicherweise wird das dann online abgebildet. Das Online-Angebot löst nicht das Problem, aber es hilft uns, die Lösungen oder Maßnahmen weiterzukommunizieren."
    "Da wollen wir bundesweit einen Leitfaden, ein Handbuch erstellen und dann in einem halben Jahr anfangen, in verschiedenen Gemeinden, Städten ganz gezielt vor Ort mit Workshops und Seminare mit Akteuren dort anzubieten", sagt Silke Georgi.
    "Ich glaube, Kooperation Zusammenarbeit ist das Stichwort und deswegen könnte ich mir vorstellen, Sie zu unterstützen", sagt Franz Reinhard Habbel.
    Konzepte zum Nachmachen entwickeln
    Aus dem Manifest der Sozialhelden:
    Die Erfahrung zeigt: Für ein erfolgreiches Projekt muss das Rad nicht immer neu erfunden werden.
    Zeigen, wie es geht, und dann andere animieren, es nachzumachen – das ist für Jonas Deister die wichtigste Aufgabe der Sozialhelden.

    "Irgendwann haben wir gesagt: Hey wir zeigen, wie es gehen kann mit Wheelmap, wie man Orte bewertet und diese Informationen darstellt, aber im Grunde ist unsere Mission eine höhere und zwar wollen wir, dass die großen, bekannten Kartenanbieter diese Informationen auf ihren Produkten anbieten. Und Ende 2016 hat Google bekannt gegeben, dass Sie auch bei Google-Maps jetzt angeben können, ob ein Ort stufenlos zugänglich ist."
    Gemeinnütziges Start-up auf dem Weg zum Global Player
    Die Sozialhelden sind ein gemeinnütziges Start-up, das sich langsam zu einem Global Player mausert.
    "Im Dezember 2016 durfte ich in Moskau sein. Da hat die Stadt Moskau angefragt wegen des Themas Inklusion von Menschen mit Behinderungen und wollte einfach mal was über die Sozialhelden-Arbeit erfahren. Im Grunde war das ein Vortrag vor 120 Angestellten der Verwaltung in Moskau und das war eine interessante Erfahrung, was man da auch weitergeben konnte.
    Ideen für gute Taten in die Welt zu tragen, das ist Jonas Deisters Mission.
    "Letztlich geht es ja darum, dass wir die Zeit, die wir arbeiten im Leben, was ja nicht wenig ist, auch Spaß dran haben und wenn ich das, was ich gelernt habe, mit etwas Gutem verbinden kann, umso besser. Das macht mich schon glücklich."