Krimibestenliste

    Die zehn besten Krimis im April

    Ein Mann hinter einer nicht ganz transparenten Scheibe - die Hände am Glas
    Die Jury aus 20 Krimi-ExpertInnen präsentiert wieder zehn besonders lesenswerte Bücher. © imago/Gerhard Leber
    31.03.2018
    Der Krimi "64" hat "Leiser Tod" von Platz 1 der Liste verdrängt. Höchster Neueinsteiger im April ist "ACAB. All Cops are Bastards" von Carlo Bonini - ein dokumentarischer Roman, der von irrsinnigen Straßenschlachten zwischen Polizei und Hooligans in Rom erzählt.

    1 (2) Hideo Yokoyama: 64
    Aus dem Englischen von Sabine Roth und Nikolaus Stingl
    Atrium, Zürich 2018,
    768 Seiten, 28,00 Euro

    Cover von "64" vor einer befahrenen Einkaufsstraße in Tokio.
    Cover von "64" vor einer befahrenen Einkaufsstraße in Tokio. © Atrium Verlag/dpa/Matthias Tödt
    "Präfektur D", 1989, 2002. Vor dreizehn Jahren wurde die siebenjährige Shoko ermordet. Kurz vor der Verjährung soll der Fall noch aufgeklärt werden. Polizeipressechef Mikami kämpft eingeklemmt zwischen Mordermittlern und Bürokraten um Wahrheit und Mitleid. Große Klasse. Nobelpreis für Kriminalliteratur!

    2 (1) Garry Disher: Leiser Tod
    Aus dem Englischen von Peter Torberg
    Unionsverlag, Zürich 2018
    348 Seiten, 22,00 Euro

    Buchcover Garry Disher: "Leiser Tod"
    Buchcover Garry Disher: "Leiser Tod"© Unionsverlag / dpa / Dave Hunt
    "Waterloo", Mornington Peninsula. Ein Bankräuber, ein Serienvergewaltiger in Polizeiuniform, zu wenig Leute, keine Mittel: Inspector Challis und Crew im Stress. Polizeiermittlungen plus Story um die famose Einbrecherin Grace verbinden sich zu einem australischen Gesellschaftspanorama vom Feinsten.

    3 (5) Wallace Stroby: Fast ein guter Plan
    Aus dem Englischen von Alf Mayer
    Pendragon, 2018
    316 Seiten, 17,00 Euro

    In "Fast ein guter Plan" von Wallace Stroby geht einiges schief.
    In "Fast ein guter Plan" von Wallace Stroby geht einiges schief.© Buchcover: Pendragon, Hintergrund: Unsplash
    Detroit, Florida. Drogendealer um eine halbe Million erleichtern - eigentlich easy für Crissa Stone. Als der Coup - wie meist - am Ehrgeiz der Jugend scheitert, beginnt eine Hetzjagd um die Beute. Mörderischer Cop gegen ehrbare Räuberin. Cops Fehler: Er hat die Frau nicht zuerst erschossen.

    4 (10) Tom Hillenbrand: Hologrammatica
    Kiepenheuer & Witsch, 2018
    560 Seiten, 12,00 Euro

    Vordergrund Cover von "Hologrammatica", Hintergrund: eine Art Spinnennetz
    Tom Hillenbrand bietet in "Hologrammatica" Philosophie light.© Buchcover: Kiepenheuer & Witsch, Hintergrund: Unsplash
    2088. Horror für Identitätsfetischisten. Die überhitzte Erde ist holographisch geschönt, man uploadet sein Hirn in Klonkörper. Verschwunden: Spitzenprogrammiererin Juliette samt Knowhow. Quästor Singh hinterher. Prima ausgedacht, schlüssig designt, Zukunft durch Detektivbrille, Philosophie light.

    5 (-) Carlo Bonini: ACAB. All Cops Are Bastards
    Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl.
    Folio, 192 Seiten, 18,00 Euro

    Cover von Carlo Boninis Buch "ACAB. All Cops Are Bastards", im Hintergrund sind Polizisten zu sehen.
    Cover von Carlo Boninis Buch "ACAB. All Cops Are Bastards".© Folio Verlag / Unsplash Spenser H
    Rom, Genua, Neapel. Dokumentarischer Roman. Vom Bedürfnis nach Hass, kurz befriedigt in den Ritualen der Polizei, in den Ritualen der Hooligans. Massaker: Genua 2001, Rom 2007. Anlässe: G8-Gipfel, Fußball, Müllboykotts. Verschwimmende Feindbilder: Die andern sind Bastarde. Realität blinder Gewalt.

    6 (-) Katja Bohnet: Kerkerkind
    Knaur, 2018
    336 Seiten, 14,99 Euro

    Das Cover von "Kerkerkind" von Katja Bohnet, im Hintergrund: Die Skyline von Berlin mit Oberbaumbrücke und Fernsehturm
    Das Cover von "Kerkerkind" von Katja Bohnet, im Hintergrund: Die Skyline von Berlin mit Oberbaumbrücke und Fernsehturm© Droemer Knaur / picture alliance / dpa / Paul Zinken
    Berlin, Dänemark. Der Höllentrip beginnt im Grunewald: Türkin samt Fötus erstochen, verbrannt. Seitenwege: Verfassungsschutz, rechte Socken, Frau Doktors kopfabhackende Schwester. Im Keller Caliban. Die Ermittler: Saizew nach Hirntumor-OP, Lopez im neunten Monat. Krimi kann alles. Kurz Durchatmen.

    7 (-) Roland Spranger: Tiefenscharf
    Polar, 2018
    286 Seiten, 18,00 Euro

    Cover des Krimis "Tiefenscharf" von Roland Spranger
    Ebenfalls auf unserer Krimibestenliste: "Tiefenscharf" von Roland Spranger© Kerstin Petermann / polar / dpa / Jens Wolf
    Fränkisch-tschechisches Grenzgebiet. Familienvater Sascha ist ein Einmann-TV-Team in Nöten. Als investigativer Ermittler kommt er nicht weit. Aber er hat sich auch mit einer Crystal dealenden Neonazi-Bohème angelegt, die grenzüberschreitend operiert. Ernüchterungsmittel für Politikoptimisten.

    8 (-) Declan Burke: Eight Ball Boogie
    Aus dem Englischen von Robert Brack.
    Edition Nautilus, 2018
    272 Seiten, 18,00 Euro

    Das Cover von "Eight Ball Boogie" von Declan Burke
    Das Cover von "Eight Ball Boogie" von Declan Burke© Nautilus / dpa / Karl-Josef Hildenbrand
    Nordwestirland. Hartgekocht mit Überdruck: Burke toppt Raymond Chandler, Elmore Leonard und tutti quanti. Nichts ist real, und alles ist möglich im Hexenkessel Detektivliteratur. Darin planscht Privatermittler und Revolverjournalist Harry rasend schnell, höllisch spannend und völlig unverwüstlich.

    9 (-) Sarah Schmidt: Seht, was ich getan habe
    Aus dem Englischen von Pociao
    Pendo, 2018
    384 Seiten, 20,00 Euro

    Cover: "Seht, was ich getan habe" von Sarah Schmidt
    Cover: "Seht, was ich getan habe" von Sarah Schmidt© Pendo Verlag / picture alliance / Arno Burgi
    River Falls, Massachusetts, 1892. Vier Ich-Stimmen umkreisen erneut den Kriminalmythos der Lizzie Borden. 32 wirre Gedanken im Kopf: Kann sie Vater und Stiefmutter mit der Axt erschlagen haben? Schmidt lässt die Mordwut aus üblen Miasmen erwachsen. Zivilisation? Tünche, kalte Repression.

    10 (-) William Boyle: Gravesend
    Aus dem Englischen von Andrea Stumpf
    Polar, 294 Seiten, 18,00 Euro

    Cover William Boyle: "Gravesend"
    Cover William Boyle: "Gravesend"© Polar Verlag / dpa / Combo: Deutschlandradio
    Brooklyn. 16 Jahre hat Ray Boy für ein Hate Crime gesessen. Reuig ist er zurück in Gravesend, konfrontiert mit Losern und Träumern. Conway will den Tod seines schwulen Bruders rächen, Alessandra sucht Liebe, Krüppel Eugene will Gangster werden. Eine Generation ohne Glück, voll Schuld und Rache. Eindringlich.

    Wie funktioniert die Abstimmung?

    Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und dem Deutschlandfunk Kultur von einer Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
    Es sind 20 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
    Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
    Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.

    Das ist die Jury der Krimibestenliste:
    Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
    Volker Albers, Hamburger Abendblatt
    Andreas Ammer, Druckfrisch, BR
    Gunter Blank, Rolling Stone
    Thekla Dannenberg, Perlentaucher
    Hanspeter Eggenberger, Tages-Anzeiger
    Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung
    Jutta Günther, Radio Bremen Zwei
    Sonja Hartl, Zeilenkino
    Hannes Hintermeier, Frankfurter Allgemeine Zeitung
    Peter Körte, Frankfurter Allgemeine Zeitung
    Elmar Krekeler, Die Welt
    Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur
    Marcus Müntefering, Spiegel Online
    Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR
    Frank Rumpel, SWR
    Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
    Ingeborg Sperl, Der Standard
    Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau
    Jochen Vogt, NRZ, WAZ

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