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ThyssenKrupp
Trotz Gewinnen drohen Konflikte

Es hat vermutlich schon schlimmere Hauptversammlungen für Heinrich Hiesinger gegeben, den Chef von ThyssenKrupp. Inzwischen macht der Stahlkonzern wieder Gewinn. Aber auch am Freitag war für Hiesinger zumindest ein unerfreulicher Punkt auf der Agenda: Der Großinvestor Cevian will mehr Einfluss und deshalb einen Vertreter in den Aufsichtsrat schicken.

Von Andreas Kolbe | 30.01.2015
    Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp, steht am 20.11.2014 vor der Bilanzpressekonferenz vor der Konzernzentrale in Essen (Nordrhein-Westfalen).
    Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender von ThyssenKrupp, konnte positive Nachrichten verkünden. (picture alliance / dpa - Rolf Vennenbernd)
    Korruption, Missmanagement, Milliardenverluste - Aktionäre von ThyssenKrupp haben in den vergangenen Jahren Vieles durchmachen müssen. Dass der Konzern nun endlich wieder schwarze Zahlen schreibt und den Anteilseignern sogar eine kleine Dividende zahlen will, ist für viele Besucher der Hauptversammlung ein Lichtblick:
    "Ich denke mal, die sind auf einem guten Weg. Das frühere Missmanagement hat man ja soweit ausgemerzt."
    "Es geht aufwärts. Wir machen wieder Gewinne bei ThyssenKrupp. Die einzelnen Sektionen laufen gut. Also man kann nicht klagen."
    Rückkehr zur Normalität? Soweit will der Vorstandchef Heinrich Hiesinger nicht gehen. Man sei auf dem richtigen Weg, sagte er, ThyssenKrupp zu einem breit aufgestellten Industriekonzern umzubauen. Doch die Wende sei noch nicht geschafft.
    "Dazu müssen wir nämlich neben einem noch höheren Jahresüberschuss auch wieder auch wieder einen positiven Cashflow erreichen. Also ganz einfach gesprochen: Mehr Geld einnehmen, als wir ausgeben. Wir sind also noch nicht über den Berg. Und deshalb werden wir in unseren Programmen und Anstrengungen auch nicht nachlassen."
    Aufzüge und Autoteile, Industrieanlagen und U-Boote - alle Sparten des Konzerns sollen weiter zulegen, die Abhängigkeit von der konjunkturanfälligen Stahlbranche weiter sinken. Als Gewinn vor Zinsen und Steuern peilt ThyssenKrupp in diesem Jahr 1,5 Milliarden Euro an, nach 1,3 Milliarden im vergangenen Jahr. Später soll dieser Wert auf mindestens zwei Milliarden Euro steigen.
    Mehrmals betont Vorstandschef Hiesinger, dass gerade der Verbund der einzelnen Sparten eine große Stärke von ThyssenKrupp sei, dass der Konzern durch die Zusammenarbeit seiner Einzelteile mehr für seine Kunden und seine Aktionäre rausholen kann. Eine Aussage, die sich vor allem an den neuen Großaktionär Cevian richten dürfte, einen schwedischen Finanzinvestor, der inzwischen 15 Prozent an ThyssenKrupp hält.
    "Ich glaube, das ist eine Gefahr für ThyssenKrupp, weil es besteht wahrscheinlich die Gefahr, dass der versuchen wird, Thyssen in Teilen zu filetieren", sagt Ulli Hasert, Betriebsratsvorsitzender von ThyssenKrupp in Esslingen, einem Standort, der ganz aktuell von Schließung bedroht ist. Sorgen vor dem Finanzinvestor äußern aber auch Kleinaktionäre:
    "Diese Finanzinvestoren - da geht es den meisten ja nur darum, das meiste rauszuholen, Kapital rauszuholen. Arbeitsplätze interessiert da so gut wie gar nicht."
    "Ich würde auch insgesamt mich eher zu einer sozialen Unternehmensführung aussprechen, so wie das hier immer gelaufen ist unter Bertold Beitz."
    Der Einfluss des Finanzinvestors Cevian dürfte nach der Hauptversammlung eher noch größer werden: Als zweitgrößter Aktionär nach der Krupp-Stiftung will sich Cevian einen eigenen Platz im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp sichern.