Freitag, 29. März 2024

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Tiere und Winterwetter
Wie kommen Haus- und Wildtiere mit der Kälte zurecht?

Wildtiere sind in der Regel gut gewappnet gegen die Kälte, doch wie ist es mit Vögeln und unseren Haustieren? Tieren, die auch draußen gehalten werden, sollte die Möglichkeit gegeben werden, sich langsam an die Außentemperaturen zu gewöhnen, sagte Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund im Dlf.

Lea Schmitz im Gespräch mit Susanne Kuhlmann | 28.02.2018
    Ein Hund (Australian Shepherd) steht in einer winterlichen Landschaft.
    Im Winter: mit Hunden lieber kürzer und dafür öfter rausgehen (imago stock&people)
    Susanne Kuhlmann: Für die Meteorologen beginnt morgen der Frühling. Aber seit Tagen hat der Winter Deutschland fest im Griff. An vielen Orten war es seit Jahren nicht mehr so kalt wie jetzt und viele Tierfreunde zum Beispiel fragen sich nun, wie Hund und Katze mit dem Winterwetter klarkommen. Am Telefon in Bonn ist Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Hallo, Frau Schmitz.
    Lea Schmitz: Hallo! – Guten Tag.
    Kuhlmann: Ist es ein Problem, mit dem Hund bei Eiseskälte spazieren zu gehen, oder die Katze wie gewohnt in den Garten zu lassen?
    Schmitz: Nein, ein Problem ist es nicht. Die Tiere wollen natürlich nach wie vor raus. Mit dem Hund sollte man dann vielleicht lieber öfter gehen und dafür kürzer, und bei Katzen sollte man darauf achten, dass sie möglichst selbst entscheiden können, wie lange sie draußen bleiben möchten. Im Idealfall hat man eine Katzenklappe oder achtet verstärkt darauf, wann das Tier wieder vor der Tür sitzt und wieder ins Warme möchte.
    Nicht erst im Winter aussetzen
    Kuhlmann: Was ist denn mit anderen Tieren, die draußen gehalten werden, Kaninchen zum Beispiel, Meerschweinchen oder Goldfische auch etwa im Gartenteich?
    Schmitz: Wer seine Kaninchen oder Meerschweinchen draußen hält, hat ja normalerweise schon Tiere, die auch die Kälte gewöhnt sind. Man sollte damit idealerweise immer im Frühjahr starten, die Tiere draußen zu halten, damit die sich langsam auch an die Außentemperaturen gewöhnen, und natürlich nicht erst im Winter raussetzen. Dann müssen sie natürlich jetzt bei diesen Temperaturen einen frostfreien Unterschlupf haben, beispielsweise solche kleinen Schutzhütten, die dann auch ausgepolstert sind mit Stroh und Heu, die dann auch wirklich wärmeisoliert sind und wo die Tiere sich zurückziehen können.
    Kuhlmann: Wer auf dem Balkon oder im Garten Vögel füttert, der macht das ja sicher auch jetzt weiter. Ist das auch wirklich richtig?
    Schmitz: Das ist richtig und wichtig, genau. Vögel füttern macht sowieso Sinn über den Winter, weil die Tiere einfach weniger Nahrung finden. Gerade jetzt, wenn die Temperaturen so eisig sind, die Böden gefroren sind, dann macht es besonders Sinn, weil die Tiere weniger finden und weil sie einfach auch mehr Energie brauchen, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten.
    Beeren und Kerne draußen anbieten
    Kuhlmann: Sollten Menschen, die das bisher noch nicht tun, vielleicht jetzt auch noch damit anfangen?
    Schmitz: Ja, auf jeden Fall! Da spricht nichts dagegen. Ich glaube, die Vögel werden es alle dankbar annehmen. Auch gerne jetzt noch starten damit.
    Kuhlmann: Was muss man beachten hinsichtlich des Futters für die Vögel?
    Schmitz: Es gibt verschiedene Futterfresser, sage ich mal, bei den Vögeln. Es gibt Weichfutter-Fresser, dazu zählen zum Beispiel Amseln oder Rotkehlchen. Die fressen bevorzugt gerne Beeren oder auch Obst, das man am besten im ganzen Stück rauslegt, einen ganzen Apfel, damit es nicht so schnell gefriert, auch getrocknete Insektenlarven. Und es gibt die Körnerfresser, dazu zählen beispielsweise Finken, Spatzen oder auch der Gimpel. Die freuen sich über Sonnenblumenkerne, Getreidekörner oder auch unbehandelte Erdnüsse. Das kann man alles draußen anbieten.
    Kuhlmann: Wie ist die Situation für die Wildtiere, die man im Garten sieht? Eichhörnchen zum Beispiel? Igel kommen ja auch im Garten vor, aber die sollten jetzt eigentlich verschwunden und im Winterschlaf sein.
    Schmitz: Genau. Der Igel ist eigentlich im Winterschlaf. Wenn man trotzdem einen jetzt draußen findet, dann sollte man wachsam sein. Wenn die auch noch weniger wiegen als 500 Gramm, dann sollte man auf jeden Fall zufüttern, denn dann ist was nicht in Ordnung. Ansonsten trifft man die aber eigentlich in der Regel aktuell gerade nicht. Eichhörnchen natürlich schon. Die halten nur Winterruhe und suchen ab und zu nach ihren vergrabenen Vorräten. Wenn der Boden gefriert, kann das natürlich schwieriger sein. Deshalb kann man auch hier zufüttern, beispielsweise mit Sonnenblumenkernen, mit Bucheckern, mit Wal- oder Haselnüssen, oder auch Äpfel oder Birnen nehmen sie gerne.
    Für Wild kein Problem
    Kuhlmann: Auch wenn wir seit Jahren keinen strengen Winter mehr erlebt haben und die momentane Situation eher etwas ungewohnt empfinden, für Waldtiere wie Rehe, Hirsche und auch Wildschweine ist die Kälte, denke ich mal, überhaupt kein Problem, oder?
    Schmitz: Genau. Wildtiere sind in der Regel ganz gut gewappnet gegen die Kälte. Da ist die Sorge wirklich unbegründet. Rehe beispielsweise haben sogar spezielle Anpassungsmechanismen. Sie fahren ihren Stoffwechsel runter, senken die Körpertemperatur und auch das Pansenvolumen verringert sich um ein Drittel. Es ist ganz normal, dass die über den Winter auch etwa ein Viertel ihrer Körpersubstanz einbüßen. Das ist kein Grund zur Sorge. Wichtig ist einfach, dass die Tiere nicht gestört werden, weil das auch noch mal die Energiereserven auf Dauer sehr beanspruchen würde. Bei Wildschweinen ist es genauso. Auch die finden eigentlich genug Futter, jetzt um die Zeit auch. Und man muss auch bedenken: Je mehr man die Tiere füttert, wenn man dazufüttern würde, desto mehr Nachwuchs bekommen die dann, und bei Wildschweinen haben wir ja eh das Problem der Überpopulation. Von daher wäre das dann eher kontraproduktiv.
    Kuhlmann: Eiseskälte in Deutschland – wie Haus- und Wildtiere damit zurechtkommen, das schilderte Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Danke!
    Schmitz: Danke auch.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.