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Todesfahrt von Heidelberg
Polizei prüft beleidigende Tweets

Beschimpfungen, Beleidigungen, Spekulationen - nach der tödlichen Autofahrt von Heidelberg häuften sich im Netz Gerüchte über einen Täter mit Migrationshintergrund. Die Polizei dementierte - geduldig und deutlich. Mittlerweile ist Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Fahrer erlassen worden.

26.02.2017
    Tweets der Polizei Mannheim zur tödlichen Autofahrt in Heidelberg
    Tweets der Polizei Mannheim (Twitter / DRadio Wissen)
    Bereits kurz nach der tödlichen Autofahrt von Heidelberg, bei der gestern ein Mann ums Leben gekommen war, teilte die zuständieg Polizei in Mannheim mit, es handele sich bei dem Tatverdächtigen um einen Deutschen. Trotzdem überschlugen sich in den Sozialen Medien die Spekulationen.
    Von einigen Nutzern wurden die Beamten beleidigt, andere machten Muslime für die Todesfahrt verantwortlich - das ging so weit, dass die Polizei in Mannheim jetzt prüft, ob sie gegen beleidigende und anstößige Beiträge auf Twitter vorgehen kann. "Wir werden uns einzelne Meldungen anschauen und nach ihrem strafbaren Inhalt bewerten", sagte Polizeisprecher Norbert Schätzle.
    Die Pressestelle der Polizei hatte nach dem Vorfall stundenlang mit Anfragen und zum Teil sehr ausfallenden Tweets aus dem In- und Ausland zu tun. Einige davon hat sie recht harsch von ihrem offiziellen Account aus beantwortet und so manchen Twitternutzer zurechtgewiesen. Auch stellten die Ermittler klar:
    Bereits zuvor war die Mannheimer Polizei auf zahlreiche Twitter-Nutzer eingegangen, um Falschinformationen einzudämmen und Spekulationen entgegenzutreten.
    Tweets wie diese finden sich zuhauf im Netz, ähnlich rau ist der Ton bei Facebook. Doch es gibt auch Nutzer, der den Beamten für ihre Arbeit vor Ort Lob und Dank aussprechen und sich gegen Hass und Hetze in den Sozialen Medien stellen:
    Mittlerweile wurde Haftbefehl gegen den mutmaßlichen Fahrer erlassen. Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft werden dem 35-Jährigen unter anderem Mord, versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung und versuchter Totschlag vorgeworfen. Er war nach seiner Fahrt in die Menschenmenge mit einem Messer bewaffnet geflohen und wurde von Polizisten durch Schüsse verletzt.
    In einer ersten Vernehmung im Krankenhaus habe er sich nicht zu den Vorwürfen geäußert. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen Studenten, der in Heidelberg wohnt. Sein Tatmotiv ist noch unbekannt, polizeilich trat er den Angaben zufolge bislang nicht in Erscheinung.
    (gwi/jcs)