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Tom Waits wird 70
Ein verdammt schräger Vogel

Tom Waits hat das Image des trinkenden Poeten und Pianospielers lange Zeit kultiviert. Inzwischen hat er dem Rauchen und Trinken abgeschworen. Der Sänger, Pianist, Komponist und Schauspieler in Filmen von Jim Jarmusch oder Robert Altman ist eines der großen Multitalente der Popgeschichte.

Von Marcus Schuler | 07.12.2019
Schauspieler und Musiker Tom Waits sitzt mit Hut bekleidet an einem Klavier in dem Film "Der Tiger und der Schnee" aus dem Jahr 2005.
Tom Waits kann singen und spielen. Das beweist er in dem Film "Der Tiger und der Schnee" aus dem Jahr 2005. (imago images / Mary Evans)
US-Regisseur Robert Altman bringt es vielleicht am besten auf den Punkt, in dessen Film "Short Cuts" Tom Waits 1993 einen Säufer spielte. Altman meinte: "Tom ist ein schräger Vogel, aber auf eine gute Art."
Seine versoffene Stimme, die zersausten Haare, der verknitterte Anzug - seine Auftritte in der Öffentlichkeit sind Teil seiner Inszenierung. Das wirklich wichtige an Waits sind aber seine magischen Hymnen, seine wunderbaren Texte über Säufer, Huren und Lumpensammler.
Der Start ins Leben war für Waits 1949 aber in der Tat schwierig. Der trinkende Vater verlässt die Familie, der junge Tom Waits arbeitet in Los Angeles als Geschirrspüler und Pizzabäcker. Ideale Vorlage also für Songs wie zum Beispiel "The Ghost of Saturday Night".
Musikproduzent David Geffen förderte Waits
Waits holt sich Inspiration in billigen Diners mit schlechtem Essen und in abgefuckten, verrauchten Bars. In den 70er-Jahren war das. Im März 1973 kommt sein erstes Album raus, das aber kaum Beachtung findet und sich schlecht verkauft. Titel: Closing Times.
Der damalige Chef von Asylum Records David Geffen hat einen Narren an Waits gefressen und fördert ihn. Trotz versoffener Stimme und kauziger Bühnenperformance schafft er es in den 80er-Jahren in den Rock-Olymp. Band wie The Eagles covern und verfeinern seine Songs. Zum Beispiel "Ol 55".
Filmmusiker und Schauspieler
Waits wird zum Songschreiber für andere, für Rod Stewart oder Bruce Spingsteen. Er komponiert Musik für Filme von Francis Ford Coppola oder Jim Jarmusch. 1983 wird seine Filmmusik sogar für einen Oscar nominiert. Und er spielt selbst in größeren oder kleineren Rollen mit; wie in "Down By Law", "König der Fischer" oder "Bram Stoker's Dracula".
Seine eigenwillige Bühnenperformance verteidigt Waits in einem TV Interview in den 90er-Jahren so:
"Manchmal braucht man einfach Körpersprache, weil die Musik und die Noten begrenzt sind. Es gibt kein Symbol für jeden Gefühlsausdruck. Deshalb muss es manchmal aussprechen."
Abgeschirmtes Privatleben
Interviews mit Tom Waits sind schwierig und in der Regel nur wenig ergiebig. Er sei in einem weiß-roten Taxi in Los Angeles geboren, hat er einmal in den 80er-Jahren dem US-Talkshowhost David Letterman erzählt.
Bei Tom Waits sind Tatsachen und Fiktion nur schwer auseinanderzuhalten. Er hat aus sich eine Kunstfigur gemacht. Dass wir nur wenig über sein Privatleben wissen, ist auch nicht weiter schlimm. Nur so viel: Er lebt nördlich von San Francisco im Sonoma County, ist seit 1980 verheiratet und hat drei Kinder.