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Trainerausbildung
Mehr Wertschätzung, bessere Perspektiven

Ohne Trainer keine Medaillen. Seit vierzig Jahren bildet die Trainerakademie in Köln die Menschen aus, die die deutschen Athleten international konkurrenzfähig machen sollen. 1200 überwiegend männliche Studierende sind in diesen 40 Jahren Diplom-Trainer geworden. Die höchste Trainer-Ausbildung in Deutschland – sehr praxisorientiert, aber ohne akademischen Titel. Das soll sich ändern. Ein Bachelor-Abschluss soll her. Darüber sind sich alle Beteiligten einig. Nur der Weg dahin ist noch unklar.

Von Andrea Schültke | 21.04.2014
    Köln Müngersdorf. Gegenüber von FC-Stadion und Sporthochschule befindet sich die Trainerakademie des Deutschen Olympischen Sportbundes. Zum aktuellen Studienjahrgang gehören unter anderem: Skisprung-Olympiasieger Martin Schmitt, Ex-Dreisprung-Weltmeister Charles Friedek, und Kanu-Olympiasiegerin Katrin Wagner-Augustin. Nach drei Jahren berufsbegleitendem Studium werden Sie Diplom-Trainer sein. Hört sich gut an, doch der Abschluss birgt auch Probleme: Denn akademisch anerkannt ist er nicht. Für Bernhard Schwank, Direktor Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes, ist der Abschluss deswegen am Markt nicht konkurrenzfähig gegenüber Hochschulabsolventen mit einem Bachelor oder Master:
    "Und den Nachteil wollen wir einfach unseren Studierenden hier nehmen indem wir ihnen dafür sorgen, dass mit Abschluss dieser Akademie hier auch der Bachelor anerkannt wird."
    Dafni Bouzikou ist Präsidentin des Berufsverbandes der Trainerinnen und Trainer im deutschen Sport. Sie sieht in einem akademischen Abschluss eine Aufwertung des gesamten Berufsbildes
    "Es gehört schon dazu wenn man über ein Berufsbild sprechen möchte dass die Trainer einen akademischen Abschluss haben und mit diesem Abschluss sich auch irgendwann entscheiden können: Wenn es mit dem Trainerberuf nicht klappt, dann haben sie ne gute Alternative was Anderes zu machen, wie z.B. in den Lehrerberuf zu gehen."
    In diesem Ziel sind sich alle Mitglieder der Trainerakademie einig: Der DOSB, die Sportverbände, die Landessportbünde und die Akademie-Leitung. Seit Jahren suchen sie nach Lösungen. Bei dieser Suche geht der Blick zwangsläufig auf die andere Seite der Straße: zur deutschen Sporthochschule Köln, der akademischen Top-Adresse in der Sportausbildung in Deutschland. Vor zwei Jahren haben SpoHo und Trainer-Akademie Gespräche aufgenommen – aber die stocken. Mittlerweile gibt es unterschwellige Schuldzuweisungen. Etwa vom Leiter der Trainer-Akademie, Lutz Nordmann. Seiner eigenen Darstellung nach schwebt ihm vor, dass der Akademie-Abschluss von der Sporthochschule in weiten Teilen anerkannt wird und dass die Akademie-Absolventen an der SpoHo nur noch ein Reststudium machen und ihre Abschlussarbeit schreiben.
    "Dieses Modell ist von uns immer wieder in die Diskussion gebracht worden. Zuletzt nach der Mitgliederversammlung der Trainerakademie Ende November auch nochmal ganz massiv, wo dann gesagt wurde ok, wenn es bestimmte Varianten nicht geben kann, dann muss man nach Partnern suchen und deshalb sind auch Partner auf uns und die Verbände zugegangen und ein solches Modell wäre natürlich töricht, wenn man das nicht mit der Hochschule umsetzen könnte, ganz klar."
    "Aber?"
    "Liegt nicht an uns."
    Klingt nach eisiger Atmosphäre. Eine andere Variante gibt es auf Nachfrage bei der Sporthochschule:
    "Im Einvernehmen mit dem DOSB haben wir seit 2012 einen gemeinsamen Bachelor-Studiengang ins Auge gefasst. Die Realisierbarkeit liegt allerdings noch in der Zukunft. Grund dafür ist, dass die Trainerakademie keine Hochschule ist und daher keinen Bachelor-Abschluss anbieten kann. Wir können das und wollen das auch, müssen allerdings alle "Regeln", die für eine Hochschule gelten, einhalten. Die Trainerakademie hat Sorge, dass die Ausbildung zu akademisch wird und der Praxisbezug zu kurz kommt. Diese Probleme müssen noch gelöst werden."
    In der Tat betonen die Mitglieder der Trainerakademie immer wieder die starke Praxisorientierung des Diplom-Trainer-Studiengangs. Das sei ein Alleinstellungs-Merkmal und für die künftigen Trainer im Leistungssport immens wichtig. Daraus lässt sich die Befürchtung heraushören, die Sporthochschule könnte bei einem gemeinsamen Bachelor-Studiengang die Trainerakademie vereinnahmen und damit letztendlich überflüssig machen. Diese Sorge teilt auch Thomas Kurschilgen vom Deutschen Leichtathletik-Verband:
    "Das ist die Grundprämisse, die mit einem Bachelor-Abschluss verbunden sein muss: Eigenständigkeit der Trainerakademie unter dem Dach des deutschen Olympischen Sportbundes."
    Sowohl die Trainerakademie als auch die Sporthochschule werden anteilig vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Für die Landesregierung führt daher kein Weg vorbei an der Kooperation der beiden Einrichtungen, wenn es um einen akademischen Titel für die Diplom-Trainer geht. Die Verhandlungen der beiden Kölner Nachbarn dauern Werner Stürmann allerdings zu lang. Der Abteilungsleiter im NRW-Sportministerium möchte niemandem daran die Schuld geben. Eigentlich. Sagt dann aber:
    "Es bedarf eines guten Willens und nicht einer arroganten Haltung. Das funktioniert nicht so, es geht nur miteinander."
    Auf die Frage bei wem er denn die arrogante Haltung ausgemacht habe sagte Stürmann:
    "Ich habe großes Vertrauen in die Deutsche Sporthochschule."
    Und anscheinend eher nicht in die Trainerakademie. Da dürfte es ihm wohl ein Dorn im Auge sein dass die Trainerakademie mittlerweile eigene Wege geht in Sachen akademischer Partnersuche. Und zwar anstatt des naheliegenden Richtung Sporthochschule einen weiteren Richtung Großbritannien: Dort können die Absolventen der Trainerakademie seit September einsteigen in den Studiengang Master of Sport Coaching der Metropolitan University in Leeds. Und ganz frisch ist die Kooperation des deutschen Skiverbandes und der Trainerakademie mit der Universität Leipzig. Die sportwissenschaftliche Fakultät erkennt einen Großteil der Kölner Ausbildung an. Anschließend können die Diplom-Trainer des Skiverbandes in Sachsen ein Restprogramm absolvieren und das mit dem Bachelor abschließen.
    Manchmal führen die weiteren Wege offenbar schneller ans Ziel.