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Traktoren für Havanna
Erste US-Fabrik auf Kuba seit über 50 Jahren

Ein US-Amerikaner mit kubanischen Wurzeln plant den Bau einer Fabrik für kleine Traktoren auf Kuba. Sie sollen mithilfe der kubanischen Regierung, von Exilkubanern sowie von Hotels und Restaurants finanziert werden. Denn wenn die dortige Landwirtschaft produktiver wäre, müsste Kuba nicht länger den Großteil seiner Lebensmittel importieren.

Von Anna Marie Goretzki | 26.05.2016
    Farbfoto einer Totale von zwei kubanischen Bauern, die Pause machen, ihre traditionellen Ochsengespanne warten auf dem Feld unter Palmenbäumen
    Die traditionelle Landwirtschaft mit Ochsengespannen ist für Menschen und Tiere anstrengend und nicht sehr ertragreich (Imago/Blickwinkel)
    Die Kühle des Morgens nutzt Juan Ricardo Montes, um mit seinen beiden Ochsen ein kleines Feld in Havannas Vorort Alamar für die Gurken-Aussaat vorzubereiten. Seinen Pflug ziehen – wie auf vielen kubanischen Feldern – Ochsen.
    "Die Arbeit ist hart. Vor allem wenn die Erde trocken ist und verklumpt. Für die Tiere ist es anstrengend, aber auch für den, der hinter dem Pflug geht." Ab elf Uhr macht die Hitze die Arbeit unerträglich.
    Zwei US-Unternehmer wollen, dass es Landwirte wie Juan Ricardo Montes in Zukunft einfacher haben. Saúl Berenthal und Horace Clemmons haben in den USA bereits die ersten kleinen, roten Traktoren gebaut. Bald soll ihre Traktorfabrik Cleber LLC auch auf Kuba produzieren. Es ist das erste US-Unternehmen seit mehr als 50 Jahren, das die US-Regierung auf der Karibikinsel genehmigt. Sául Berenthal, einer der beiden Teilhaber, hat selbst kubanische Wurzeln:
    "Ich habe immer gedacht, dass sich die USA und Kuba eines Tages auf eine neue Politik einigen würden. Das passierte dann im Dezember 2014. Wir dachten, dass wir im Bereich der Landwirtschaft dem kubanischen Volk am ehesten helfen könnten".
    Kleine, wendige Traktoren für Felder von nur 20 bis 40 Hektar
    Clemmons und Berenthal bauten einen Trecker, für den ein US-amerikanisches Modell aus den 1950-ern Pate stand. Ein kleines, sehr wendiges Gerät, angepasst an die Erfordernisse der meist nur 20 bis 40 Hektar großen Felder kubanischer Bauern. Ihren Traktor tauften sie »Oggún«. Auf den Namen eines Gottes des afroamerikanischen Santería-Glaubens.
    "Wir wollten einen Traktor entwerfen, der nicht nur effizient ist, sondern auch leicht zu bauen und zu warten. Die Landwirte können ihn eigenständig reparieren oder neue Ersatzteile einbauen."
    Die rund 8900 Euro pro Traktor sollen die kubanische Regierung finanzieren, Exilkubaner, die ihre Familien auf Kuba unterstützen wollen, oder Hotels und Restaurants, die ein Interesse daran haben, dass die kubanische Landwirtschaft produktiver wird. Einen Teil der Erträge müssen alle kubanischen Landwirte an den Staat verkaufen. Saúl Berenthal:
    "Kuba importiert 80 Prozent seiner Lebensmittel. Also wenn man Kuba die Maschinen, die Technik gibt, um die landwirtschaftliche Produktion zu steigern, dann verringert man die Importe. Und das so eingesparte Geld könnte für andere Dinge ausgegeben werden, die für Kubas Wirtschaft wichtiger sind."
    Gemeinsam Geschäfte zu machen
    Wenn alle bürokratischen Hürden überwunden sind, will die Cleber LLC ab Ende 2017 in der Sonderwirtschaftszone des Hafens von Mariel, westlich von Havanna, ihre Traktoren produzieren. Saúl Berenthal möchte mit den Traktoren einen Beitrag zur Annäherung zwischen den USA und Kuba leisten:
    "Das ist die beste Art, die beiden Nationen zu versöhnen: Gemeinsam Geschäfte zu machen, die gewinnbringend für beide sind. So kommen sie einander am ehesten wieder näher."
    Dann kann sich auch der Exilkubaner vorstellen, auf die Insel zurückzukehren. Mit seiner Frau schaut er sich gerade nach einem Haus um.